Selbst- und ständig?

Ich habe gerade einen Fragebogen über Selbstständigkeit ausgefüllt. So richtig mit Zahlen und so. Und manche Fragen brachten mich schon zum Nachdenken.

 

Bin ich erfolgreich? Wann ist man das? Und ich rede jetzt nicht über das Imposter Syndrom, also das Ding, wo man sich umschaut und denkt: Die meinen wirklich mich? Oder wo ist der Promi, auf den die warten?

 

Zwischengedanke: Sobald Menschen denken, jemand anderes ist ein Promi, werten sie den komplett anders! Ich hab jahrelang auf die Accounts meines Kindes aufmerksam gemacht. Aber erst, als ich letztens erstaunt über den massenhaften Zuwachs ihrer Instagram Präsenz was dazu postete, sind einige dazu übergegangen, ihr auch zu folgen. Als ob sie jetzt plötzlich BESSER geworden wäre. Was und dabei schmerzlich bewusst ist: Dieser "Erfolg" ist nur einer Modeerscheinung geschuldet. Die Leute lieben gewissen Content, den sie da gemacht hat, weil das ein Trend war. Was sie eigentlich macht, und wo ihr Herz dran hängt, das wird diese Menschen nicht abholen. Was macht man also mit dieser "Berühmtheit"?

Ist das erfolgreich? Irgendwie nicht, denn es nutzt ihr nichts. Ist vielleicht ganz nett für die Eitelkeit, aber essen kann man es nicht.

 

Also geht es bei Erfolg schon um etwas, was dabei "herausspringt", oder? Ich meine nicht nur Geld, sondern auch andere Dinge. Wäre ich zum Beispiel wirklich erfolgreich, so würde ich wohl mal von Leuten angesprochen, die die Mittel haben, mir zu noch mehr Erfolg zu verhelfen.

Was ich damit meine? Ich war ein paarmal zum Beispiel auf der BuCon, die fantastische Veranstaltung, die begleitend zur Frankfurter Buchmesse läuft und das Genre der Phantastik befeuert. Die werben damit: "Da laufen auch sicher einige Vertreter großer Publikumsverlage rum und suchen nach Nachwuchstalenten." Ach? Mir ist noch keiner begegnet. Was da passiert sind allerdings Zusammenrottungen von Autor*innen, die dann Dinge zusammen tun, später, mehr oder weniger erfolgreich.

 

Aber vielleicht bin ich halt auch einfach nicht gut genug, für diese Talentsucher. In meinem Kopf bin ich zu gut. Ich bin zu seltsam. Darauf ruhe ich mich aus. Ich kriegs ja auch alleine hin.

Und darauf bin ich stolz, auch wenn ich mir von Stolz nichts kaufen kann und echte Großverlagsautoren, die auch mal auf der BuCon rumliefen, mir sagten: Stolz wäre falsch. 

Ich weiß nicht, ob die einen anderen Stolz meinte, als ich. Ja, Stolz hat immer ein bissl was von Arroganz, aber eben auch von gesundem Selbstbewusstsein. 

 

Bin ich also erfolgreich? ja, nach meinen Maßstäben schon. Ich hab ne Menge geilen Scheiß gemacht. Wirklich. Ich mag auch alles noch. Ich würde es wieder so tun. Ich liebe es, mir meine Sachen anzugucken und sie zu präsentieren und zu verkaufen. Ich schäme mich nur für manches, was im Zusammenhang mit manchen anderen "Partnern" gelaufen ist. Aber auch das wird vorübergehen. Und nein, ich nenne keine Namen. Vorwärts, nicht rückwärts ist die Richtung.

 

Nach der Umfrage bleibt aber ganz klar übrig: Hätte ich meinen Mann nicht, wäre ich geliefert. Klar, ich könnte irgendwo arbeiten gehen, aber Rente oder sowas? Vergiss es. Wie war das mit dem Klima und dem Golfstrom?

Drum: Erfolgsdruck, rutsch mir den Buckel runter. Leck mich kreuzweise. Ich guck, dass ich ein guter Mensch bleibe und wenn es irgendwann hart auf hart kommt, dass nutzt uns allen die angesparte Rente nix mehr, weil sie entweder nix wert ist, oder alles zusammengebrochen. 

 

Wer die Umfrage auch ausfüllen will: hier klicken

 

Ansonsten bin ich ganz happy mit meinen Patreons und dem Einkommen von dort. Wenn du mitmachen willst: hier klicken

 

Das IGING sagt mir heute: 

Konzentriere dich auf dein inneres Gleichgewicht und deine Integrität. Setze neue Prioritäten. Mache dich frei von Vorurteilen. Dann verstehst du auch alle anderen Menschen besser.

 

In diesem Sinne: Alles Liebe!

Wie man morgens aufsteht

Ich bin Frühaufsteherin. Das kann einem den ganzen Tag versauen, wenn man so früh wach ist und all den Mist von Gestern liest. Aber Spätaufsteher sind konfrontiert von dem Mist, den die Leute schon gemacht haben, während er noch pofte ... neee.

Manche haben generell Probleme überhaupt aufzustehen.

Ich hatte letztens einen Diskurs mit einer mir unbekannten Person per mail. Sie schrieb mich an und lobte erst meinen Blog und all meinen Kram, um dann über ihre Tätigkeit zu erzählen. Sie ist ebenfalls Autorin, aber unzufrieden.

Jetzt bin ich einerseits keine gute Ratgeberin, denn ich bin hart ungeduldig. Ich hab kein Verständnis für Ausreden. Ich hab da keine Zeit für.

Andererseits habe ich recht früh in meinem Leben etwas verstanden: Es gibt erstens nur ein Leben und zweitens bist du prinzipiell allein.

Das ist nichts, was mich schreiend davonrennen lässt. Ich bin immer wieder überrascht, wie wenige Menschen das lernen oder umgekehrt, wie viele das so beängstigend finden, dass sie sich lieber selbst aufgeben in einer miesen Beziehung/Arbeit/Freundeskreis/Angewohnheit, als sich zu verändern.

Es gibt diesen Spruch von dem Vogel, der auf dem Ast sitzt und sagt: Was, wenn ich falle? Und die Stimme sagt: Was, wenn du fliegst?

Wenn er es nicht ausprobiert, wird er es nie erfahren und auf seinem Ast verhungern. Und klar ist auch: So lange er nicht los fliegt, weiß er nicht, was außerhalb des Busches so los ist! Er hat nur Stimmen gehört, Geräusche und Licht. 

Sicher denkt er alles mögliche - so sind wir. Da sind schlimme Dinge. Hunger, Kälte, Gefahren. Tod. Alles besser als los fliegen? Und dennoch fliegen sie alle los.

So wie wir eben: Unsere Sorgen und Ängste sollten uns nicht daran hindern, etwas zu tun. Klar müssen sie validiert werden: Es ist in Ordnung, sich Sorgen zu machen. Aber das eigentlich Wichtigste ist das losfliegen. 

Was also tun? ok, man kann noch ein bisschen mit den Flügeln rütteln, um die Muskeln zu stärken. Man kann noch ne Weile horchen, ob da draußen was Schlimmes sein könnte, aber dann: Ab die Post!

Diese Autorin war so unzufrieden mit sich, dass ich meinen Vorsatz, nichts dazu zu sagen, über Bord warf und ihr Ratschläge gab. Das wurde direkt abgestraft. Sie wäre zwar unglücklich, aber da könne man nichts machen und ich hätte sie offenbar falsch verstanden und darum wolle sie mich nicht nerven.

Ich meinte dann, dass das von ihr wie eine selbst erfüllende Prophezeiung klingt (niemand kann mir helfen, schaut, ich hab es versucht, und die kann es auch nicht, also muss ich ja schlimm sein, lieber schnell weg). Das fand sie auch blöd und wir haben uns regelrecht gezofft. Sie hat allerdings auf jede meiner mails wieder geantwortet.

Mein Fazit: Da ist ein Piepmatz, der auf seinem Ast sitzt und nie los fliegt. Die Gedanken kreisen und alle Ideen, wie man das ändern könnte, werden als unausführbar betrachtet.

 

Wie man also aufsteht und losfliegt?

Man tut es. Ich habe Strategien, wie ich eben nicht über schlimme Dinge nachdenke. Hilfreich ist es, über Projekte nachzudenken. Listen zu machen und aktiv zu ignorieren - nein Quatsch, aber dann ist es aus dem Kopf. Etwas, was man heute nicht erledigen kann, muss keinen Raum im Heute einnehmen.

 

Zu sagen: Das klingt ZU einfach, das schaff ich nicht, ist halt ... naja, dann verhungerst du auf dem Ast.

Und weil ich mir sehr schmerzhaft bewusst bin, dass ich nur ein Leben habe und weil ich weiß, dass nur ich losfliegen kann, ich ganz allein, niemand kann das für mich tun, darum flieg ich.

 

Ich steh morgens auf und mach Dinge. Ich mach viele Dinge. Ich denke nicht über Sinn und Unsinn nach. Die besten Dinge mache ich sogar, wenn ich krank bin. Der innere Zensor hat meistens Redeverbot. Ab und zu darf er mal raus, dann frag ich ihn ob er einen Keks oder Schoki will und meistens will er das.

 

Ich sag das nicht leichtfertig. Das ist zum Heulen hart. Zu verstehen, dass niemand kommt, dass niemand für dich schreibt, dass niemand deine Nöte und Bedürfnisse wirklich versteht, tut sehr sehr weh. Wir Menschen sind so gepolt, dass wir denken, da wäre jemand oder etwas. Wir suchen nach einem Sinn. Dabei müssen wir die Sinnhaftigkeit in uns selbst finden.

 

Es gibt diesen Zen-Koan (eine Art Lehrgeschichte im Zen), wo der Schüler den Lehrer fragt, ob er ihn lehren könnte ... es geht im Zen immer um Erleuchtung, Erkenntnis, um diesen Moment des Einsseins mit dem Universum und so. Der Lehrer nimmt den Schüler und taucht seinen Kopf ins Wasser. Der Schüler kämpft um sein Leben und als er prustend wieder auftauchen darf, sagt der Lehrer: Du kommst wieder, wenn du die Erkenntnis so sehr wünschst, wie das Atmen gerade.

So ist das bei mir. Die Pole: Dir rennt die Zeit davon, dein alter mieser Körper ist nur ein faulendes Gefäß für all deine Ideen und was du noch machen willst - und: Was soll der Scheiß, das interessiert niemanden und keiner braucht dich - sind beide stark. Und an dem Reibungspunkt passiert meine Magie. Da entsteht das Tun. Und zwar nicht aus Angst, sondern aus der Reibungsenergie. 

 

Und dann flieg ich halt los. Ich weiß nicht genau, wohin, aber da ist Licht, da sind Dinge, da ist Leben.

Ob mein Kram dann gut ist, ob das andere brauchen und on manches sinnlos war - ist ein ganz anderes Thema.

 

Das ist kein Pep-Talk oder Ratgeber. Jeder muss seinen eigenen Weg finden. Aber ich frage euch: Warum hat diese Frau mich angeschrieben? Denn wenn ich sagte, dass sie offenbar Hilfe braucht und bitte das und das tun könnte - dann wollte sie nicht. Da habe ich wenig Verständnis, denn wer auf dem Ast sitzt, der verhungert irgendwann.

 

Ohne je die Welt gesehen zu haben. Das Buch geschrieben zu haben. Das Lied gesungen zu haben, den Mund geküsst zu haben.

 

Sehr traurig.

 

Also, hopp, flieg!

 

Alles Liebe!

 

(Ja, man darf mich natürlich anschreiben, ich bin meistens sehr nett. Ich hab nur wenig Geduld mit Ausreden.)

 

Die Bilder sind Aufkleber, die mein Kind Eva gemacht hat und die man in meinem Shop kaufen kann.

 

Pantha Rei!

Ich hab mir dieses Jahr einiges vorgenommen. Das kann ich, weil es mir wieder gut geht. Ich hab eine Änderungen im persönlichen Bereich gemacht. Und auch im beruflichen.

Ich werde keinen China Scheiß mehr verkaufen. Ich versuche, mehr Partnerschaften mit mir nahestehenden Kreativen zu machen. Das ist auch schon einiges angelaufen. Aber das bedeutet für mich, meine Gewinnspanne wird deutlich kleiner. Das nehme ich in kauf, weil mir Gewinn zwar gut tut, aber nicht das wichtigste ist.

Wer Sorge hat, ich könnte das nicht schaffen, der kann mich gerne auf Patreon unterstützen. Das ist nämlich mein Butter und Brot. Oder umgekehrt eher. Egal, und Erdnussbutter oder Marmelade oben drauf noch! Die Einnahmen aus Patreon reichen, um meine Tätigkeit nicht ganz als sinnlos zu erhalten.

Keine Sorge, hier kommt kein Rumgejammer über die Kunstwelt und so. Es ist, wie es ist.

Du kannst immer noch alles bei mir im Shop kaufen. Glaub mir, es lohnt sich immer. Ich versuche das Einkaufen bei mir immer zu belohnen ... 

Ich werde auch nicht auf so viele Veranstaltungen gehen. Ich werde nicht aufhören, ein Steampunk zu sein, aber mich mehr auf Veranstaltungen aufhalten, die etwas mit mir als Autorin machen. Denn nur das, was man macht, bringt einen weiter. Und die Steampunk Szene macht in manchen Dingen Zeitreisen, und zwar in Zeiten, die ... unschön waren. Und dann wird plötzlich nicht mehr unterschieden zwischen Darstellung einer seltsamen Subkultur oder der Realität. Die Grenzen zwischen einem Re-Enactment, also der historisch korrekten Darstellung und dem "versteampunkifizieren" von Vergangenheiten verschwimmen. Und manchmal reicht ne Schweißerbrille mir nicht, um zu sagen: Wir sind keine menschenverachtenden Kolonialisten, sondern liebe knuddelige Steampunks ...

Ich sag das so deutlich, weil ich der Meinung bin, es muss gesagt werden. Es muss mit dem Finger drauf gezeigt werden, dass manche vergessen, dass das Zeiten waren, die unfassbare Gräueltaten rechtfertigten. Und das darf einfach nicht vergessen und schon gar nicht als lustige Show verwurstet werden. Nachher denken die schlichten Gemüter oder die Kinder, das wäre ja alles ganz ok und lustig. Völkermord ist aber nicht lustig.

Darum möchte ich lieber mehr Autorin sein, und weiter Bücher schreiben, in denen mein Amt genau solche Dinge verhindern kann. Und das tu ich!

Ich hab ein neues Projekt, mit zwei anderen Autoren gemeinsam. Wir schreiben einen Roman über den Bau eines großen Luftschiffbahnhofs in Baden-Baden. Das wird rasant, witzig, düster und unheimlich! Und es gibt tolle Mitmach-Optionen für alle, die schon im Vorfeld interessiert sind. Ich teaser das jetzt nur an, mehr dazu in den nächsten Wochen.

Ich würde mich freuen, wenn wieder mehr meiner Bücher gekauft würden, statt Broschen und Ketten, drum überleg ruhig, ob du nicht jemandem eines schenken möchtest oder ob du wirklich ALLES gelesen hast! Na??? hihi.

Hier der Link zu PATREON

 

Bleib veränderlich!

Das Stillehalten

Im Deutsch Leistungskurs hielt ich einst ein Referat über Thomas Mann. Ich mochte seine Kurzgeschichten. Ich mochte, dass es Strukturen gab, die man erkennen und durchschauen konnte. Bis heute erinnere ich mich daran, dass Farben eine wichtige Rolle spielten und nutze das bei meinem Schreiben.

Mann schieb eine Geschichte namens Tonio Kröger. Und in der Essenz geht es darin darum (hihi), ob der Schriftsteller selbst nur ein Beobachter der Welt sein darf, oder ob er aktiv an ihr teilhaben soll, um sie akkurat beschreiben zu können. Ich glaube, jede Autorin denkt ab und zu genau darüber nach.

 

Als ich meine ersten Bücher schrieb, war ich persönlich an einem Tiefpunkt meines Lebens. Ich war krankgeschrieben mit einer Art Burnout und musste mich selbst wieder zusammenklauben. Ich hatte glücklicherweise ein Coaching und das war eine unschätzbare Erfahrung. Am Ende traute ich mir zu, den Weg der Autorin furchtlos zu betreten, um zu schauen, ob das was für mich wäre.

Und dann ging alles schnell und steil und ich ritt diese Wellen. Nach einigen Jahren war ich bekannt wie ein buntes Hündchen - wenn auch nicht berühmt oder monetär erfolgreich. Verwechselt das bitte nicht. Aber ich hatte ne Menge Spaß. Und es ging weiter. Der erste Stand war noch mit zwei Büchern und einem Poster, aber bald konnte ich drei-vier-fünf oder mehr Meter füllen. ich hatte Veranstaltungen, da waren wir vom Amt die Hauptattraktion und der Auf- und Abbau dauerte ewig. Mein Haus füllte sich mit Waren, mein Leben mit Terminen.

Und das war gut so. Viele Jahre war das ok.

