Ich weigere mich.

Ich weiß nicht, wie oft ich mich darüber schon aufgeregt habe. Und jetzt ist es auch mal wieder soweit. Mir ist vor ein paar Tagen förmlich der Kopf geplatzt und das hört nicht auf.

 

Worum gehts?

Es geht mal wieder um das unsägliche Ding mit dem Lektorat. Und als Clickbait: es geht auch um Bücherklau und meinen Status als Autorin.

 

Ich weigere mich.

Ich bin dagegen, dass ein vorhandenes Lektorat (und am Besten noch ein bezahltes), ein Qualitätskriterium für Bücher ist.

Wikipedia: Als Bearbeitungsform umfasst das Lektorat für gewöhnlich die rechtschreibliche, stilistische,grammatikalische und inhaltliche Verbesserung von Texten. Das Aufgabenfeld eines Lektors umfasst über die Tätigkeit des Lektorierens hinaus aber auch die Prüfung der eingehenden Manuskripte oder Typoskripte, die Zusammenstellung eines Verlagsprogramms, das Publikationsmarketing und die Begleitung von Skripten bis zur Veröffentlichung. Durch einen Korrektor werden Texte rechtschreiblich und grammatikalisch überprüft. Die stilistische Bearbeitung wird als stilistisches Lektorat bezeichnet, das zwar zumeist ein Korrektorat einschließt, jedoch stets darüber hinausgeht.

Ein unlektoriertes Buch kann trotzdem ein Korrektorat genossen haben! Denn die schlichte Rechtschreibprüfung ist etwas gänzlich anderes, als eine umfassende Bearbeitung des Textes, die auch den Inhalt einschließt.

Jetzt ist ein Lektorat aber teuer. Und als Selfpublisher hat man es sowieso schwer und verzichtet aus verschiedensten Gründen vielleicht darauf. 

 

Ich habe das getan. Weil ich schlicht und ergreifend kein Geld dafür übrig hatte. Und da mag es sein, dass da stilistische Fehler drin sind. Also ... Augen, die wandern (der Klassiker), oder eine Dialogzeile, die nicht gesagt, sondern gezwinkert wird. Anfängerfehler.

 

Das alles bedeutet aber erstens nicht, dass mein Buch schlecht ist. Es hat einige Schwachstellen, aber es scheint doch viele derart zu überzeugen, dass ich immer wieder positive Rückmeldungen bekomme. Seltsamerweise sind es oft die Kollegen, die sich an den Fehlern stoßen und reiben.

Das sind manchmal Leute, die selbst irre lang an ihren Texten rumfeilen und Geld ausgeben, um den und den noch drüberschauen zu lassen. Die sich dann völlig verlieren, weil sie den Überblick nicht mehr haben, die wievielte Version ihres Textes sie nun schon vor sich haben. Und sie sind so tief innerlich verunsichert, dass es doch nur ein Lektor retten kann, das Häufchen Unglück. Und die mich anfeinden und förmlich von sich stoßen, weil sie es nicht begreifen können, wie man einfach so ... (Wenn ich so viel Geld ausgegeben hätte und dann keiner mein Buch kauft, oder einfach einer daherkommt und 'nichts' ausgegeben hat, dann wäre ich auch bitter.)

 

Aber man kann! Man kann die Fähigkeit haben, ein Buch einfach so zu schreiben. Man kann Talent haben.

 

Man kann es auch tun, wenn man keins hat. Ja. Und man kann auch kein Talent, aber ein riesiges Selbstbewusstsein haben. Man kann ein Grund für absolutes Fremdschämen sein, mit einem grottigen Cover und einer peinlichen autobiografischen Beichte. Oder einer Masturbationsvorlage. Das ist alles erlaubt! Weil ... weil es die Freiheit gibt, zu publizieren! Und das ist gut so! Es muss nicht immer die Verlagsdiktatur sein, denn wer sagt denn, dass die Verlage der Hüter eines allwissenden Gerätes sind, welches ihnen sagt, was gut und was schlecht ist?

Nee, sie haben kein so ein Gerät, sie haben Lektoren. Sie haben Leute, die sich um das Verlagsprogramm kümmern und schauen, wie der Verlag Geld einnimmt. Da geht es nicht nur um Qualität, sondern um Kommerz. Natürlich haben die auch Ansprüche! Aber weder Lektoren noch Verlage sind Götter, die angebetet werden müssen.

 

 

Ich will diesen Dünkel nicht mehr. Dieses Gelaber, dass die Verlage die Hüter der Buchkultur sind, und dass Selfpublisher Dilettanten sind. Ich will, dass sich die Hetzer an ihren Ansprüchen verschlucken und endlich den Mund halten. Denn für jede Perle, die ein Verlag publiziert hat, gibt es hunderte, die abgelehnt wurden. Und es ist oft nur der Dickköpfigkeit mancher Autoren zu verdanken, dass Bücher trotzdem erschienen sind. 

Und wer sich die Verlagslandschaft anschaut weiß auch, dass es welche gibt, die mit Freude Schund produzieren, weil der auch Geld bringt. Mein Lieblingsschundverlag Egmont Lyx erfreut mich regelmäßig mit Leseproben die so furchtbar sind, dass mir neben den Lachtränen auch welche der Trauer über die Wangen laufen. Und die Sachen von denen laufen wie geschnitten Brot. Lektorierter Schund.

 

Ich will nicht bestreiten, dass Texte besser werden können! Nein, das tue ich nicht! 

Ich will nur bestreiten, dass kein Text unlektoriert gut sein kann!

Oder anders gesagt: Ein Text wird nicht durch ein Lektorat gut! Er wird vielleicht besser, aber ... wie sagte es eine in einer Diskussion: Man macht aus einem ausreichenden Text einen befriedigenden. Und aus einem guten Text vielleicht einen sehr guten. Aber aus einem ausreichenden Text kaum einen sehr guten. Es kommt auf das Ausgangsmaterial an. Und das bezweifel ich auch nicht!

Aber noch einmal: Zu sagen, dass kein Text unlektoriert sein soll, ist schlicht und einfach falsch. 

 

Was aber unbestreitbar ist: kein Text sollte unkorrigiert sein. Dafür gibt es die verschiedensten Möglichkeiten. Und kein Text sollte gestohlen werden. 

 

Ich finde es schlimm, dass die jüngsten Abschreib-Affairen wieder auf die Selfpublisher zurück fallen. So etwas gab es auch schon immer. Ist kein neues Phänomen.

 

Ich bin froh, dass die meisten Selfpublisher den Kopf hoch halten. Es ist ein sauschweres Geschäft. Auch ohne Bashing. Die meisten von uns geben alles und ein bisschen mehr, um ihr Buch gut zu machen und haben es nicht nötig, dass man die Nase über sie rümpft.

Daher: Lasst euch nichts erzählen. Es braucht keinen Bücher TÜV oder eine andere Zensur. Was schlecht ist, wird einfach nicht gelesen werden. Und die, die ewig zischen und motzen ... die können mich mal.

Ich weigere mich, mich schlecht deswegen zu fühlen. Ich bin Autorin und glaub auch, dass ich eine ganz gute bin. Und falls ich meinen eigenen Ansprüchen mal nicht mehr genüge, dann höre ich auf. Aber nicht, weil ich nicht genug Geld für eine optionale Dienstleistung hatte. 

 

Foto: Impressed Arts.