 

Aber jetzt ist das vorbei. Irgendwie ist mir zunächst der Spaß an der Sache abhanden gekommen. Das hat mit vielen Faktoren zu tun. Veranstalter wollen wirklich viel von einem, lassen einen dabei aber oft echt allein. Das ist anstrengend, zusätzlich dazu, dass man eigentlich immer einen Spagat machen muss zwischen Dingen, die man immer dabei haben muss und neuen Dingen. Irgendwann ist ein Punkt erreicht, wo die Stammkunden eigentlich alles für sie interessante gekauft haben und man die gerne weiter bedienen möchte, aber das reicht eben nicht. Es rechnet sich aber nicht, Dinge nur für Stammkunden zu machen und die anderen ... nun, das kommt auf die Veranstaltung an. Da, wo viele Leute sind, die einen nicht kennen, da verkauft man seine Bestseller gut. Da ist es aber anstrengend und man kann nicht mit den lieben Freunden (und Stammkunden) reden, weil man ja verkauft. Und bei anderen Veranstaltungen sind alle lieben Leute, verkauft man aber nix, redet dafür viel , packt aber dennoch Waren aus und wieder ein, hat Fahrtkosten, Zeit und Energie verbraucht.

Ganz zuletzt muss ich gestehen, dass mit meine Homebase, also der Steampunk und die Steampunks etwas verleidet sind. Es gibt da viele Individuen, aber leider einige Strömungen, die in Richtungen driften, die ich absolut nicht unterstützen kann. Und obwohl die Aktionen "Steampunk gegen Rechts" immer großen Anklang finden, saugt es hart viel Energie, dass andere einfach so auf Veranstaltungen Dinge zeigen, die schlicht nicht gehen. Die Veranstalter sind dann entweder träge oder einfach zu gewinnorientiert aufgestellt. Es ist ihnen vielleicht auch schlicht egal. Aber ich möchte bitte nicht neben Aufbauten stehen, die zeigen, wie schamlos heutzutage Leute ihre Gesinnung wieder zeigen, für die man einstmals nach einem schlimmen Krieg vor Gericht kommen konnte. Und die auch immer noch illegal sind, aber man findet ja Wege und wir sind ja alle so tolerant ...

 

Da ich selbst nicht kapitalistisch aufgestellt bin, kann ich darum schlicht sagen: Nö. Mach ich nicht mehr. Ich brauch weder Ruhm noch sonstwas. Ich brauch weiterhin nette Leser und Käufer von manchen schönen Dingen, die ich herstelle oder machen lasse, aber mehr nicht.

Und dass ich das hier so sagen kann, empfinde ich als hartes Privileg. Das habe ich meinem Umfeld zu verdanken. Danke an alle, die mich auch unterstützen und gut finden, wenn ich nicht in Klamotte auf einer Veranstaltung herumstehe.

Dass ich das sagen kann bedeutet aber auch, dass ich mental durch ein tiefes Tal gewandert bin. Ich wusste zunächst eigentlich nur, was ich nicht mehr wollte. Ich weiß jetzt erst so langsam wieder, was ich will.

Das ist übrigens immer mein Weg. Viel verzweifeln daran, dass sie erst wissen wollen, wo es hingeht. Ich guck erst mal, was mich eigentlich stört, was mich einengt, was mich daran hindert, frei atmen und glücklich leben zu können. Wenn ich das weiß und beseitige, dann sprudelt bald mein Quelle wieder und alles fügt sich von allein.

 

Ich habe dazu gestern mal wieder das IGing befragt:

Zeichen 52: Das Stillehalten/Der Berg

Stillehalten seines Rückens,
so dass er seinen Leib nicht mehr empfindet.
Er geht in seinen Hof und sieht nicht seine Menschen.
Kein Makel.

 

Deutung: "Die wahre Ruhe ist die, dass man stillehält, wenn die Zeit gekommen ist, still zu halten und dass man vorangeht, wenn die Zeit gekommen ist, voranzugehen. Auf diese Weise ist Ruhe und Bewegung in Übereinstimmung mit den Erfordernissen der Zeit. Dadurch gibt es Licht des Lebens.

Das Zeichen ist Ende und Anfang aller Bewegung. Der Rücken wird genannt, weil im Rücken alle Nervenstränge sich befinden, die die Bewegung vermitteln. Wenn man die Bewegung dieser Rückenmarksnerven zum Stillstand bringt, so verschwindet sozusagen das Ich in seiner Unruhe. Wenn nun der Mensch innerlich so ruhig geworden ist, dann mag er sich der Außenwelt zuwenden. Er sieht in ihr nicht mehr den Kampf und das Gewühl der Einzelwesen und hat deshalb die wahre Ruhe, wie sie nötig ist, um die großen Gesetze des Weltgeschehens zu verstehen und dementsprechend zu handeln. Wer aus dieser Tiefenlage heraus handelt, der macht keinen Fehler."

 

Schön, oder?

Und damit sind wir wieder bei dem, mit dem ich begonnen habe: Nehme ich am Leben teil oder bin ich besser nur Beobachterin?

Ich sage: Beides. Nur jedes zu seiner Zeit.

 

Und ich nehme mir jetzt eine Auszeit. Ich werde vermutlich nur noch ganz wenige ausgewählte Veranstaltungen machen.

Seht es mir nach, ich kann nicht anders. Wer mit mir interagieren will, ist herzlich eingeladen, mir auf Patreon zu folgen (geht ab ca 1 Euro/Monat) oder schlicht auf Facebook. Wobei das echt nervt. 

 

Ich hab die meisten von euch immer noch lieb, drum wünsche ich euch auch Seelenfrieden und dass ihr wisst, was ihr nicht wollt. Alles andere kommt dann. Glaubt mir. 

Alles Liebe!

 

5 Schreib-Tipps von Kay Noa

1. Die Idee einer Geschichte ist Kunst. Das Schreiben ist erstmal Handwerk. Das heißt, ihr müsst es lernen. Doof, weil Arbeit. Gut ist aber, man kann es eben auch lernen. Wer sehr viel (und das Richtige) gelesen hat, stellt intuitiv an eine Geschichte die richtigen Erwartungen und erzählt seine eigene auch entsprechend. Aber selbst dann wird es mit Technik und Regeln besser. 

 

2. Ach ja, Regeln: Regeln sind dazu da, dass man nachdenkt, bevor man sie bricht.  Hat meine Oma gesagt, gilt aber auch beim Schreiben. Das heißt, Schreibregeln sind Tipps, die in ungefähr 90% der Fälle zu besseren Geschichten führen. Was aber auch heißt, dass es etwa 10% gibt, wo es völlig in Ordnung ist, wenn man an einer bestimmten Stelle, bewusst (!) die Regel bricht und so erzählt, wie es die Story verlangt. Ich rate nur davon ab, zu oft Regeln in einer Geschichte zu brechen, weil es dann beim Lesen schnell ermüdend wird, "Hauptsache anders" ist selten unterhaltsam. Dürrenmatt sagte mal: Schreiben ist wie Schach, in der Eröffnung ist man frei, der Rest folgt logischen Zwängen und handwerklichen Vorgaben. 

 

 

3. Was ist für euch Erfolg? 

Nobelpreis oder Blockbuster? Das sind zwei völlig unterschiedliche Herangehensweisen, so wie ein 3-Sterne-Menü oder eine richtig gute Currywurst. Beides hat seine Berechtigung, aber beim Schreiben wie beim Präsentieren sind das völlig andere Akzente, die nur in Ausnahmen zusammenpassen (und die sind nicht planbar). Darum seid klar in euren Zielen. Schreiben ist Kommunikation mit Unbekannten, überlegt wenigstens ungefähr, wer der Mensch vor euren Zeilen sein könnte, wie ihr ihn erreichen, idealerweise fesseln und von eurer Geschichte überzeugen könnt.

 

4. Kenn dein Genre - und zwar die Klassiker ebenso wie den Mainstream. Dein Publikum kennt sie nämlich auch. Entweder direkt oder weil sie Autoren lesen, die sie kennen. Und darum ist es sehr schwer, Epische Fantasy an Tolkien und Howard oder Horror an Poe und Lovecraft vorbei zu schreiben, weil sie die Eckpfeiler des Genres gesetzt und damit die Leseerwartung definiert haben. Man muss es nicht genauso machen, aber da, wo sie geschrieben haben, holt ihr euer Publikum ab.

 

5. Geduld! Michael Ende sagte als Kind seiner Zeit mal, literarischer Erfolg sei eine Frage des Portos. Das hat sich mit E-Books und Internet verändert aber im Grundsatz stimmt es weiter. Sehr, sehr viele Bücher, die heute Tausende (Millionen) lesen, haben sehr lange gebraucht, um dort anzukommen. Kaum vorstellbar, dass Harry Potter zigmal abgelehnt wurde und überhaupt erst mit Band 4 richtig zum Hype wurde. 

Übrigens Poe, den ich oben als Horror-Ikone erwähnte, hat seinen Erfolg nicht mal erlebt, der kam erst posthum. Das wünsche ich euch nicht, aber ein dickes Fell und langer Atem sind für den Bucherfolg unabdingbar!

 

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Schiebung!

Manchmal läuft es einfach nicht. Und das ist tatsächlich wörtlich gemeint. Wenn man nämlich irre viel vor sich herschieben muss, dann kann man nicht laufen. Das ist wie ne Schneewand. Und dann kann man ein bisschen was reißen, wenn man sich zum Schneepflug macht, aber das war es auch schon. Der Schnee bleibt ja da.

Sich zum Pflug zu machen kostet aber auch irre viel Anstrengung.

Und eigentlich ist man schon fertig, wenn man noch an der Tür steht und auf das Schneefeld starrt.

Vielleicht bleibt man dann auch lieber zuhause.

 

So war mein Zustand lange Zeit. Ich will nicht auf die einzelnen Punkte eingehen, also jede Schneeflocke ausbreiten und jeden Blizzard benennen. Fakt ist aber: Ich war ne Zeitlang schlicht fast handlungsunfähig.

Naja, hab ich halt Rimworld gespielt.

Ich hab immer noch viel geschissen bekommen, so im Vergleicht zu jemandem, der WIRKLICH Depressionen oder so hat. Ich hab Ware bekommen und verkauft. Das bedeutet, ich habe Pakete gepackt und verschickt, ich hab meine Familie gehabt, Hundis, und auch ein bisschen geschrieben, denn schließlich verdienen meine Patreons ihre monatliche Geschichte.

Das Spannende ist, dass mich Patreon auch nicht wirklich belastet. Dass meine Patreons etwas von mir möchten, ist gut, denn da ist Wertschätzung und Liebe dahinter.

Was nicht gut ist, sind oft - leider - Veranstaltungen. Nicht die Veranstaltung selbst, sondern das Drumherum, das, was der Besucher nicht sieht oder sehen soll. Ich habe da schon einige Male drüber geschrieben, darum hier nur so viel: Wenn Veranstalter nicht lernen, die Händler besser zu behandeln, dann wird das nix. Aber ich sehe immer noch irre viele, die sich ausbeuten lassen, die nur im Geheimen über manche Zustände reden und aus irgendwelchen Loyalitätsgründen dennoch wieder hingehen.

Ich nicht. Das muss für mich ein Ende haben.

 

Was bedeutet das? Ich habe da lange drüber sinniert. Es hin und her gewogen, Für und Widers bedacht.

Ich wäre nicht da, wo ich wäre, wenn ich nicht so viel auf Veranstaltungen gegangen wäre. Isso. Ich wäre aber auch nicht da, wo ich wäre, wenn ich nicht stets dafür gesorgt hätte, dass ich da mit einem Plus rausgehe. Und klar ist: Nur mit Büchern hätte ich das nicht erreicht.

Aber Bücher sind das, was ich verkaufen will. Meine Welt ist die, die ich den Leuten präsentieren will. Und nicht Glitzerkram aus fernen Landen.

Aber was macht man, wenn Kunden sagen: "Ach, 12 Euro für das Buch, nee ich lese ja kaum, ich hab da ne Blockade. Och, 20 Euro für Glitzerdingens? Das gönn ich mir. Man hat ja sonst nix Schönes im Leben!"

Und ich denk: Du hättest für 12 Euro mehr Leben gehabt. Sorry.

Und das sind die Momente, wo alle verlieren: Ich, weil ich solche Dinge denke und der Käufer, weil er sich um eine tolle Erfahrung bringt.

Ich rede dann nicht vom Verlust von Lebenszeit, die man mit Auf- und Abbauen, mit Rumfahren zu billigen Absteigen und auf der Suche nach noch was zu Essen verbringt.

Wenn also diese Verluste sich auftürmen und zu Blizzards werden, dann muss ich halt einfach sagen: Entweder, ich mach nur noch Glitzerkram, und lass das mit den Büchern, oder ... Wäre ja einfach, oder? Lass halt die Divas zuhause und kauf nur noch Kram. Der wellt sich nicht bei Feuchtigkeit, der ist nicht so schwer, der ist von jemand anderem gemacht und es tut nicht weh, wenn jemand sagt: Auf Seite 3, 67 und 235 waren aber Tippfehler!

Oder ich mach nur noch Bücher. Geh aber nicht mehr raus. Denn reine Bücherveranstaltungen haben oft noch miesere Bedingungen und ich war auf zu vielen, wo sich die Aussteller nur gegenseitig die Bücher abgekauft haben. Natürlich kann man jetzt sagen: Dann geh halt auf Bessere, aber  ... aber aber ...

 

Da ist noch viel Schnee, den ich wegschieben muss. Und ich glaube, ich warte ein wenig auf besseres Wetter. Dann schmilzt mancher Schnee. Und bis dahin nutze ich jede Gelegenheit, einiges von der Last zu reduzieren.

Es ist ein gutes Zeichen, dass ich auch schon darüber reden kann, denn lange zeit war ich eigentlich stumm. Und das kenne ich ja gar nicht von mir.

Vermutlich werde ich weiterhin viele Fehler machen, die sich zu Schneewehen auftürmen können, aber so ist das halt. Ich wollte nur mal darüber gesprochen haben.

Ich hoffe, bei euch gibt es nicht so viel Schnee, alles Liebe jedenfalls!

Hund&Katz - Bucherstellung

Ich mach gerne Bücher. Ich schreib sie nicht nur gerne, ich setze auch super gerne und mach die Cover und all den Shizzel drumherum. Und das Blöde daran, ich hab es nicht gelernt.

Früher habe ich mit OpenOffice gearbeitet, jetzt mit den Affinity-Programmen. Die sind von der Leistung her wie die entsprechenden Adobe Programme, aber sie sind es eben nicht ... und da fangen oft die ersten Probleme an. Druckereien sind es nicht gewohnt, mit Laien zu arbeiten. Sprich: Es gibt da eine gesamte Sprache, die man lernen muss. Und die Hilfeseiten sind immer auf Adobe zugeschnitten.

Aber naja, so ist das halt. Dauert dann eben alle länger.

Schon allein zu entscheiden, was da alles drauf soll! Auf so ein Cover, mein ich. Und dann, was nicht darauf soll. Ich hab jetzt ungelogen am Ende nochmal zwei Wochen da dran gearbeitet, eigentlich immer den ganzen Tag. Das bedeutet aber auch: Was dran machen, kurz was anderes machen, wieder gucken, sieht das noch gut aus? Fehlt da was? Was, wenn ich einen Rahmen drumherum machen? Oder einen anderen? Was wäre mit dem? Und wenn das doch noch ne andere Farbe wäre? Oder ne andere Schrift?

Ich probier das alles aus. Und manchmal wach ich morgens auf, guck drauf und entscheide mich, alles umzuwerfen. Nochmal neu, anders, neu denken.

Und wenn dann das Grundgerüst steht, dann kommt die Feinarbeit. Und ich bin ja ein fieser Pfuscher. Ich wurstel mich zurecht, bis ich merke: Du hast 15 verschiedene Grüntöne da drin. Also muss ich 14 davon nochmal anwählen und vereinheitlichen.

Und dann ... muss es für die Druckerei fertig gemacht werden. Plötzlich sieht alles doof aus, weil man es in cmyk umwandeln musste. Und irgendein Zwischenpfusch rächt sich plötzlich hart. Jede Stelle will akribisch untersucht werden. Alles muss stimmen, nichts darf übersehen werden.

Selbst beim endgültigen Auswerfen kann man noch was falsch machen, und dann kann man es noch falsch abspeichern und hat plötzlich vielleicht nur noch eine Version, die man nicht mehr bearbeiten kann .... fuck fuck fuck.

 

Hätte ich das mal gelernt. Und mir nicht mit 50 Jahren noch draufgeschafft.

Aber nunja, so ist es halt. Und den Umständen entsprechend bin ich jetzt fix und fertig.

Es hat nur 6 Versionen gebraucht, bis die Druckerei an meinem Textfile nichts mehr zu meckern hatte. Und am Ende bin ich tatsächlich stolz, dass ich es verbessern konnte, was da falsch war. Obwohl es vermutlich nie falsch gewesen wäre, wenn ich das alles mal gelernt hätte.

 

Erwähnte ich, dass ich es liebe? Ich hoffe, das Endprodukt sieht auch so aus, und verströmt so viel Liebe, wie ich hineingesteckt habe.

Jetzt guck ich, was ich als nächstes mache ... 

 

 

 

Imposter und Kritik

Wenn ich das alles gewusst hätte ... oder auch: Eigentlich wäre es leichter, Brötchen zu verkaufen.

In meinem Leben laufen gerade zwei Dinge gleichzeitig: Ich hadere arg mit mir als Autorin und meine Tochter bewirbt sich für ein künstlerisches Studium.

Sie hat, wie jeder es hätte, Sorge, dass sie nicht angenommen wird, nicht gut genug ist.

Lustigerweise habe ich diese Sorge überhaupt nicht. Für mich ist völlig klar, dass jeder bescheuert wäre, sie nicht in seinem Team haben zu wollen.

Gestern Abend haben wir darüber gesprochen und mir wurde klar, dass ich dennoch Sorgen habe. Denn: Was, wenn sie auf die blöden Leute trifft?

Es gibt da mehrere Sorten:

In jedem künstlerischen Bereich muss man sich irgendwie präsentieren. Egal, auch Schriftsteller. Sie müssen ja ihr Werk irgendwie an den Verlag, also an den Agenten bringen. Und das macht man persönlich. Man poliert sein Exposé, sein Werk, seine Homepage, seine Zähne. Schließlich geht man zum Friseur, denn ein gutes Autorenfoto muss ja auch sein. Und manche können das eben besser. Sie sind die, die sofort nach vorne gehen, die sich in Pose werfen, die schamlos auf jeder sozialen Plattform darüber gackern, was sie tolles leisten, wie toll sie und ihr Buch/Song/Film ist.

Und man selbst denkt sich: Seufz, was bin ich blöd, wo ist das nächste Stück Kuchen?

Dann gibt es die, die alle vernetzen wollen. Die dabei aber ständig nur Energie saugen, weil sie noch was und noch was machen wollen. Und am Ende nur sich selbst dabei dienen. Ja, die sind ne Untergruppe der ersten Fraktion, aber sie tun immerhin so, als würden sie an andere denken.

Dann gibt es die, die alles besser wissen. Die dir genau sagen, warum dein Buch/Lied/Film kacke ist, warum du da und da zu wenig oder gar alles falsch gemacht hast. Die hemmen dich in deinem Schritt, weil ihre nörgelnde Stimme in deinem Kopf immer da ist, um dir zu sagen, dass du nicht gut genug bist.

Ebenfalls eifrig sind die Rezipienten: Sie stoßen deine Nase in jeden Kommafehler, in jedes schwache Verb oder strafen deine Klischees. Und egal, ob sie damit recht haben, oder nicht, sie vergessen oft, auch das Gute an deinem Werk zu erwähnen. Übrig bleibt ein bespritzter Scherbenhaufen.

Auch fein sind die Dinge, die niemand wirklich bewusst tut, die aber hart sind: Lesungen zu denen niemand kommt, oder keiner zuhört. Märkte auf denen man neben anderen Autoren steht und die verkaufen und verkaufen, während man alles wieder einpacken muss. Preise, für die man weder nominiert wurde, noch sie bekommt, wenn doch.

 

Und ewig winkt am Ende, egal, wie gut es läuft, das Imposter-Syndrom: Zu glauben, man hätte es nicht verdient. Man wäre aus Versehen hier, und alle würden doch irgendwie denken: Warum ist die auf der Bühne? Was hat die hier zu suchen?

 

Es hilft auch nicht, dass man eine Schar lieber Menschen hat, die einem immerzu sagen, wie stolz sie sind ... denn man selbst misst sich immer nur am Stand der Dinge. Und ist man gestern noch diejenige mit vielen Verkäufen gewesen, kann es heute schon ganz anders sein und man zerfrisst sich mit Gedanken, was man falsch gemacht hat. 

 

Aber: Wenn man es schafft, sich selbst und sein maßloses Anspruchsdenken zu reduzieren, dann kann man es ein bisschen genießen. Dann kommt der Zauber wieder, und dann, ihr Lieben, dann freue ich mich über jede Freude eurerseits und das ... DAS ist es, wofür ich schreibe. Nicht für Verkäufe oder Preise oder Listen. Für Freude.

 

Falls ihr das Gefühl habt, es sollte mehr Freude geben, und Eva (meine Tochter) sollte mehr davon erleben, dann könnt ihr sie zb auf Patreon unterstützen. Schon ab einem Euro. Hier klicken. Die wird mal groß. Guckt zu!

 

Wofür ich meine Zeit ver(sch)wende

Mal wieder eine kontroverse Sache, aber etwas, was mir von Anfang an blöd vorkam: Neukundenwerbung.

Alles, was wir auf Social Media so machen, ist Kundenwerbung.

Und täuscht euch mal nicht: Man kann so oft denken (und posten) wie man will, dass man das nur für sich selbst macht und es einen nicht interessiert, was andere denken ... aber dann bräuchte man es ja auch nicht zu posten, oder? Man hofft also auf Kundschaft, auf Leute, die das liken und damit eventuell sogar interagieren.

Das gilt für Privatpersonen ebenfalls, denn die Währung heißt da: Aufmerksamkeit. Wichtigkeit. Bestätigung.

Für mich als Autor ist die Währung natürlich noch: Geld. Verkaufte Bücher, gelesene Seiten, Empfehlungen.

Ist ganz einfach. Wie ein Einarmiger Bandit: Post oben rein und unten hoffentlich der Jackpot raus. Oder?

In Wirklichkeit frisst der Bandit halt deine Pennys und das Casino gewinnt immer. Der Jackpot ist so schwer zu bekommen, dass sich jeder die Frage stellen sollte: Will ich den wirklich?

Denn was setzt man ein? Zeit (die man an diesen Posts feilt), Geld (denn Zeit ist Geld) und nicht zu unterschätzen: Selbstwertgefühl.

Denn es funktioniert halt nicht. Egal, was die Erfolgreichen dir sagen: Deine Posts funzen nicht so, wie die von denen. Deine werden nicht zig mal geteilt. Sie werden nicht enthusiastisch kommentiert. Sie werden vielleicht noch nicht mal geliked.

Bist du also nicht liebenswert? Nicht gut (genug)?

Nee. das alles hat nichts mit dir zu tun. Wir Menschen sind einfach so. Was ganz viele andere gut finden, das gucken wir automatisch anders an. Und wenn es jemand sagt, den ganz viele andere gut finden, dann denken wir: Das muss gut sein.

Man kann sich dann noch selbst bescheißen und es trotzdem schlecht finden, weil man halt so "anders" und außergewöhnlich und "dagegen" ist, also so wenig Mainstream, dass man aber doch in seiner (riesigen) Community für diese "andere" Haltung ganz viel Applaus sucht und findet.

Beispiel: Du bist anders, du bist schwarz, du bist ein Goth, die bist nicht Mainstream, du bist böse und etc etc.. Komisch nur, dass dein Geschäft EMP fette Kataloge hat und Pummeleinhörner ein Riesen-Markt sind. Wo sie doch so anders sind. Sind sie eben nicht.

Ist ja auch nicht schlimm, denn eigentlich gieren wir danach, irgendwo dazu zu gehören.

 

Jetzt komm ich mal zurück auf Neukundenwerbung. Sieht man, wenn man den Telekommunikationsmarkt anguckt ganz hervorragend. Irre viele Stores, Angestellte, Marketing und Zeit gehen für die Neukunden drauf. Und am Ende bricht doch alles zusammen, weil der nächste hippere billigere oder gar (keuch) bessere Anbieter kommt und alle wechseln oder weil es heimlich still und leise einer schafft, der einfach nur gut und günstig ist.

Und keine Werbung macht. Keine Investitionen in die gesamte Neukundenwerbungsinfrastruktur. Sondern: Haltet euch fest: in ein gutes Produkt, faire Preise und eine stabile Leistung.

Und das spricht sich dann rum und er wächst auch ohne großen Aufwand.

 

Das ist, was ich machen will. Weil die ewige Hetze, welche Plattform jetzt die beste ist und ob es ein aufwändiger Buchtrailer sein muss, die langatmige Blogtour oder die ganzseitige Anzeige oder doch Tik-Tok ... lass mich doch in Ruhe. Während der Zeit kann ich schreiben, mit dem Geld kann ich Sachen machen und wenn die gut sind, dann empfehlen mich die Leute ganz ohne Aufwand weiter.

 

Drum verwende ich meine Zeit eher dafür, Dinge zu tun, statt mich anders zu validieren. Funktioniert ganz gut.

 

Achtung: Wer es anders macht und damit gut fährt, hat meine volle Bewunderung! Mein Weg ist nicht der einzige und ich werde ganz sicher keine Online Seminare anbieten, wie man es ebenso macht. Weil das mein Weg ist und der ist eben für mich gut.

Aber: Finde bitte deinen Weg, hinterfrage dich ständig! Kosten-Nutzen-Rechnungen sind das A&O.

Du hast nur ein Leben.

Alles Liebe und haltet die Ohren steif!

 

Warum ich kein Arsch sein will.

"HERE IS HOW platforms die: First, they are good to their users; then they abuse their users to make things better for their business customers; finally, they abuse those business customers to claw back all the value for themselves. Then, they die."

Das ist ein Gedanke von Cory Doctorov (den er in dem Artikel schreibt, den ich mit seinem Namen verlinkt habe).

Ich versuch das mal zu übersetzen:

"So sterben Plattformen: Erst sind sie nett zu ihren Benutzern; dann nutzen sie die Benutzer aus, um die Lage für ihre Geschäftemacher zu verbessern; am Ende nutzen sie die Geschäftemacher aus, damit sie (die Plattformen), wieder mehr Geld bekommen. Und dann sterben sie."

Auch wenn ich das mies übersetzt habe, ist das doch etwas, was jeder von uns merkt. Egal ob das nun Facebook oder Insta oder so ist. Oder auch Dinge in der realen Welt. Wir fühlen uns alle nach einer Weile verarscht, weil wir erst der wertvolle, tolle Kunde sind, der vielleicht mit einem Schnupperangebot gelockt wurde, ein Geschenkchen bekommen hat oder was auch immer. Wir sind dann da und freuen uns. Und dann werden wir zugeballert. Und wir machen am Anfang noch mit, bis es nicht mehr lustig ist. Dann sind wir die unbequemen, unlukrativen Altkunden und man will uns schon fast loswerden, weil wir nur noch Karteileichen zu sein scheinen.

Ich liebe Facebook eigentlich. Ich mag Insta ein bisschen und der Rest kann mich mal.

Und am aller allermeisten mag ich Patreon.

Jetzt könnte ich es auf Patreon ja machen, wie diese Plattformen: Ich könnte auf Wachstum setzen. Ich könnte alle Neukunden sofort arg fett belohnen. Ich könnte Verlosungen machen, bei denen die Neukunden genau die gleiche Chance haben, etwas zu bekommen, wie die, die schon lange da sind.

Ich finde das unfair. Selbst wenn jemand mir dort nur einen Euro im Monat gibt, aber vielleicht von Beginn an dabei ist, ist er/sie mehr wert, als der/die Neue. Weil: Die Zeit, die jemand mir zuhört, mir "treu" ist, ist ebenso wertvoll, wenn nicht gar mehr. Denn Patreon ist ja nicht nur Geld. Es ist Motivation. Wie ich immer sage: Dort sind endlich die Leute, die exakt eines wollen: Dich. Das was DU zu sagen hast. Was DU zu geben hast.

Und natürlich nutze ich das Geld und es ist super und gut, aber noch mehr hilft es mir, dass viele Leute nicht nur mal einen Monat lang da sind, sondern bleiben. Und auch wenn sie nicht alle meine Beiträge lesen, tun sie es doch mehr, als wenn ich mal wieder auf facebook was poste oder mich gar an einem Filmchen versuche. Da ich nur begrenzt Zeit habe, mach ich also das, was ich am Besten kann.

Und versuche dabei, nett zu meinen Leuten zu sein. Zu allen. Und wirklich wertzuschätzen, wenn jemand schon echt lang dabei ist. Hey, Kumpel, denk ich dann. Schön, dass du da bist.

Und nicht: Ey, Geldproduzent, wie kann ich dich melken.

 

Weil: Sonst sterben wir ... alle. Sonst stirbt das, was wir Menschlichkeit nennen.

Inspiriert ist dieser Blogeintrag auch von einem von Chuck Wendig, einem der lustigsten und weisesten Autoren, deren Newsletter ich lesen darf.

 

Was will ich sagen? Bei mir gibts keine 10% als Neukunde. Eher 10% als Bestandskunde. Ach, das mach ich doch direkt mal. Ich bin dann mal bei Patreon.

Ein Spiel erfinden - und vermarkten

Es ist jetzt schon ne Weile her, dass ich das Wichtelspiel "erfunden" habe. Aber heute ist der Tag nachdem es im "Fernsehen" war. Fernsehen ist in Anführungszeichen, denn das Medium ist ja inzwischen ein bisschen anders geworden. Ich bin mit drei Programmen aufgewachsen, dann über ein paar hundert zu Streaming-Diensten gegangen. Gucken was man will, wann man will. 

Und gestern lief eine Sendung, zu der ich eingeladen war.

Genial gedacht - Der Tüftlercheck. Auf Vox, produziert von den immerfleißigen Endemolshine-Productions.

Die Erfahrung war witzig. Vom ersten Moment an.

Ich bekam eine mail: Sie haben da doch was erfunden ... möchten Sie ...? Und ich so: HÄ? Wie ...? Aber dann dämmerte es mir: Bei der Recherche sind die vermutlich genau auf diesen Blog gestoßen. Wie schön!

Aber Fernsehen? Und da kommen wir wieder zu "Fernsehen". Man denkt ja über die Öffentlich-Rechtlichen noch so: Seriös. Und über die anderen, die "Privaten": Alles käuflich, Verarsche und gescriptet.

Also hatte ich direkt wenig Lust. Sagte aber meinem Kinde Bescheid und die sofort: JAAAA! 

Ich dachte dann ein bisschen nach. Und da man sich bewerben musste dachte ich auch: Ach komm, laber mal was inne Kamera. (Ja genau so. Kein Script oder so. Zwei Takes und abegeschickt.)

Dann hab ich das erst mal vergessen. Und bekam dann die Nachricht: Du bist dabei!

Schreck. Echt? Warum? Finden die nix Besseres? Ich hab das um und um gedreht und dann dachte ich: Wenn es einzig und allein als Ergebnis hat dass mehr Menschen Evas tolle Bilder sehen, dann kann eigentlich nix schief gehen.

Versteht man das? Es geht beim Erfolgserlebnis (also nicht um einen messbaren Erfolg, sondern das Erlebnis, meines, mein persönliches) ja darum: Was definiere ich als Erfolg? Was ist der beste Outcome?

Und die Schwierigkeit ist immer, abzugrenzen, was andere für Erfolg halten. Denn das ist ja nicht MEINE Definition.

Es geht mir also nicht darum als Anja im Fernsehen zu sein. irgendwie zu glänzen, zu gewinnen (man konnte in der Show gewinnen: drei Tüftler treten gegeneinander an), oder die Beste zu sein oder danach sofort irgendwas ... egal, ihr versteht. Nein: Mein Wunscherfolg, den ich übrigens auch schon auf die Spielemesse hatte ist: Die Leute sehen das Spiel und sagen spontan und ungefiltert: Das sieht ja toll aus! 

Ob sie es dann haben wollen, steht auf einem anderen Blatt, aber erst mal Begeisterung.

Warum mir die anderen Sachen nicht so wichtig sind? Nun, natürlich ist es toll, wenn Leute das Spiel dann auch kaufen, aber wenn es nur rumläge, weil es dann doch zu komplex wäre ... fänd ich doof. Oder wenn sie es kauften, weil ich gewonnen hätte und MAN es dann haben MUSS (so wie die Schmuckausgabe eines Bestsellers ...) ... NÄ.

Also war ich eigentlich entspannt. Ich hab meine Latte so gelegt, dass ich bequem drüberhüpfen kann.

Der Detlef war dann auch echt lustig, das Filmteam sehr lieb und wertschätzend. Am Set waren alle sehr bemüht. Ich fand ehrlichgesagt das Set etwas öde und dachte erst: Wann gehts denn jetzt ins Studio ... bis ich kapierte, dass das das "Studio" war ... nunja. 

Wirklich schockiert haben mich die anderen Erfinder. Die waren beide nett, aber der einen zb hat 60.000 Euro in sein Ding gesteckt und zig Patente dafür gekauft etc ... der andere macht das beruflich. Nachdem ich das (innerhalb ein paar Minuten, ich bin ja neugierig) rausbekommen hatte, dachte ich kurz: Mann, du bist das Opfer hier. Die haben dich reingenommen weil du erstens die Quotenfrau und zweites das Opfer bist.

Das sind böse Momente, die man überwinden muss. Sich in die Opferrolle zu fügen liegt mir aber nicht, drum hab ich das für mich gedreht. Die zwei Testerinnen, die es noch nicht mal schafften, auch nur Ansatzweise die Anleitung zu lesen ... das waren die Opfer. Die wurde ja auch regelrecht vorgeführt ... Und am Ende ist es halt leider so: Die verpassen was!

Ach, es wurd schon arg arg zusammengeschnitten. Wir hatten hier zuhause mit dem Moderator wirklich Momente, da liefen uns Tränen aus den Augen, so sehr haben wir gelacht. Und er hat sich wirklich arg über seine Karte gefreut.

 

Egal: ich wusste also schon lange, dass ich "verloren" habe. Ich wusste auch, dass ich nicht verloren habe. Aber die Ausstrahlung würde ja zeigen, ob ich wirklich verloren habe, oder? Was würden die anderen sagen?

Wieder so eine Sache: Ist das wichtig? Ja, es ist wichtig, wenn man etwas verkaufen will.  Aber das Wichtelspiel ist an sich bezahlt. Jeder Verkauf jetzt ist ein Gewinn. Das Wichtelspiel war überhaupt von Anfang an ein Gewinn: Soe viele gute Dinge sind passiert! Noch bevor ich die Förderung bekam, hatten viele viele Leute daran geglaubt und mir als Vorbesteller Geld gegeben. Ohne zu wissen, was sie eigentlich genau bekommen! Dieses Vertrauen, dieser ERFOLG, das ist es, was zählt. Nicht das, was jemand anders aus einer seltsamen Konkurrenzsituation draus macht und ob ich da "gewinne". Der Typ, der gewonnen hat, der hat ne riesen Firma mit Angestellten und ist so drauf, dass er zwar von der österreichischen Höhle der Löwen eingeladen wurde, aber keine Zeit hatte ... hahahaha. Netter Kerl, aber damit kann ich mich doch nicht vergleichen? Wo kann sich eine Maus mit einem Elefanten vergleichen? Das ist total unsinnig - und übrigens glaub ich auch der Knackpunkt des Formates.

Aber ich will auch da nicht rumbashen, das ist nicht meine Absicht. Die haben getan, was sie tun wollten und mussten.

Ich hatte mir die Folge in Ruhe mit meinem Kind angeguckt, schon vorher, weil man das im Streaming so konnte und hab dann am Sonntag zusammen mit meiner Familie gemütlich meine Lieblingsbrüder geguckt.

Dass ich dann dennoch überrascht wurde, und so lieb, so schön ... ach, das ist ein weiterer Erfolg! Es haben noch während der Sendung ganz viele das Spiel bestellt, mit tollen Bemerkungen dazu, wie schön und wie großartig und und und ...

Ich hab gewonnen. Ganz ganz viel. Erfahrung und Glück. Und wer jetzt denkt, das bieg ich mir nur so zurecht, der soll das tun. Aber es ist halt mein Leben und mein Kuchen: Wer denkt, das Leben sei nur toll, wenn man den ganzen Kuchen bekommt, der weiß nicht, wie schön es ist, mit anderen zusammen zu essen, abzugeben, sich zu freuen, wenn es ihnen schmeckt und vielleicht die Kirsche seinem Kind zu geben, weil die die am liebsten mag und ... ihr versteht vielleicht. Und wenn nicht, dann kann ich auch nicht helfen.

 

Also Danke an alle, die mir liebe Kommentare schicken! Niemand braucht mich bedauern, bedauern wir lieber alle, die sich was entgehen lassen, weil sie nicht lesen wollen.

 

Kuchen? (hihi)

 

 

Narrative, Teil 2: Kontrolle

Im letzten Blog-Artikel zitierte ich den Satz: Controlling the narrative - Das Narrativ kontrollieren.

Kann man das überhaupt?

Naja, versuchen kann man es. Wie in der Facebook-Diskussion schon jemand sehr hilfreich erklärte: Man passt seine Erzählungen ja an. Man passt irgendwann auch sein Denken an. So weit, dass man denkt, das, was man erzählt, wäre die Wahrheit.

Das ist also das eigene Narrativ - das, was man den anderen von sich erzählt.

Und dann gibt es das, was die Leute erzählen. Von dir. Oder von der jeweiligen Situation.

Und beides will man nun kontrollieren?

Ja, das geht. Bedingt.

Kontrolle ist ja etwas, was uns Sicherheit gibt. Das fängt schon bei Kleidung, Frisur und Schminke an, denn die Menschen sehen uns ja zuerst. Bevor man sich noch erklärt hat. Tattoos sind ein gutes Beispiel. Schwupp ist man immer noch eine Art Asi. A-sozial. (Was übrigens tatsächlich nicht mehr bedeutet, dass man keine Menschen mag, sondern möglicherweise Sozialhilfe bezieht.) (und das sollte eigentlich nicht Assi abgekürzt werden, denn was soll das bedeuten? Assel? As-Sozialer (So ein Fdp-ler, der eigentlich reich geerbt hat, aber einen auf sozial engagiert macht?))

Für Promis gibt es einen Haufen Stylisten, die dieses "Image" dann herstellen. Aber das klappt auch nur bedingt. Wer kennt sie nicht, diese 5000 Fotos, von denen man auf 4996 Scheiße aussieht? Drum sind sie - die Promis - schick, so lange sie nicht blinzeln oder sich mit dem kleinen Finger im Mund rumpulen.

Oder die Fotos von Promi-Paaren, die etwas beweisen sollen. "Sie sind einander zugewandt", sagte der Körpersprach-Experte. Drei Fotos weiter musste Prinzesschen aber mal drauf achten, wie sie die Treppe heruntergeht, wendet sich also diesem Problem zu (und vom Prinzlein ab) und schwupp heisst der der entstandene Schnappschuss: "Es herrscht eisige Kälte zwischen ihnen."

 

Ich hab einige Kollegen, die Pseudonyme haben, mehrere Webseiten und andere Dinge, um Kontrolle über die Außenwahrnehmung zu haben. Anstrengend ... 

 

Ich kontrolliere natürlich auch. Allerdings habe ich in meinem Leben viel über Kontrolle nachgedacht. Ich stellte fest, dass die unsichersten Menschen am stärksten kontrollieren. Vielleicht ist das ne Binsenweisheit, aber sie glauben, indem sie alles "im Griff haben", als Pläne für jedwedes Ereignis in der Schublade haben, ebenso Zeitpläne und Denkpläne, dann würde alles "gut". Oder eben einfach nur kontrolliert?

Ist es nicht eine Illusion? Ist es wirklich gut, alles geregelt zu haben?

Und kommen wir zurück zum Narrativ: Was wollen wir dann aussagen? Wir haben alles unter Kontrolle? Wir sind sicher, wir sind verlässlich?

Ich bin oft verblüfft, wie viel Energie in diese Kontrolle fließt. Energie, die ich völlig anders nutze. Statt mir im Vorfeld alles auszumalen, lass ich es auf mich zukommen. Sicher, ein Mindestmaß an Kontrolle hab ich auch. Das macht uns Menschen ja aus. Aber ich versuche eben keine Zeit damit zu verschwenden, für alle möglichen Gegebenheiten gewappnet zu sein.

 

Wenn ich aber ein Narrativ kontrollieren will, dann ist das ganz einfach. Ich poste zb nur ungern, dass es mir schlecht geht. Warum? Die Leute sind doch dann immer so lieb? Ja, sicher sind sie das. Aber ich hab einige Menschen, die posten das andauernd. Die posten eigentlich nur, dass es ihnen schlecht geht, dass sie die Welt doof finden und wie sehr alles lästig und übel ist. Und manche davon kenne ich gut und weiß, dass sie eigentlich gar nicht so sind, andere ... da denke ich: Mann, was bist du für ein anstrengender Mensch.

Ich hab kein Problem damit, wenn mich jemand als anstrengend empfindet! Ich mach das manchmal bewusst (auch hier: Kontrolle). Ich poste unangenehme Standpunkte. Sage meine Meinung.

Aber meine persönlichen Befindlichkeiten? Die gehören mir. Ich möchte da kein Urteil von irgendjemandem drüber. Wenn ich es dann doch tue, und all diese Ratschläge bekomme ... das bessert meine Laune oft nicht.

Und drum mache ich es meist nicht.

Ich sitz aber nicht hier und denk: Das geht niemanden was an!

Ich will es mal so ausdrücken. Es gibt Dinge, die gehen von mir aus (stellt euch so Pfeile vor, die von mir weg zeigen) und es gibt Dinge, die gehen zu mir. Und wenn zu viele Pfeile auf mich zeigen, dann finde ich das komisch. 

"Das geht niemanden was an" wäre ein Pfeil, der von mir auf andere zeigt. Ich glaube aber, dass ich das Verhalten der anderen weder kontrollieren, noch wirklich gut vorhersagen kann. Also versuche ich eigentlich, so wenig wie möglich darüber nachzudenken!

"Ich möchte keine Ratschläge bekommen, also poste ich nicht, dass es mir schlecht geht", ist eine Aktion, die nicht auf andere hinweist. Sie hat ausschließlich mit mir, meiner inneren Einstellung zu tun. Natürlich bedeutet das für die Außenstehenden, dass sie nicht reagieren können, also ist es indirekt auch eine Art Kontrolle ...

ABER: Ich kontrolliere damit meine Ausgangshaltung! Meine innere Einstellung, also MICH. Alles andere fließt um mich herum.

Das ganze ist sehr von östlichen Weisheiten geprägt. Das Handeln durch Nicht-Handeln (wuwei) ist mir sehr wichtig. Ich tue Dinge, erwarte aber nicht von anderen dass sie darauf reagieren. Ich handle, aber nur so, wie ich eben handeln möchte, aus meinem ureigenen Ursprung heraus.

Das hat entscheidende Vor- und Nachteile.

Nachteil: Ich kann niemand anderen verantwortlich machen. Also für ... mein Unglück oder sowas.

Vorteil: Ich muss mir nicht dauernd über andere den Kopf zerbrechen. Ich tu, was ich tun möchte, im Einklang mit meinen Maximen und was die anderen tun, kann ich dann beobachten. Es ist ja nicht so, dass es mich nicht interessiert. Ich liebe auch den Diskurs. Und ich hab auch die Weisheit nicht gepachtet. Wer nicht lernt, der ist tot.

Wenn ich also mein Narrativ nur in der Hinsicht kontrolliere, dass ich mich selbst immer wieder nach meinen inneren Werten kalibriere, dann lebe ich ein Leben unbeschwert von den Meinungen anderer.

 

Was ich also erreichen will -Sicherheit, siehe meinen letzten Artikel- kann ich fast nur aus mir selbst heraus bekommen.

 

Ich glaube aber, dass dieser Artikel noch nicht der letzte meiner Gedanken dazu ist, denn es ist nochmal ein Unterschied, ob ich über mein inneres Narrativ (also meine Gedanken zu mir selbst und meinem Leben) rede, oder das äußere (also was ich anderen über mich erzähle, über meine Arbeit, was andere aus meiner Arbeit machen, was sie über mich erzählen ... etc).

 

Außerdem ist das alles noch sehr durcheinander - aber will ich das geordneter? (hihi) 

Antwort: Ja, eigentlich schon denn: Narrative sind wichtig. Es macht einen Riesenunterscheid im Energiehaushalt. Es definiert, wie ich mit mir und meiner Welt interagiere, wie ich mich in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft fühle und verhalte. (Siehe den Satz: "Es ist nie zu spät, eine miese Kindheit gehabt zu haben." Könnte der nicht auch heißen: "Es ist nie zu spät, eine schöne Kindheit gehabt zu haben?" oder gar: "Es ist nie zu spät, dennoch ein schönes Erwachsenenleben zu führen?")

 

Naja, bis demnächst ... Alles Liebe!

Narrative

Bevor ich die Wikipedia-Definition nachlas, machte ich mir seit ein paar Tagen eigene Gedanken zu dem Begriff "Narrativ".

Ich gestehe, dass es das erste Mal passierte, als ich eine Serie geschaut habe. Und da kam der Satz "Control the narrative!" vor. "Kontrolliere das Narrativ!" Es ging darum, dass etwas geschehen war, was den Protagonisten nicht in den Kram passte. Es passte nicht zu dem Bild, welches diese nach außen projizieren wollten. Und wichtig war dann, dieses Bild zu bewahren. Das Geschehene musste kommuniziert werden, das war unumgänglich, die Frage war nur: WIE?

Mir wurde schlagartig klar, dass das erstens etwas war, was ich nicht beherrschte und zweitens etwas, was wirklich mächtig war.

Ich bin total spontan. Ich durchdenke die wenigsten Dinge, die ich tue. Das bedeutet nicht, dass ich uninformiert bin und lauter dusselige Sachen mache, aber ich belaste mich selten damit, wirklich lange zu grübeln, ob etwas klug ist oder nicht. Ich mach das. Ich mach das oft nicht perfekt, denn man muss doch immer erst mal gucken, ob es funktioniert, oder?

Ich hatte einmal einen Arbeitgeber, der war genau anders herum: Er tat eigentlich nichts, außer eine riesige Blase aufzubauen. Ein Konstrukt zu basteln, und das möglichst perfekt, um darüber hinwegzutäuschen, dass darin eigentlich nichts war. Heiße Luft, aber mit perfekter Homepage, der "richtigen" email-Adresse (bitte kein gmx, oder sowas peinliches!!!) und teuren Möbeln.

Das eine ist ein starkes Narrativ: Die Leute (ich auch) glaubten ihm wirklich, dass er wusste, was er tat.

Ich dagegen ... projiziere glaube ich oft eher die unerträgliche Leichtigkeit des Seins (Ich mochte dieses Buch nicht. Nein.). Und meistens macht mir das nix aus. Ich fühle mich dann auch sicher: ich muss keine Perfektion vortäuschen, weil ich auch keine erreichen werde. Das, was ich erzählen will (und hier ist die Wikipedia-Erklärung: "Als Narrativ wird seit den 1990er Jahren eine sinnstiftende Erzählung bezeichnet, die Einfluss auf die Art hat, wie die Umwelt wahrgenommen wird. Es transportiert Werte und Emotionen, ist in der Regel auf einen Nationalstaat oder ein bestimmtes Kulturareal bezogen und unterliegt dem zeitlichen Wandel.") ist die Unvollkommenheit der kreativen Vision einer einzelnen Person.

Dass ich nicht ganz allein bin, macht mich glücklich. Dass manche meine Visionen besser machen, mitttragen, weiterspinnen, macht mich demütig und dankbar.

 

Ich werde noch weiter über Narrative nachdenken und auch in den nächsten Tagen dazu schreiben. Denn es fällt mir auf, dass ich damit, dass ich verstehe, wie ich und andere Narrative produzieren und konsumieren, die Welt besser verstehe.

Und wenn ich die Welt besser verstehe, gewinne ich vielleicht wieder etwas Sicherheit. Und Kontrolle.

Und nein, obwohl ich jetzt einen schicken Bogen geschlagen habe, will ich mein Narrativ nicht auf Biegen und Brechen kontrollieren. Aber besser verstehen.

 

Ich bin gespannt!

Warum ein Rollenspiel?

Wer hier liest und nicht weiß, was ein Rollenspiel ist, dem sei gesagt, dass ich hier von Pen&Paper rede, und nicht von psychologischen Rollenspielen. Ich meine sowas wie DSA, Midgard, Shadowrun etc, pp. Es gibt inzwischen unzählige und warum ...

Das ist die Kernfrage: Warum noch eins?

Erstens will ich das Rad nicht neu erfinden. Wer Rollenspiele kennt, weiß, dass sie zusätzlich zur Beschreibung der Welt auch ein System liefern, wie man Geschichten in dieser Welt erleben kann. Da geht es um Punkte und Werte, um Attribute und Fertigkeiten. Und wer viel Rollenspiel macht, der hat sein Leib&Magen-System. Da kennt man alles, weiß, wo jede Eventualität im Regelwerk zu finden ist.

Drum will ich kein neues Regelwerk erfinden. Ich möchte nur eine Welt beschreiben, in die die Spieler eintauchen können.

Ich will das, weil ich selbst vom Rollenspiel her komme. Irgendwann ca 1987 habe ich auf der Frankfurter Buchmesse das Regelwerk zu AD&D gekauft - dem großen Bruder von D&D, was heute aufgrund der Serie "Stranger Things" wieder reichlich Zulauf erfährt. Mit meiner Gruppe haben wir in der Küche des Studentenwohnheimes gesessen und uns da rein gearbeitet. Wir waren Paladine und Diebe, Ranger und Krieger, Hobbits und Elfen. Ein Mitspieler ist heute Richter, sein Paladin hat damals den Satz geprägt: "Ich öffne die Tür und was springt mich an?". Wir hatten unendlichen Spaß. Wir haben noch mehr Spieler, neue Systeme und neue Welten entdeckt, und ich kann mit Fug und recht sagen, dass Rollenspiel mein Leben verändert hat.

Um im Rollenspiel (wer bis hierher gekommen ist, und es immer noch nicht gegooglet hat, der sollte das tun, ich erkläre das hier nicht ...) als Master wirklich gut zu sein, muss man ein Gefühl für Spannungsbögen bekommen. Man muss die Gruppe und das Spiel wie ein Dirigent leiten, Dinge vorausahnen und hochgradig spontan sein. Zumindest, wenn man frei Schnauze leitet, wie ich das irgendwann getan habe.

Und ich behaupte, dass das der Grundstein dafür war, dass ich heute gute Bücher schreibe.

Somit komme ich zu zweitens, dem weiteren Grund, warum ich ein Rollenspiel in meiner Welt haben möchte: Ich komme daher. Also meine Fähigkeit, Geschichten zu erzählen, kommt unter anderem da her. Und während ich die Bücher geschrieben habe, war immer in meinem Kopf: Das und das ist geil fürs Rollenspiel!

Drum will ich das und drum mach ich das.

Wen es interessiert, welche Probleme und Gedanken ich sonst noch so habe, der muss hier dran bleiben. 

 

Coverentwurf und Mitgestalter: Xanathon

Wenn Besuch kommt.

Ihr kennt das: Wenn Besuch kommt, guckt man plötzlich anders auf seine Umgebung. Ich bin ja sowas wie ein Einsiedlerkrebs. Ich brauch alles direkt um mich herum. Eine freie Fläche bleibt keine Stunde leer. Ein Tisch ist eine Ablage. Stuhllehnen kann man behängen.

Aber kommt jemand zu Besuch, wird das plötzlich seltsam. Man justiert seinen Fokus, schaut mit den Augen des Anderen und schwupps, findet man nur noch Chaos, wo vorher die innere Ordnung alles schick machte.

Und dann werd ich schonmal bockig. So wie die Leute im Internet, die diese Memes teilen, wo sie sagen: Nimm mich, wie ich bin oder bleib weg!

Ja, mir ist es meist furchtbar wurscht, wie meine Bude aussieht. Wie ich aussehe. Mein Lebensglück hängt nicht davon ab, wie andere mich beurteilen.

Meistens jedenfalls. Manchmal ist das aber doch wichtig. Gerade als Kunstschaffende muss man - finde ich - wenigstens ein paar Gedanken darauf verwenden. Man kann danach immer noch sagen: Schluckt die Kröte, Leute! Aber ob man das tut, hängt ja davon ab, was man erreichen will. Also welches Ziel man verfolgt.

Will man einfach nur und ausschließlich Schaffender sein und so auch beurteilt werden, oder will man ebenfalls die Bemühung machen, sein Schaffen so aufzubereiten, dass die Zielgruppe (die auch gut bedacht sein will) damit das Beste anfangen kann?

Was nutzt nämlich das beste Schaffen, das tollste Kunstwerk, der dichteste Roman und das lebensverändernde Gedicht, wenn es nicht wahrgenommen wird?

Nun gibt es Millionen Möglichkeiten, wahrgenommen zu werden. Da hat man die Wahl. Toll, oder?

Ich wundere mich immer, wie sehr manche genau diesen Schritt als mühsam und nicht gehenswert betrachten. Mir verbietet sich allein mein Stolz auf meine Sachen, diese Bemühung nicht zu machen.

Bemühung - Mühe. Ja, es macht Mühe, denn man übersetzt ja das, was in einem vorgeht. Und wie jede Übersetzung wird es vielleicht ungenügend sein. Es wird vielleicht nicht ankommen, funktionieren, verstanden.

Das tut weh und ist dann oft der Anfang des frustrierten Künstlers. Des "unverstandenen", "verkannten". 

Ich hab meinen Weg darin gefunden, dass ich mir bei all meinen Unternehmungen meistens vorher klar werde, für wen die sein sollen. Sollen sie rein für mich sein - oder für die kleine Gruppe von Leuten, die eigentlich alles gut finden, was ich mache - oder will ich mehr? Welche Bemühungen bin ich bereit, auf mich zu nehmen, um dieses "mehr" zu erreichen?

Wenn es mir also egal ist, wie man mich und meine Bude aka Werke findet, dann räum ich halt nicht gründlich auf, zieh mich halt nicht extra schick an und gestalte den Kram so, wie es für mich ausreicht.

Es kann aber sein, dass ich aufräume, mich in Schale werfe und meinen Kram ein oder zweimal mehr überprüfe, damit er perfekter ist. Das ist dann nicht nur, weil ich von euch geliebt werden will, sondern weil ich euch liebe. Und es mir wichtig ist, verstanden zu werden.

In diesem Sinne: Seid vielleicht nicht immer bockig. Manchmal lohnt sich das echt nicht. Und manchmal ist es einfach das falsche Signal, auch wenn ihr es anders meint.

Alles Liebe!

Bin ich ein Profi, oder was?

Ich hab immer das Gefühl, ich bin ein absoluter Dilettant. Ich kann dies und das und nix richtig. Das macht mir aber meistens nix. Ich habe mich schon lange von diesem Perfektionismus verabschiedet, der nichts bringt außer die Bewunderung von anderen Perfektionisten.

Ich will damit nicht sagen, dass ich bewusst schlampig bin, aber ... es gibt doch dieses 80/20 Ding (Pareto-Prinzip). Also du kannst mit 20% der Arbeit 80% Perfektion, oder Vollendung, erreichen. Aber um die letzten 20% zu erreichen, musst du 80% deiner Zeit aufwenden. Oder so.

Jedenfalls ist es irre viel Aufwand, diese letzten Sachen zu machen. Und da muss man halt wirklich gucken, ob sich das am Ende lohnt.

Ich denke oft über diese Autoren nach, die in Feuilletons besprochen werden. Die Satz für Satz in jahrelanger Arbeit aus ihrem Hirn klauben, nochmal streichen, neu schreiben, verbessern ... das ist nix für mich.

Meine Erfahrungen sind auch: Ich muss machen, was ich gut kann, was mir gut tut und wofür ich mich begeistere. Dann kann ich auch andere begeistern und dann guckt keiner nach den 20% die da fehlen.

Aber das hat natürlich auch Nachteile. Es fehlt halt immer was. Ich bin ein Pfuscher. Ich bin unvorhersehbar. Ich bin sprunghaft.

Jetzt lesen wir mal die Definition von Profi auf Wikipedia. 

" (Bezeichnet) ... die Fachkenntnis einer Fachkraft (in Abgrenzung zum Laientum oder auch zur umgangssprachlichen Verwendung des Begriffs Dilettant) und daraus folgend das Wissen um die Konsequenzen des eigenen beruflichen Handelns („Ein Profi weiß, was er tut.“) sowie die Fähigkeit zur Ablehnung von Aufgaben, die aufgrund der eigenen Fähigkeiten nicht mit ausreichender Qualität bearbeitet werden können (Kenntnis der eigenen Fähigkeiten und Grenzen)."

Fachkenntnisse. Jo, hab ich. Fachkraft bin ich nicht. Warum unterscheide ich das? Nun, es gibt ja Gründe, warum man etwas hierzulande manchmal drei Jahre lernt. Dass ich meinem Mann die Haare schneiden kann und das ganz ok, bedeutet nur, dass ich einen bestimmten Schnitt mit diesen Haaren beherrsche. Einen Lockenkopf zu frisieren ist aber ne ganz andere Kiste.

Konsequenzen des Handelns kennen. Ja, kann ich. Aber auch hier nur über das, was ich schon gemacht, ausprobiert habe.

Ablehnung von Aufgaben ... und da kommen wir zum Anlass für meine Gedanken: das ist für mich eine der wichtigsten Sachen, die einen wirklichen Profi vom Dilettanten unterscheiden.

Wenn ich etwas mache, dann mach ich das von A-Z. Auf mich kann man sich verlassen. Aber wenn ich das Gefühl habe, das schaffe ich nicht, dann kann ich - egal worum es geht und sei es noch so verlockend - doch nicht anders als "Nein", sagen?

 Ich bin auch froh, dass ich das kann. Und dass ich Freunde habe, die das unterstützen. Mir auch bei der Entscheidung helfen.

So wird das zwar nix mit der Weltherrschaft, aber hey ... ich hab meine Ætherwelt, und die ist gut.

Also bin ich ein Profi und doch keiner. Schrödingers Profi.

Bleibt pfuschig!

Was wir uns antun

Ich habe in den letzten Tagen die 9 stündige Doku über die Beatles angesehen. Und heute morgen über Britney Spears gelesen. Und von meinen Autorenkollegen auf facebook und instagram lese ich täglich.

Ich lese Begeisterung und Verzweiflung. Ich lese Elan und Müdigkeit. Ich lese Trauer und Liebe.

Und ich lese sie nicht nur, ich fühle sie.

Gestern kam mir ein Spruch unter, der mich ebenfalls beschäftigt: Ein Buch ist erstmal nur ein Text. Nur mit dem Leser zusammen wird es lebendig.

Wir Künstler sind einsam und dennoch immer im Dialog. Und die meisten von uns sind es genauso viel mit sich selbst, wie mit dem Publikum. Manche können nicht ohne, manche dagegen scheuen die Augen und Ohren.

Worauf will ich hinaus?

Künstler*in sein ist anders als Brötchen verkaufen. Oder Busfahren. Oder viele andere Dinge. Manche Berufe sind irgendwie ein bisschen künstlerisch (Lehrer*in sein zb), aber viele sind es nicht.

Und genau in diesem Unterschied liegt die Schwierigkeit.

Warum ist Busfahren keine Kunst? Aber ein Lied komponieren und singen schon?

Weil Künstler*innen, die machen was mit sich und dem Publikum. Wie die Pflanze auf meinem Vorschaubild zum Blog werfen sie Teile ihres Selbst in den Raum, wie eine Angel, in der Hoffnung, dass irgendwo Halt zu finden ist.

Während des Schauens des Beatles-Filmes (Get Back von Peter Jackson, im Moment noch auf Disney+) durchlebte ich viele Emotionen, während ich den Beatles zusah, wie sie ihrerseits viele Emotionen durchlebten. Und eines war klar. Jeder von ihnen hatte viel zu verlieren. Sie wollten nicht aufgeben. Sie waren die Beatles. Das musste doch etwas wert sein? Aber was? Man sieht sie, wie sie das ausloten. Man sieht sie mutlos, angestrengt, auch frustriert. Und dennoch kommt jeder jeden Tag wieder, bis auf einen Bruch ... aber dann ging es weiter. Bis zum Ende, bis zu diesem Konzert, welches keines war, sondern nur der Beweis, dass man es kann. Das man es wollte und konnte.

Und aus dem Schmutz wurde ein Diamant.

Ich lass das mal so stehen, obwohl ich noch vieles dazu sagen könnte.

Aber ... der Titel hier heißt: Was wir uns antun. Ich hab es an anderer Stelle mal genannt: Das Herz aufreißen. Wobei man sich weniger das Herz an sich aufreißt, man entblößt es eher. Ist wie Schorf, den man täglich abknibbelt, damit die Wunde nicht zugeht, damit diese Empfindlichkeit bleibt, denn Schmerz ist dann auch ein Gefühl.

Wir brauchen sie, diese Gefühle. Sänger*innen müssen sie herausrufen, Schreiberlinge erleben sie an Tasten, Tänzer*innen springen und drehen sich. Wir brauchen den Tanz auf dem Seil, die Gefahr, abzustürzen. 

"Was ich schreibe ist Mist. Was ich singe, ist Mist. Niemand will mich sehen/hören/lesen. Wer braucht das alles schon?" Minütlich arbeiten wir gegen das Dunkel an. Nicht aufgeben. Immer weiter. Bis zur Erfüllung. Und dann das nächste Projekt. Wir sind fast immer wund.

Warum ich Britney genannt habe? Das ist, was man den Künstlern zum Teil antut. Man wringt sie aus und benutzt sie. Ich bin gespannt, was sie nun aus sich macht.

Nach "Let it be" haben die Beatles sich getrennt. Und jeder von ihnen hat weiter erfolgreich Musik gemacht. Weil sie nicht zu reduzieren waren auf die Schubladen. Weil sie wollten, konnten und mussten. 

Britney wird vermutlich auch weiter machen.

Ich auch. Und meine Autorenkolleg*innen hoffentlich auch.

Und wer jetzt hier Busfahrer ist, und beleidigt, der möge sich bei mir melden. Ich habe große Hochachtung vor dem Busfahren. Sorry. Ich schenke dir was, zur Kompensation.

Jetzt muss ich weiter schreiben. Dinge, die vielleicht keiner liest. Aber ich tue es dennoch. Haltet bitte auch eure Herzen offen für die Angelhaken, die wir Künstler auswerfen, damit wir euch erreichen und bereichern können.

Das ist es, was wir uns gerne antun.

Wie erfolgreich will ich sein?

Wie erfolgreich will ich sein?

 

Ich bin ein Stein im Fluss. Wieviel Wasser kann ich aufhalten? Wie groß muss ich werden, um es zu verlangsamen? Wie viele muss ich werden, um es aufzuhalten? Oder will ich einfach nur drin liegen und ein wenig Spaß mit den Vorüberziehenden haben?

Jede Entscheidung, die man als selbstständiger Autor trifft, hat etwas mit der Anstrengung zu tun, die man aufwenden muss, die nicht die des Schreibens ist.

 

Schreiben, Kreieren, Schöpfen, das allein kostet schon viel Energie. Dazu kommen die ganzen Gedanken darüber, wie man den Kram ans Volk bringt. Für welches Volk schreibt man, wen will man erreichen, wie macht man das? Jede einzelne Entscheidung will gemacht sein. Jede hat Auswirkungen auf den Stein und das Wasser.

Ich habe entschieden. Ich habe nur eine gewisse Menge an Energie und Ressourcen. Ich werde sie nutzen, aber nicht mehr. Ich arbeite nur selten mit anderen zusammen, denn oft muss man dann auch noch für diese die Entscheidungen mit treffen. Oder man ist am Ende enttäuscht über die Leistung.

 

Aber ich arbeite gerne für andere. Ich gehe einen Schritt weiter, ohne die anderen darüber zu unterrichten und auch ohne sie es bezahlen zu lassen. Ich hoffe zwar, dass sie es wahrnehmen, aber es ist nicht mein Lebenszweck, darauf zu warten. Ich wachse durch Geben.

Das Einzige, was ich wirklich hoffe, ist, dass ich meinen Platz im Fluss halten kann und nicht überspült oder gar weggespült werde. Ich bin nämlich sehr zufrieden mit meinem Platz.

Kurz vor knapp, Spieleblog Teil 10

Ich hab im Kurztext angeteasert, dass ich Sorgen oder gar Angst hätte. Hab ich aber nicht. Warum? Es könnte noch einiges schief laufen. Das Maximum wäre: Die Leute langweilen sich.

Das glaube ich nicht. Ich habe jetzt unzählige Testspiele hinter mir und eines war ich nie: gelangweilt.

Aber warum hab ich keine Angst?

Naja, ganz richtig ist das nicht, ein itsy-bisschen Sorgen habe ich schon, aber Angst ist ja ein Gefühl, welches seine Berechtigung hat, wenn etwas Gefährliches passieren kann. Ich glaube, diese Hürde hab ich schon genommen. Das Gefährlichste war, sich aufzuraffen und dann zu scheitern. Aber das kam nicht in Frage.

Und wenn die Leute das Spiel blöd finden? Hm ... Ich war die ganze Zeit hier transparent. Die Leute, die das Spiel bisher gekauft haben, sind meistens keine Fremden. Sie kennen meine Produkte und haben unbesehen gekauft, weil sie mögen, was und wie ich etwas mache. Ich habe jeden Schritt dokumentiert und wer es wissen will und wollte, kann sehen, was er bekommt.

Wovor also Angst haben? Ich habe keinerlei falsche Versprechen gemacht, im Gegenteil. Ich habe 12 Figurenkarten versprochen und liefere 31. Ich habe den Keller direkt mit eingebaut, obwohl es natürlich deutlich mehr Arbeit war. Ich werde in allen möglichen Bereichen noch zusätzliche Gimmicks und Dinge einbauen, die meinen Kunden Freude machen.

Warum? Weil ich es kann und will.

Dafür verzichtete ich auf das Massenpublikum. Was nur deswegen schade ist, weil sich dann die Möglichkeit von Add-ons irgendwie nicht so lohnt. Die Erfahrung ist ja: Zusatz/Nachfolgerdinge verkaufen sich deutlich schlechter. Wenn also nur ein Drittel der Leute zb später einen Zusatz haben wollen würde, wäre das ein Aufwand für wenige, der vermutlich nicht bezahlbar ist.

Aber mal schauen. Wer weiß, was passiert? Ich nicht.

Die Grafiken sind nun fast alle auf dem Weg zur Druckerei oder schon wieder da in Form von Spielmaterial. Bald bauen wir die Schachteln auf und dann werden sie befüllt. Ein bisschen wie Weihnachten.

Ich werde keine Zeit zum Verschnaufen haben, denn die nächsten Aufträge warten schon und scharren mit den Hufen.

Darum: Auf gehts, immer weiter, immer vorwärts!

Der Sumpf, Spieleblog 9

Am Anfang ist die Idee. Dann gilt es, Momentum aufzubauen. Und dann gilt es, dieses Momentum zu halten, auch und vor allem, wenn es einmal bergauf geht.

Als Metapher ist bergauf ja mies. Eigentlich meint es oft: Jetzt geht es gut, es wird ... aber in diesem Falle ist es halt so: Bergauf heißt gegen die Erdanziehung, gegen diese Kraft, die einen unten halten will. Gegen. Nicht leicht, nicht fast von allein, sondern stete harte Arbeit.

Das trennt dann meist auch die Spreu vom Weizen. Aber das ist ein anderes Thema.

Jedenfalls bin ich grad am Berg. Und es macht nicht viel Spaß. Im Kopf rotieren noch die Zweifel mit den Erfolgsmeldungen um die Wette. Eine ausgelassene Saloon-Prügelei ist ein Kaffeekränzchen dagegen. 

Der eine Testspieler fand das gut, die anderen nicht so. Der eine war über dieses begeistert, die anderen schlagen Änderungen vor. Man selbst wäre gerne mit einigem schon fertig, weil man hat ja so viele neue Ideen und jetzt diese langweiligen Feinarbeiten ... müssen die sein?

Ja, und das weiß auch jeder, die müssen sein.

Ich frage mich, wann man jemand das erste Blättchen Petersilie auf einen Teller gelegt hat. Irgendein Koch tat das, und dachte, so wäre sein Gericht dann perfekt. Und weg zum Esser. Die letzte Feinarbeit. 

Ich bin ein bisschen doof und mache sowas auch zwischendurch. Das hält mich bei der Stange. Ich denke über Kleinigkeiten nach, die alles noch besser machen, bestelle schonmal dieses oder das. Das motiviert mich, auch wenn ich noch nicht weiß, ob das sinnvoll ist.

Fakt ist, ich werde allen Bestellern ein tolles Spiel liefern. Es wird keine Schallmauer in punkto Innovation durchbrechen, aber es wird solide sein. So, wie ein gutes Essen sorgfältig zubereitet solide ist. Ich kannte mal einen Koch der sagte: Es muss auch die geben, die die besten Bratkartoffeln machen. So sehe ich das auch. Haute Cuisine ist zwar mal gut, aber Bratkartoffeln auch. Und die Petersilie find ich auch super. Was gibt`s zum Nachtisch?

 

Was ich mir wünschen würde, wäre vor allem, dass die Menschen Spaß mit dem Spiel haben, dass sie all die Details finden, die wir hineingetan haben, dass sie die gleiche Liebe spüren, die wir auch für die Figuren und das Erlebnis haben.

Aber erst muss ich alles fertig machen. Es ist noch viel zu tun.

 

Zum Bild: Das ist ein Ætherkristall, denn natürlich wird das Spiel Æther beinhalten, was dachtet ihr denn???? Mal schauen, ob ich das Geheimnis des Æthers bis zum Ende bewahren kann.

 

Wer das Spiel schon vorbestellen will: Hier entlang

 

 

Wann gehe ich live und dann? Spieleblog Teil 8

Ich hab ja nun dieses Ding mit den Anleihen gemacht. Und es ist wunderbar gelaufen. Das hatte zwei Konsequenzen: ich weiß nun, dass es eine Menge Leute gibt, die sich für ein Spiel interessieren, welches noch nicht fertig ist und ich habe "Spielgeld". Ich kann noch ausprobieren und testen.

Dass das so gut gelaufen ist, macht mich auch innerlich etwas weniger unruhig.

Ich spreche mal ganz kurz über Unruhe. Als Selfpublisher ist man stets unruhig, denn man balanciert auf einem Schwebebalken. Wer guckt das, ich hab das früher gerne geguckt. Kunstturnen. Dieser schmale Balken, auf dem die Mädels so wahnsinnige Dinge vollbringen. So fühle ich mich oft. Auf der einen Seite des Balkens ist das Meer meiner Wünsche und Freuden. Meine Fantasie, mein Spaß, alles, was mich glücklich macht und mich anregt. Auf der anderen Seite sind alle diese Dinge, die mich beschäftigen und mir dennoch nicht gut tun. Die Vergleiche mit anderen, die Ansprüche, die andere haben. Die Art, wie andere etwas tun. Die Anderen.

Ja, so krass ist das. Ich war mal jemand, dem es extrem wichtig war, was andere denken. Inzwischen ist es so, dass mich das oft arg zurückwirft, eingrenzt und blockiert. Das Problem dabei ist: ich will offen bleiben, denn es gibt durchaus Ratschläge und Freunde, die mir helfen und wenn ich ganz zumachte, wären diese ja auch weg.

Ich mach das mal an einem Beispiel: Ich will ein Spiel machen. Ach Gott, noch ein Spiel? Braucht die Welt das? Also müssen Gründe her. Es müssen Rechtfertigungen her, vor all den Stimmen, die sofort in meinem Kopf aufspringen und rufen: Lass es! Schreib endlich mal einen Bestseller! Niemand braucht ein Wichtelspiel! Wen soll das interessieren? Eltern? Du hast keine Eltern Zielgruppe, deine Leute sind Steampunks (sind sie nicht). Erwachsene? Was sollen die mit knuffigen Wichteln? Die wollen Ballerspiele oder komplizierte Worker-Placements oder- na jedenfalls keine Wichtel. Und was Besseres, komplexeres kriegst du nicht hin, das weißt du.

Ich so: Aber ... Wichtel? Spaß? Einfach so spielen? Lachen, lustig-sein?

 

In punkto Bücher schreiben habe ich diese Diskussionen innerlich alle schon durch. Das hindert die Stimmen nicht, dennoch jeden Tag aufzulaufen.

 

Kommen wir zum Spiel zurück. Braucht das also jemand?

Da ist der Balken. Geh ich also vorwärts? Mach ich weiter, in der Hoffnung, dass meine Fantasie ausreicht, andere mitzuziehen? Dass Evas Bilder ausreichen? Oder haben die Stimmen recht und es wäre besser, zu stoppen, bevor man sich verrennt? Nun kann man auf einem Balken nicht rennen, aber andere lustige Dinge tun, ihr versteht schon.

Es ist also immer ein "Reality-check" nötig. Und den habe ich mit dem Anleihenverkauf bestanden. Es gibt genug Leute, die das Spiel wollen, dass es sich für mich lohnt.

Win-Win. Ich hab Spaß, Eva macht tolle Erfahrungen und der Rest ....

 

Also bin ich jetzt live. das Ding wird stattfinden. Mein Ziel sind 200 Spiele. Mein weiteres Ziel ist: Noch mehr, aber später. Weil: Wer es gespielt hat, wird merken, dass es so viele Möglichkeiten bietet. Und diese möchte ich ausloten. Aber erst mal das eine und dann nochmal ein Reality-Check. Immer checken, weil: das ist der schmale Grat, das ist der Balken. Meine Realität. Danke, dass du - Leserin- hier vermutlich dabei bist. Danke für die Unterstützung, denn ohne dich wäre es eben nichts geworden.

 

Zu Vorbestellung also bitte hier entlang: HIER 

 

Spiel neu erfinden, Teil 7

Wir waren an einem Punkt, wo wir dachten, es wäre fertig. Wir hatten alles kalkuliert, die Regeln waren schick, alles passte.

Dann begannen die ersten Fremdkontakte. Testspiele und Menschen, die noch mehr Ideen haben, neue Ideen, gute!

An erster Stelle stand zum Glück die Erkenntnis: Das Spiel macht Spaß. Aber man kennt das: Wo Spaß ist, da kann doch noch mehr Spaß hin, oder?

Ich habe genau beobachtet und natürlich ist dieser Prozess auch noch nicht zu Ende, aber einige Dinge sind nun klarer.

Erstens: Was zunächst nur ein Ding war, weil wir Tiere so lieben, ist eigentlich eines der besten Features des Spieles. Jede spielt ja einerseits einen Wichtel, andererseits wird sie aber auch von einem Tier begleitet. Und die Reaktionen der Spieler auf die Tiere war teilweise sehr süß. Ein zufällig gezogenes Rotkehlchen stellte sich als das Lieblingstier heraus, und natürlich ist so einer wie Sir Flauschibert immer für Entzückensrufe gut.

Zweitens kam die Erkenntnis, dass die schlimmsten Desaster die meiste Heiterkeit hervorrufen können. Wenn die Hose kaputt ist, dann muss man schnell nach Hause, egal, was man vor hatte, oder?

Am Ende war aber auch klar: Wir müssen am Ende feilen. Die Siegbedingungen sind ja: Ein passendes Geschenk finden und dann gemeinsam ein Fest feiern. Wir haben das bisher in jedem Spiel eigentlich problemlos geschafft. ZU problemlos. Das muss ein bisschen härter werden. Nein: herausfordernder. Man sollte ja immer das Gefühl haben, etwas geleistet zu haben, manchmal trotz widriger Umstände, oder?

Es gilt also noch ein wenig da zu drehen und dann woanders auch noch.

 

Wichtig ist, zu erkennen: Was ist gut, was muss bleiben, und was ist nicht so gut, das muss geändert werden? Sehr hilfreich war dafür dieser sogenannte "TED-Talk", also ein Vortrag eines Menschen, der sich mit der Materie auskennt. Guckst du hier. Leider nur auf Englisch, aber sehr unterhaltsam.

Einer der Punkte dort ist: mach viele Detail rein. Details, die vielleicht auf den ersten Blick nicht wichtig erscheinen, aber ein seltsames Eigenleben annehmen. Denn es sind manchmal die seltsamsten Kleinigkeiten, die die Menschen dazu bringt, dein Spiel zu lieben.

Für mich ist es so etwas wie der Türklopfer an dem Grufthaus. Im Spiel wird es keinen Nacht-Hintergrund haben, aber ich finde die Stimmung großartig. Wer erwartet einen, wenn man an diese Tür klopft?

Alle Änderungen wollen aber wohlbedacht sein, denn ein bisschen mehr davon kann teuer werden, aber vielleicht dann weniger davon oder ...

Es bleibt spannend.

Eines ist aber sicher: Es ist kein reines Kinderspiel. Und uns wird noch einiges einfallen, um es für die verschiedensten Gruppen spannend und witzig zu machen.

Ihr könnt immer noch Anleihen erwerben. Postkarten und Blöckchen gibt es auch ohne Anleihe. 

Blogger und andere Interessierte können hier Bilder mitnehmen, wenn sie welche brauchen.

Ich bin für alle Anfragen und Anregungen dankbar! Fragt einfach!

Bis bald!

Spiel erfinden Teil 6

Es gibt Spiele, die haben einen ausgefeilten innovativen Spielmechanismus. Davon habe ich mich schnell verabschiedet. Ich bin kein Tüftler, ich bin Geschichtenerzählerin. Also sollte auch in meinem Spiel eine Geschichte erzählt werden. Die Figuren sollten nicht nur etwas erledigen, sondern am Ende eine Geschichte erzählen können.

Darum gibt es neben dem schlichten Zugmechanismus (also würfeln und gehen) noch Ereigniskarten. Diese sind mal gut, mal weniger gut. Wie im echten Leben. Einiges geschieht einfach, bei anderen Karten kann man sich entscheiden, ob sie sofort geschehen sollen, oder eben, wenn es passt.

In den ersten Testspielen hat sich gezeigt, dass es da großartig komische Situationen geben kann. Eine sehr lustige Karte ist zb "Hose kaputt". Egal, was man eigentlich vorhatte, man muss dann schnell nach Hause, um die Hose zu wechseln. Das wirft schonmal alle Pläne über den Haufen und wenn man dann nur niedrige Zahlen würfelt ...

Ein anderer Mechanismus, der das Spiel schwerer macht, sind die Tiere. Einerseits hat jeder ein Tier zur Seite, welches einem hilft. Aber in dem Dörflein treiben sich noch andere Tiere herum, die einem durchaus nicht immer grün sind.

Das hier ist zb die Gans, die einem durchaus sehr auf die Nerven gehen kann. Ihr ist langweilig und sie hat nichts Besseres zu tun, als auf den Wegen herumzulaufen und keinen Wichtel an sich vorbei zu lassen. Man muss dann entweder einen Umweg machen, oder warten, bis sie das Interesse verliert und umdreht. Zum Glück gibt es viele Wege zum Ziel.

Man kann über eine Brücke gehen, mit dem Boot und sogar mit einem Zeppelin fahren!

Aber man ist ja nicht nur auf Wegen unterwegs, sondern auch in den Gärten, um nach Obst, Blumen und schönen Steinen zu suchen. In den großen Gärten wird aber manchmal ein Bock angebunden, der das Gras unter den Bäumen kurz halten soll. Leider duldet der Gehörnte niemanden außer sich im Garten und und schmeißt eindringende Wichtel hochkant raus. Außer ... man hat ein Kräuterbündel dabei. Wer vorgesorgt hat, kann ihm das zur Ablenkung hinwerfen und in Ruhe nach dem suchen, was man braucht.

In den kleineren Gärten lauern Elstern und stehlen einem schonmal das mühsam gesammelte Gut. Es ist nicht leicht, ein passendes Geschenk auch nach Hause zu bringen, damit man es später präsentieren kann!

 

Es gibt also nicht nur allerlei tolle Möglichkeiten, sondern eben auch Hindernisse. Diese Mechanismen spielen alle zusammen. Wir merken jetzt in den Testspielen erst, wie spaßig das werden kann, wenn gewisse Dinge zufällig aufeinander erfolgen. Aber es gibt auch noch einiges, was nicht ausgreift ist. Wir tüfteln und testen also weiter.

 

Wer aber jetzt schon weiß, dass sie dieses Spiel ausprobieren möchte, kann sogenannte Anleihen erwerben. Schau einfach hier.

Danke fürs Lesen und ich hoffe, dass es erstens neugierig macht und zweitens nützlich ist. 

Spieleblog Teil 5

Dass meine Tochter Eva die Wichtel malen wird, war von Anfang an klar. Sie hat einen tollen Stil, das hat sie ja schon beim Wichtelweihnachtsbuch bewiesen. Damals habe ich noch fast alle Tiere gemalt, aber diesmal sollte alles aus einem Guss sein. Eva ist im Moment 17. Ist es vermessen, die künstlerische Leitung einer Jugendlichen zu überlassen?

Nein. Auch wenn ich das mal wieder lernen musste.

Für manche ist es selbstverständlich, für andere eine Binsenweisheit, aber vieles im Leben geschieht erst, wenn man loslässt. Seien das Bedenken oder Kinder. Eva hatte schnell ein paar Wichtel gemalt und ich war erst so: Was????

Da waren alte und junge, dicke und dünne und einige, wo man nicht recht wusste, ob sie Männlein oder Weiblein sind. 

Sartori ist ein gutes Beispiel.

Ich hab eine Weile gebraucht, ein bisschen gegrübelt und dann gedacht: Ok, ich wag es. Ich hol die Wichtel in die Gegenwart. Denn nichts anderes ist es: Raus aus dem Mittelalter, oder dieser generell seltsamen Blase, in der die Wichtel leben. Schließlich wollen wir doch eigentlich, dass es auch heute noch welche gibt, oder? Irgendwo, in den Nischen, den kleinen Taschen dieser manchmal allzugrauen Welt. Da soll es Türen und Hecken geben, wenn man durch die hindurchgeht, dann soll da Wichtelland sein!

Und weil sie ja nun komplett alles malt, sollten die Tiere ebenfalls nicht die üblichen Hunde und Katzen sein. Auch, aber auch ...

Graureiher? Ja, auch!

Und das macht Sinn! Denn die Wichtel arbeiten mit den Tieren zusammen. Mit eigentlich allen Tieren. Manche sind nicht sehr kooperativ, aber andere schon.

Die Tiere bringen den Spielern ihre Fähigkeiten mit. So ist es nicht nur wichtig, welchen Wichtel man sich wählt, sondern auch, welches Tier einen begleiten soll.

Durch die Paarungen gibt es immer wieder neue Dynamiken, die das Spiel abwechslungsreich machen. 

 

Ja, so kam es also, dass "Wenn Wichtel wichteln" keine verstaubten Zipfelhutträger zeigt, sondern moderne und selbstbewusste Wichtel, die bunt und divers sind.

Das ist für ein Kinderspiel eine gewagte Wahl, aber dann wieder denke ich: Ich will ja kein HABA Spiel für alle machen, sondern eines für Menschen, denen Diversität genauso wichtig ist, wie uns. Denn es ist einfach die Lebensrealität! Und ich mag es sehr, dass wir es nicht mit einer Keule machen, sondern ganz charmant. 

Für wen ist das Spiel? Teil 4

Man kann ja viel machen, aber die Frage ist doch eigentlich: Wer braucht das? Wer wird das später kaufen? Wie weckt man bei der richtigen Zielgruppe Begehrlichkeiten?

Marketing. Ich bin darin nicht gut, aber ausreichend. Ich habe für meine Bücher viel Zeit damit verbracht, Zielgruppen zu analysieren. Das lag vor allem daran, dass Steampunks eine so überschaubare Zielgruppe sind, die man ziemlich gut analysieren kann.

Dann kam das Wichtelbuch. Ich wollte schon immer etwas für Kinder machen, und auch für Jugendliche (siehe Clara&Co). Aber dann kam vieles anders. Die Hauptsächliche Zielgruppe beim Wichtelbuch waren Erwachsene. Das ist nicht überraschend, denn Kinder kaufen ja die Bücher nicht. Dennoch finden viele Erwachsene die Wichtel gut, weil ... nunja, weil sie heile Welt sind? Irgendwie so. Ich will da gar nicht tiefer gehen. Denn warum wir Bullerbü und Tomte Tummetott brauchen ist herzzerreißend: Wir suchen darin unsere Unschuld. Etwas von dem Gefühl der Zeitlosigkeit, der Verbundenheit mit Natur und dem kleinen Mystischen. Es muss nicht das Große sein, was wir retten wollen oder dem wir bedürfen. Es reicht uns das Kleine. Darum auch die Hobbits und das Auenland.

Also ist klar. das Wichtelspiel muss für Erwachsene gut sein. Es muss die Leute ansprechen, die auch das Wichtelbuch gekauft haben. Aber es muss eben auch für Kinder sein.

Schwer, schwer. Von den sechsjährigen habe ich mich schnell verabschiedet, weil man doch recht viel lesen muss. Ich kann mir zwar vorstellen, dass clevere Sechsjährige die Karten schnell intus haben und anhand der Bilder wissen, was sie tun müssen, aber das sollte nicht die Voraussetzung sein.

Aber damit Erwachsene das Spiel gut finden, muss es ein bisschen mehr sein, als nur "ein Geschenk machen". Und da kam die Idee meines Bruders ins Spiel: Was, wenn ein zweites, gemeinsames Ziel ist, ein tolles Fest zu feiern?

Das war ein Durchbruch, denn es macht das Spiel viel kooperativer, als es zuvor war. Nun hat man tatsächlich nicht nur ein alleiniges Ziel, sondern ein gemeinsames! Und wer will kein Fest feiern?

So war der Festplatz geboren. Wie er am Ende im Spiel auftaucht, ob nun schon fertig geschmückt, wie im Bild, oder noch langweilig alltäglich ... mal schauen. Aber hier sieht man zwei weitere Elemente: Es gibt einen Keller .... oh, Geheimnisse! Und eine Zeppelinhaltestelle! Ich brauchte ein bisschen Steampunk. Ich kann nicht ohne.

Nun sind wir also wieder beim Spielplan. Hier einmal einer der allerersten ....

Hihi, das ist weit davon entfernt, wie der Plan jetzt aussieht. Aber mit einem Zeichenprogramm und ein paar sogenannten Brushes (also Pinsel, die wir eine Art Stempel funktionieren, damit kann man schnell Pflanzen und so Sachen malen) geht eben schnell was. Die grünen Kreise sind 2 cm durchmessend, und simulieren so die Felder, auf denen man sich mit einem Würfel dann fortbewegt. Und ja, das komische Gebilde in der Mitte soll eine Brücke sein. Mit Maus malen ist wirklich nicht leicht. Grins.

ok, das war es für diesmal. Fragen und Anregungen bitte immer her!

Auf der Seite hier auf der Homepage kann man auch noch ein bissl was lesen.

Bis dann!

Ein Spiel machen, Teil 3

Ich hab ja schon erzählt, dass ich Spiele liebe, die hübsch aussehen. Schlechte Artwork und langweiliges Zubehör ist doof. Zuviel Zubehör ist doof, und ganz doof ist, wenn das Spiel sehr liebt, es aber doll empfindlich ist.

Mein Spiel soll ja für jeden so ein bisschen was sein. Ganz kleine Kinder waren schnell raus, denn lesen sollte man können. Ich denke, unsere Zielgruppe sollte mindestens acht Jahre alt sein.

Warum?

Nun, das ergab sich halt. Ich muss sagen, der Prozess des Spielerfindens war nicht wirklich linear. Wir haben ein bisschen nachgedacht, Ideen gesammelt, dann hab ich was entworfen und dann haben wir getestet und dann habe ich was Neues entworfen und und ... so wuchs es und wurde geschliffen.

Ein Durchbruch war ein Testspiel mit meinem Bruder ... aber ich greife voraus.

Was sollte denn das Thema des Spieles sein? Schnell war ich bei der Idee, dass ja eine der bekanntesten Dinge über Wichtel ist, dass sie wichteln. Oder wer wichtelt? Wichteln Wichtel auch?

Ja. Das war meine Idee: Was, wenn Wichtel wichteln? Ich mag das. Es ist so ein bisschen heile Welt. Geschenke mag doch jeder. Wenn man wichtelt, dann weiß man oft nicht wirklich viel über seine Zielperson. Und das war dann mein Aufhänger. Was, wenn du eine Zielperson hast und erst einmal herausfinden musst, was die mag?

Dann kam die Überlegung: was gibt es denn zu mögen? Das muss ja irgendwie begrenzt sein. Wir haben uns auf Blumen, Obst und schöne Steine geeinigt. Das Spiel geht also etwa so: Man muss erst einmal jemanden fragen, was die Zielperson wohl mag. Wenn man das weiß, macht man sich auf und sucht danach. Also zb mag Zussa die Farbe Rot (in dieser Partie, das nächste Mal mag sie vielleicht Grün, das wird zufällig durch eine Karte ermittelt) und Obst. Nun kann man also rotes Obst suchen, oder einen roten Stein und eine Mirabelle ... 

Aber wo ist das?

Es gibt drei verschiedene Obstbäume zu finden, aber welcher davon der mit den leckeren roten Äpfeln ist, erfährt man erst, wenn man dort ist.

Links ist der Baum mit Blüte.

Und wenn man den umdreht, dann sieht man erst, welches Obst er trägt.

Rechts also der begehrte Apfelbaum.

Ein grundlegender Mechanismus des Spieles ist also, dass man diese Bäume (und Beete und Steine) umdrehen kann. Aus welchem Material sollten dann diese Scheiben sein? Da kommt dann wieder Rechnerei und mein Musterkoffer zum Einsatz.

Ich habe mir von einer günstigen Onlinedruckerei einen Musterkoffer schicken lassen. Weil: Alles, was normalerweise in solchen Spielen ist, wird in einer 1000er Auflage gedruckt, also mindestens tausend Spiele ... So viele will ich aber nicht ... 

Und mit Alles mein ich auch Alles. Karten, Spielpläne, Schachtel, jede Komponente. Ich brauchte also günstigen Ersatz.

Ein Problem war schnell: der Spielplan ist zu groß. Wir wollten mindestens 50x50 cm. Und mein Traum wäre Lastwagenplane gewesen ... aber: in welche Schachtel soll das passen? Durchschneiden? Ja, das geht, aber das war nicht elegant. Die Plane ist immer noch meine Lieblingsoption, aber wir haben etwas anderes gefunden. Dazu in einem anderen Beitrag mehr.

Warum eigentlich durchschneiden? Weil man so einfach keinen 50 cm langen Karton findet. Den man mag, bezahlen kann und der gut in ein Regal passt.

Glaubt mir, ich habe einige Produktmuster hier. Die sind blöd.

Und die Karten, die man braucht ... sauteuer.

Aber der Produktkatalog der Onlinedruckerei (wir machen druck) hat Lösungen. Die Bäume zum Beispiel habe ich auf 10cm durchmessende 2mm Displaykartons drucken lassen, rund gefräst, vorne und hinten bedruckt und beidseitig UV-Lack behandelt. Und dennoch bezahlbar. Denn wir brauchen pro Spiel 12 Stück!

Es galt eben, günstig aber dennoch tauglich zu bleiben. Schön wären auch runde Acrylplatten gewesen, die teilweise durchsichtig sind, aber die sind deutlich teurer. Und schwer. Worauf man alles achten muss!

Die Spielkarten sind als Deluxe Visitenkarten auch deutlich günstiger, als sie tatsächlich als Karten drucken zu lassen. So haben sie keine abgerundeten Ecken ... aber ... man kann nicht alles haben. Doppelseitig folienkaschiert sind die schick unempfindlich und ... ihr ahnt es: bezahlbar!

Jetzt soll das Spiel so sein, dass die Wichtel also das entsprechende Geschenk suchen und sammeln müssen. Da gibt es allerlei Hindernisse und Ereignisse, aber dann kann man zb einen Apfel ernten.

Aus was soll der Appel denn sein? Ich dachte, diese Dinger, die man in normalen Spielen hat (die man erst aus einem Gitter rausdrückt, so runde Pappscheiben) wären zu teuer. Darum habe ich Einkaufswagenchips gekauft, Etiketten machen lassen ...

 

Schick oder? Ah, pro Baum/Beet und Stein also 10, es gibt 4 Farben, also 40 mal die drei Arten: 120 pro Spiel. Mal 100 (so viele Spiele will ich mindestens machen): 12.000. Übrigens klebe ich den Aufkleber von Hand drauf. (Ich mach das fast gerne. Es ist eine Beschäftigung während Netflixglotzerei und eine gute Entschuldigung eine Serie zu bingen ...)

Ja, inzwischen habe ich tatsächlich ein bezahlbares Angebot für diese Pappdinger. Drückt mir mal die Daumen, dass das klappt, denn irgendwie ist die Kommunikation stotternd.

 

So, das war jetzt ein langer Beitrag, es wird nicht der letzte sein. Aber ich will euch zeigen, was mein Spiel so besonders macht. Danke fürs Lesen und bleibt gesund!

Wow. Überwältigung

Ich hab mich gestern nackig gemacht.

In Deutschland spricht man ja nicht über Geld. Aber ich habs getan. Ich hab mal meine Zahlen offengelegt und meine Entscheidungsprozesse. Ich habs hier geschrieben, auf Patreon, im Newsletter ...

Und ich bin überwältigt worden. Bisher haben 19 Leute mir 680 Euro gegeben! Und das Wahnsinnige daran ist: ich hab doch noch nicht mal das echte, wirkliche, fertige Spiel gezeigt! Ich hab bisher nur ein paar Grafiken geteilt!

Statt einem Crowdfunding habe ich nun also diese Anleihen gemacht und es dauerte wirklich nur ein paar Minuten, da haben die ersten reagiert.

Obwohl es der 31. war? Obwohl keiner weiß, ob ich nicht Müll produziere?

 

Ich lese gerade das Buch eines erfolgreichen Crowdfunders. Jamey Stegmaier hat viel viel Geld mit diesem Instrument gemacht und er hat damals einen Blog geschrieben, der für mich bisher auch sehr hilfreich war. Nicht nur die Erkenntnis, dass es letztlich nichts für mich ist, sondern in vielerlei Hinsicht für den Weg, den ich gehen muss, um es auch ohne zu schaffen.

Denn eines zeigte mir der Blog sehr schnell und wurde auch im Buch vertieft: Egal, was man tut, es muss um die anderen gehen, nicht um mich. Jetzt steht hier in dem Beitrag schon oft Ich Ich ich und meine Lieblingslektorin würde tief durchatmen und daneben schreiben: Änder das mal!

 

Aber indem ich meine Erfahrungen und Gedanken mit euch teile, ohne dass ich euch irgendwelche Werbungs-Wischiwaschis erzähle (Bestes Spiel jemals! Stundenlange Unterhaltung! Völlig neues Spielkonzept!), passiert etwas zwischen uns. Wir können Partner werden. Ihr könnt entscheiden, ob ihr diesen Ritt mitmacht, oder eben denken: soll die mal, ich schau später nochmal rein. Bleibt ja jedem überlassen!

Um das Vorschaubild zu verwenden: ich hab euch mit ins Boot geholt. Statt mit meinem Schiff zu landen und dort erst mit euch zu feiern, könnt ihr mit einsteigen und wir zockeln gemeinsam zum Ziel.

 

Mein Herz ist groß und weit, weil ihr mir so sehr vertraut. Das bedeutet auch, dass ich euch in der Vergangenheit offenbar nicht allzu oft enttäuscht habe. Ich habe nicht vor, das zu ändern.

 

So, also: allen, die schon haben: Dank! Und allen, die noch wollen: Hier entlang.

Abwägungen.

Ich werde keinen Kickstarter machen.

 

Warum? Nun, wir (mein Mann und ich) haben das mal durchgerechnet und visualisiert. Ich sag euch mal Zahlen: Bisher rechne ich für den Druck des Spieles für 100 Exemplare mit knapp 2500 Euro. Alle sagen, man soll mehr bei Kickstarter nehmen. Nun, die haben da so einen Rechner, der einem sowieso aufgedrängt wird. Also hab ich mal auf 3500 Euro aufgeschlagen, denn, in den 2500 waren die Portokosten nicht drin. Die wären zwar nur 500, aber zusätzliche 500 so als "Risikofonts" fand ich nicht schlecht. Nun schlägt der Rechner vor, soll man direkt die Steuer mit einberechnen. Schiebt man die auf 19% und kommen dann noch die 500 Euro Kickstarter Gebühren dazu, ist man bei einer Summe von 5000 Euro, die man erfragen soll.

 

500 Euro ... nur für die Gebühren? Da frag ich mich umgekehrt: was erwartet mich auf Kickstarter, bzw, was sind die Vorteile? Die sind doch: eine größere Zielgruppe erreichen. Viele viele Leute, damit man mehr Spiele machen kann, damit die Kosten billiger werden.

 

Jetzt hol ich nochmal aus: 100 Spiele sind in der Branche ... Fliegenschiss. Die meisten Spielemachklitschen fangen unter 1000 Exemplaren nicht mal an, einen Bleistift zu spitzen oder so. Das bedeutet: entweder krieg ich 1000 Leute zusammen, damit ich das Spiel machen kann, wie man halt ein Spiel macht, oder ich mach es, wie ich es bisher geplant habe.

 

Wie plane ich es denn? Das beginnt mit den Entscheidungen: Welcher Karton? Ihr wisst, wie so ein normaler Spielekarton aussieht. Stülpdeckelkarton, nennt man das. Rundum eben mit der entsprechenden Grafik bedruckt. Das ist aber kein Druck auf dem Karton selbst, sondern auf eine Art Folie, die dann auf den Karton aufgezogen wird ... ich weiß, so genau wollt ihr das vermutlich nicht wissen. Jedenfalls ist eins klar: Unter 1000 ist das zu teuer. Also musste ich andere Lösungen finden und habe eine sehr schicke gefunden, mit einer Zusatzfunktion, die ich bald erkläre ... Naja, dann kommen die Sachen, die man braucht: Spielplan, Pöppel, Karten etc. Überall musste ich preiswerte Alternativen finden. Und ich hab sie gefunden. Und sie sind geil. Sie sind ungewöhnlich, aber toll und ich liebe sie. Aber eins ist klar: Wir werden am Ende da stehen und die bestellte Anzahl Spiele einzeln zusammenstellen müssen. Mein Mann und ich. 

 

Da sind wir wieder bei: Wollen wir dann 100, 200 oder gar 800 machen? Weil, wie gesagt. Erst ab 1000 kommt dann so ein Spiel voll durchgestyled auf der Palette zu uns. Huch ... 1000 Spiele? Wohin denn? Wo sollten wir das lagern? Unmöglich, das geht nicht. Wir haben schlicht keinen Platz dafür.

 

Das alles führt dazu, dass wir gesagt haben: kein Kickstarter.

 

Aber so ein bissl Geld vorher wäre schön ... denn 2500 Euro haben wir nicht rumliegen. Vorbestellungsliste? Ich bin mir noch nicht sicher über den Endpreis ... (er wird irgendwo zwischen 35 und 45 Euro liegen), da kann ich noch kein verbindliches Angebot machen.

 

Aber ich kann folgendes tun: Ich kann Gutscheine - ich nenne sie Anleihen - verkaufen. Gutscheine sind immer gut, man kann sie auch anders verwenden. Also wenn man zb einen 40 Euro Gutschein kauft, und das Spiel nur 35 kosten wird, dann nimmt man noch das Zusatzpaket Karten, oder das Büchlein, was ich dazu schreiben werde, oder irgendwas anderes aus meinem Shop. Oder man kauft nur den 20 Euro Gutschein, und zahlt den Rest dann später dazu. Aber ich hab dann schon mal Spielgeld, das wäre super.

 

Ich plane übrigens, das Spiel entweder Anfang August oder Anfang September herauszubringen. Falls sich bis dahin nicht noch etwas ändert. Möglicherweise mache ich vor Weihnachten noch einmal eine zweite Auflage, wenn die Nachfrage da sein sollte. Vielleicht lege ich auch nur das Wichtelbuch nochmal auf. Keine Ahnung. Kommt drauf an, wie das alles läuft.

 

Mein Angebot ist also: Ihr kauft bei Interesse jetzt Anleihen. Nach dem Kauf bekommt ihr Post: Darin wird ein exklusiver Block sein und vielleicht mehr, aber auf jeden Fall noch der/die Gutscheincodes.

 

Das war jetzt lang, aber vielleicht versteht ihr besser, warum ich manche Entscheidungen treffe.

 

Wer jetzt schon eine Anleihe kaufen möchte: geht auf meine Homepage. Dort ist eine neue Unterseite: Wichtelanleihe. Die ist bisher noch passwortgeschützt. Das Passwort ist Wurzelsepp. Dann könnt ihr die Anleihen je nach Gusto kaufen. 

 

Übrigens kann ich ohne Kickstarter auch viel besser auf euch und eure Wünsche eingehen. Denn ihr seid mir wichtig. Nicht die unbekannten Anderen.

 

Alles Liebe, bleibt gesund!

 

Hier noch der Link zur Anleihenseite. Oder einfach oben auf den Menübalken.

 

 

 

Ein Spiel erfinden. Teil 2: Die ersten Schritte

Ich habe in meinem Leben unzählige Spiele gespielt. Und einige sind mir im Gedächtnis geblieben. Manche gut, und manche, weil ich sie nie wieder spielen möchte.

Zu der zweiten Kategorie zählen bei mir Monopoly und Kniffel. Letzteres, da ich es absolut hasse, rein auf einen Zufall angewiesen zu sein. Kniffel bieten mir keine Möglichkeit, das Ergebnis zu beeinflussen oder das des anderen. Und Monopoly ist ähnlich. Irgendwann langweilen sich alle, außer der, der das meiste Geld hat.

Eines der Spiele, welches ich mochte, war Malefiz, obwohl es ein furchtbares Spielprinzip hat. Dennoch haben wir Stunden damit verbracht, den anderen daran zu hindern, zu gewinnen.

Was ist mir also an einem Spiel wichtig, was möchte ich in meinem eigenen Spiel haben? Ich habe manch ein Spiel gekauft, weil es so hübsch aussah. Aber hübsch allein reicht nicht. Manche Spiele, die ich lange behalten habe, waren absolut nicht hübsch, hatten aber ein lustiges Spielprinzip.

Hübsch und toll war eine Deluxe Ausgabe von "Kill Dr Lucky", die ich auf der Spielemesse einfach mitnehmen musste. Der Spielplan entzückt mich jedesmal wieder und das Spielprinzip ist absolut genial. Wenn auch nicht für jeden was.

Sehr minimalistisch ist zb ein kleines Spiel, bei dem man Plastikstühle stapeln muss. Das ist einfach ein sogenannter No-Brainer. Man muss nicht viel rumdenken, ähnlich wie bei Jenga geht es um Geschicklichkeit.

Als ich jung war gab es Schach, Dame und Halma. Ich hab die Spielesammlung eher für andere Dinge benutzt, als diese Spiele zu spielen. Obwohl Halma ganz nett ist.

Und dann kam "Karriere". Man musste am Anfang des Spieles geheim entscheiden, welche Siegbedingung man erfüllen wollte. Man musste dazu Punkte auf Ruhm, Geld oder Liebe verteilen und gewann, wenn man die entsprechende Zahl erreicht hatte. Dazu wanderte man über einen Plan und schlug Berufslaufbahnen ein, die erfolgversprechend schienen. hatte mein fast alles auf Geld gesetzt, sollte man die Banker-Laufbahn machen, Ruhm gab es als Astronaut oder Politiker (haha). Ich habs mit meinem Vater oft gespielt, er hat meistens gewonnen. Warum, versteh ich nicht, denn eigentlich war auch viel Zufall im Spiel. Wenn man beim Würfeln nicht auf das entsprechende Feld kam, war man halt aufgeschmissen.

Das brachte mich dazu, dass ich kein Spiel machen wollte, welches schlicht auf Würfelglück basiert. Ich wollte etwas, wo man zwar schon würfelt, aber nicht allein darauf angewiesen ist.

Aber ein Strategiespiel sollte es auch nicht werden. Eher etwas, wo man Bock hat, weil ... naja, weil man es schaffen will!

Während des Studiums begegnete mir "Talisman". Ein Spiel, welches mich schon vom Spielplan her entzückte, dann hatte man kleine Figuren, wanderte über eine Gegend und sammelte Gegenstände, erschlug Monster, und versuchte am Ende irgendwie eine Krone der Herrschaft oder so zu gewinnen. Mir war der Spiel wurscht, ich mochte aber das Spiel, weil es meine Fantasie anregte.

Am Anfang suchte man sich aus einem Stapel an Figuren welche aus. Jede hatte ihre Stärken und Schwächen. Manche spielten dann immer die gleiche, anderen probierten aus. Das war schon halb der Spaß. Ähnlich wie bei Zombiecide, wo man auch unzählige Figuren hat. Großartig.

 

Hier kommen wir also zum ersten Schritt: Ich wollte tolle Figuren. Die Konzeptionierung habe ich meiner Tochter überlassen. Und ihr ist es wichtig, dass die Wichtel divers sind. Nicht nur Männlein und Weiblein, alle hübsch und jung, dünn und ... Nein. Divers.

Im Vorschaubild kann man Prunus sehen, der ist Obstgärtner. Und hier im Beitrag ist Acrylla, sie ist Künstlerin. Ich werde euch bald noch mehr vorstellen und dann wird klarer, was wir mit divers meinen. 

Das Aussehen und einiges andere ist nicht typisch Wichtel. Ich habe da eine Weile dran geknabbert, aber dann wurde mir klar, dass es tatsächlich Zeit ist, die Wichtel aus dem Mittelalter zu holen. Denn schließlich muss es ja jetzt auch noch welche geben, oder????

Keine Sorge, sie werden keine Smartphones haben, aber dennoch ...

 

ok: Nun haben wir Figuren, aber was machen die denn? Das erzähle ich euch im nächsten Beitrag.

 

Bis dahin erneut der Hinweis: Wer mehr wissen will und meine Arbeit unterstützen will, ist auf Patreon richtig.

Wer nur zum Spiel mehr wissen will, sollte den Newsletter lesen.

 

Spiel erfinden, Teil 1: Idee und Vorbereitung

Es begann alles mit einem Buch über Wichtel. Ich hatte das Machen dieses Buches in einem Moment entschieden und im anderen - so schien es - war es schon ausverkauft. Noch nie hatte sich so eine Welle, das war für mich ein großer Erfolg.

 

Für die, die die Story nicht kennen (alle anderen können ein bisschen vorspulen ...): Ich habe eine sehr zeichnerisch begabte Tochter, Eva Bagus. Und da das Künstlerdasein schwer ist, möchte sich sie darauf vorbereiten. Ich habe schon einige Bücher selbst publiziert, ich kenne den Drill. Ich habe auch schon mit Künstlern zusammen gearbeitet. Und kenne auch den Drill. Ich weiß, was man auf beiden Seiten fühlt und erlebt, was man für Fähigkeiten besitzen muss, um erfolgreich zu sein. Gut zeichnen oder schreiben allein reicht da nicht. Eine der wichtigsten Eigenschaften ist die Fähigkeit zum Teamwork und Durchhaltevermögen. Nicht gleich die Flinte ins Korn werfen, dranbleiben, aus Fehlern lernen, weitermachen. Projekte beginnen, sich durchbeißen und sie beenden. Nicht jedes Projekt wird ein Erfolg, aber auch das ist eine Lernerfahrung. Zu schauen, wie etwas beginnt, mit dem Spross, dranzubleiben, ihn zu düngen und auch die Trockenheitsphasen zu überleben, das ist es, was den erfolgreichen vom ambitionierten Künstler unterscheidet. Darum habe ich mit Eva schon mehrere Projekte gemacht, aber keines war so erfolgreich, wie das Wichtelbuch.

Ich liebe Wichtel. Wie der Herr von Aster im Vorwort sagte, sind sie die Spießer der Feenwelt. Ich selbst mag das lichte, das heitere, die Hobbits und die anderen lustigen Wesen, deren Bestreben nicht die Zerstörung und das Chaos ist, sondern die sich durch Freundlichkeit, Zusammenhalt und Fleiß auszeichnen. Ich bin da offenbar nicht allein und das war ein Teil des Erfolges des Wichtelbuches. 

Aber auch Evas Zeichnungen und vieles andere hat dazu beigetragen. Wir haben da einiges richtig gemacht. Was läge also näher, als diesen Erfolg wiederholen zu wollen? Nun bin ich jemand, der gerne weitersegelt. Wiederholungen sind nicht mein Ding. Und ich wollte schon lange ein Spiel machen. Die Wichtel boten sich an.

 

Aber was für ein Spiel? Worum soll es gehen?

Ich dachte zuerst an die Spiele, die ich selbst gerne spiele. Allen voran so etwas wie Talisman: ein Spiel, in dem man herumreist, Karten zieht, Gegenstände sammelt, stärker wird und schließlich die Krone der Herrschaft gewinnt. Wie viele herrliche Stunden hatten wir damit verbracht? Man spielt zwar gegeneinander, aber dennoch hat man viel Spaß. Dann Zombicide. Gemeinsam als Gruppe von Helden Horden von Zombies zu schnetzeln macht stundenlangen Spaß. Ich mag das kooperative Spiel. Es macht das Spiel weniger langweilig, wenn man gerade nicht dran ist.

Auch Spiele, die ganz besondere Mechanismen haben, sind spannend, vor allem, wenn sie cineastisch sind, wie zB Tsukuyumi von King Racoon Games. Das ist so abgefahren, da jede Spielfraktion anders ist und dadurch verschiedene Spielstile zum Sieg führen können. 

Ich mag keine Spiele, in denen man strategisch vorausdenken muss. Ich mag keine Spiele, in denen man allein denkt und gegen die anderen arbeitet - mit gähnend langen Phasen des Nichtstuns, während man vielleicht verzweifelt beobachtet, wie die anderen die mühsam erarbeiteten Pläne zunichte machen. 

 

Gut, das gab mir also schon Möglichkeiten: Ich möchte ein kooperatives Spiel, mit einem schönen Spielbrett, mit einem kurzweiligen Spielverlauf, keinen komplizierten Mechanismen, aber der Möglichkeit, immer mehr auszubauen.

 

Danach kamen die anderen Überlegungen: Wie ... also wie wird dieses Spiel real?

Ein normaler Spieleverlag hat dann Druckereien, die die Materialien machen. Aber ... das Wichtelbuch hatte eine Auflage von 250. Nehmen wir mal an, ich kann nicht alle mitnehmen. Rechnen wir vielleicht mal klein: vielleicht wollen 100 Leute dieses Spiel. Ein "richtiges" Spiel hat meist eine Mindestauflage von 1000. Vorher lohnt sich der Aufwand einfach nicht.

Also musste ich mich mental verabschieden von einem Spiel in einem typischen Spielekarton, mit herausdrückbaren Tokens, mit einem typischen Pappspielplan ... etc.

Warum? Weil ich folgenden Gedankengang hatte. Was, wenn ich das Spiel erst einmal bezahlbar für 100 Spiele plane und dann schaue, wieviel Bedarf da ist? Was, wenn ich ein ... bibber ... Crowdfunding wage? Und wenn ich mehr Geld bekomme, nach und nach alles "besser" mache?

Also begann ich, zu recherchieren. Und ich habe Wege gefunden. Ich kalkulierte und rechnete. Ich bestellte mir einen Musterkoffer bei einer Online Druckerei und verglich und dachte nach.

 

Was dabei herausgekommen ist, erzähle im im nächsten Beitrag.

 

Ich bitte sehr darum, alle Kommentare sofort rauszulassen! Erzählt mir, was ihr denkt. Welche Spiel ihr gerne spielt und warum? 

 

Wer mehr erfahren möchte kann den Newsletter abonnieren oder mich gar auf Patreon unterstützen.

Geheimnisse. Warum?

Ich war immer voll öffentlich. Ich hasste (und tue es eigentlich noch immer) diese Posts von Leuten: Geheimprojekt xy. Oder Coverreveals oder so einen Kram. Finde ich mega öde. Zeig doch, was du machst, dachte ich immer.

Und das denke ich auch jetzt noch. Aber ... ich mache es jetzt, und zwar schlicht, weil ich zwei Gründe habe. Der erste ist: ich habe ein solch besonderes Projekt, dass ich noch warten muss, bis ich damit herausrücke. Aber ich will ganz ganz viele Leute dafür begeistern. 

Und zweitens: Dieses öffentlich sein ist arg anstrengend. Die meisten Autoren, die ich kenne, mich eingeschlossen, verwenden irre viel Zeit auf etwas, was die meisten Leute überhaupt nicht sehen. Werbung. Sie machen Posts, die lustig, spannend oder einfach nur schön anzuschauen sein sollen. Sie machen Gewinnspiele und Blogtouren und Interviews und was ihnen noch so einfällt. Jeden Tag was posten, immerzu um Aufmerksamkeit betteln.

Aber seit ich auf Patreon bin, muss ich das eigentlich nicht mehr. Es hat ne Weile gedauert, aber mir ist jetzt klar geworden, dass ich anders vorgehen muss. Sicher werde ich weiter auf facebook meinen Kram machen. Eigentlich fällt es mir auch leicht. Ich interagiere gerne mit Menschen. Darum ist Instagram auch nicht wirklich was für mich.

Aber je mehr man macht, umso mehr Zeit vertrödelt man dort auch. Gewinnspiele sind ja immer die Hoffnung, dass die, die nicht gewinnen, sich das Ding dann kaufen. Tun sie nie. Es generiert nur sogenannten Traffic. Den facebook am Ende abstraft.

Nein. Ich werde mich mehr auf Patreon zurückziehen. Auch auf Discord und weiterhin auf Newsletter.

Darum: wenn du die Erste sein willst, die etwas erfährt, dann schau dort mal vorbei. Ab einem Einsatz von einem Euro im Monat. Ohne Scherz. Mehr ist natürlich super, aber dennoch: auch für einen Euro bist du voll informiert.

Ich bin total glücklich und stolz über meine kleine Gruppe dort. Und ich werde mit ihnen geiles Zeug machen. Sicher!

Und jetzt nur noch:

Bleib gesund! Man liest sich.

achso: zu Patreon gehts es hier entlang: 

https://www.patreon.com/AnjaBagus

 

Nochmal Patreon

Dieser Artikel richtet sich vor allem an Künstlerinnen, die schonmal von diesem Patreon gehört haben, aber meinen, das wäre alles zu kompliziert und sie wären zu klein und wer sollte denn schon und das setzt eine ja nur unter Druck.

Wo fang ich an?

Jede Künstlerin hat genau die Gefolgschaft, die sie sich verdient. Ist sie ne Rockröhre, dann kommen da Rockfans. Singt sie Opern, dann werden die sicher fernbleiben.

Wer sich auf Patreon präsentiert, wird genau die Leute bekommen, die sie verdient. Und falls sich mal jemand verirren sollte, wird die schnell weg sein. Das geht, alles ist jederzeit kündbar.

Das bedeutet: wenn du meinst, du kannst nicht jeden Tag/Woche/Monat was raushauen für die hungrigen Vogelkinder, die da mit aufgesperrten Schnäbelchen auf deine Würmchen warten, dann wirst du feststellen, dass im Gegenteil du das Vogelkind bist und deine Patreonettis (so nenne ich meine Lieben) dich füttern.

Die meisten dort erwarten gar nichts! Und sie freuen sich über alles, was sie bekommen!

Es ist so viel besser, diesem Kreis an Menschen seine Gedanken mitzuteilen, als irgendwelchen Freunden auf Facebook. Und dieses seltsame Gefühl, dass man Geld dafür bekommt, quasi NICHTS zu tun, ist ja falsch. Man tut ja was. Man macht weiter. Nichts anderes wollen diese Menschen.

Mir ging es vor einigen Wochen schlecht. Aber aufgeben war keine Option, denn da sind die Patreonettis: Eine inzwischen erkleckliche Gruppe an Menschen, die sich daran erfreuen, dass ich weiter mache. Die greifbar, erreichbar sind.

Und das alles ist nicht kompliziert. Du musst dir nur klarwerden, was du geben kannst. Wenn die reine Existenz und das Weitermachen schon die Basis ist, dann wird es ja leicht sein, da was draufzulegen, oder? Denn das ist es doch, was du eigentlich willst: Schaffen und die Schaffensprodukte stolz präsentieren.

Und du meinst aber, du bist zu klein? Wir kannst du denn größer werden, wenn nicht mit der Hilfe von Leuten, die wirklich bereit sind, dir etwas zu geben? Und wenn es erst mal nur ein paar Euro sind. Aber du wirst merken, dass dieses bisschen Geld so viel bedeutet. Wie auch immer du es ausgibst, es wird etwas besonderes sein.

Ja, es gibt noch andere Möglichkeiten außer Patreon. Ich glaube, dort ist es aber im Grunde ähnlich.

Trau dich. Wirklich. Denn nur wer wagt, der kann unterstützt werden.

Nur wer fragt, wird etwas bekommen. 

 

 

Alles paletti, oder?

Manchmal scheint mir die Sonne aus dem Arsch. Und manchmal nicht. Manche Tage sind zäh und mies und dann hab ich zu viel Zeit zum Zweifeln.

Ich bin ein Mensch, der sehr radikal sein kann. Ich bin in meinem Leben schon zig mal umgezogen und habe Leute aus meinem Leben gestrichen, die andere noch Jahre mit sich getragen hätten.

Ich betrachte das als Vorteil. Ich kann schnell reagieren, bin flexibel und meistens willig.

In letzter Zeit erwische ich mich aber immer häufiger dabei, unwillig zu werden. Ich habe einen sehr sensiblen Radar für Dinge, die mich versuchen, in meinem Denken einzuschränken. Auch in meinem Handeln, aber das macht mir nicht so viel aus.

Darum durchstehe ich diese Pandemie gerade ziemlich gut. Ich hab meine Nische, da handel ich drin und mein Denken ... nunja ... was ist los?

Ich bin, wie viele, ein Herdentier. Ich bin nicht unbedingt radikal harmoniesüchtig, zumindest nicht außerhalb meiner engeren Beziehungen. Aber ich ziehe Kraft aus Dingen, die ich FÜR andere tun kann.

Jetzt gibt es nur eine begrenzte Menge Geld, die ich spenden kann. Aber ich kann meine Freude teilen, meine Sicht des Lebens und meine Werke.

Als die Pandemie anfing, war ich gut aufgestellt. Ich habe schon lange eine funktionierende Homepage mit Shop und verdiene darüber ganz gut. Patreon gibt mir monatliche Sicherheit.

Aber die Abhängigkeit von Social media macht mir langsam zu schaffen. Ich bin lange Zeit ausschließlich über facebook unterwegs gewesen und darum hat es mich hart getroffen, dass ich meine Seite mit vielen Followern aufgeben musste. Aber manche Dinge funktionieren nicht mehr. (Wer es nicht mitbekommen hat, der glaube es einfach: Ich wurde schlicht ohne Grund ausgesperrt aus meiner eigenen Seite.)

Während ich mich aber dennoch weiter dort herumtreibe, merke ich, dass die zunehmende Radikalisierung der Menschen dort mir sehr zu schaffen macht. Ich kann das eigentlich abschütteln, normalerweise. Aber wenn es mir nicht gut geht, dann kann ich wohl nicht schnell genug rennen. Oder ich bin dünnhäutig.

Was ich sagen will: Die Forderungen allerseits, Stellung zu beziehen, und zwar die RICHTIGE. Und im Versuch, eine Stellung einzunehmen, reibe ich mich auf und verliere dauernd Kraft.

Mein Denken, welches auf Offenheit, Neugier und Diskurs ausgelegt ist, wird stetig mit Parolen weichgeklopft. Und natürlich könnte man nun einfach sagen: Ich muss ja nicht überall ne Meinung dazu haben, oder? Aber alle anderen haben ne Meinung. Und da sind dann Leute, die ich lieb oder weniger lieb habe, die ich schätze oder weniger gut finde und alle haben ne Meinung. Weil ich so funktioniere, dass mich zwar vieles kaltlassen kann, aber nicht die Meinung von Leuten in meinem Dunstkreis, versuche ich also wenigstens diejenigen zu prüfen.

Mein Kessel läuft heiß. Ich mag nicht mehr - ich werde unwillig. Person a reibt sich an Thema a. Person b meint, Thema a wäre nicht so schlimm, aber Thema b. Und Person c meint, das wäre alles nur Teil von Thema c und dann kommen die anderen Buchstaben des Alphabets.

Am Wochenende haben wir den Film von Richard Attenborough geschaut. Und ich hab viel geweint. Alles erscheint so klein uns sinnlos, wenn man es global betrachtet. Mein Gefühl, dass ich noch erleben werde, dass meiner Tochter das Leben schwerer wird, weil ... ich habe das Gefühl, Atlas zu sein und den Globus auf meinen Schultern zu spüren, und ich möchte das nicht.

Mir wird klar, dass der ganze Kleinscheiß der Menschen aufhören muss. Ich muss noch unwilliger werden. Noch weniger der seltsamen Zerwürfnisse an mich heranlassen. Ich darf nur den Dingen Macht über mich geben, die wichtig sind, an denen ich etwas tun kann, die ich ändern kann.

Ich kann nicht dauernd Kraft an jedem winzigen Schlachtfeld verlieren.

Ich muss also ein wenig herunterfahren.

Das tu ich auch, keine Sorge. Ich habe zu tun. Ich habe Pläne. Wilde Pläne. Grandiositäten und Gewagtes. Und dafür brauche ich Kraft. Lustigerweise ist der Teil von mir, der Kraft verliert, weil die Welt - speziell die Menschen - um mich herum ein bisschen spinnen, nicht der Teil, der Kraft für meine Kreativität hat. Ich bin offenbar ein Hybrid :) Und ist das Benzin leer, dann hab ich immer noch meine Solarzellen.

Ihr Lieben ... Ich möchte immer ein Licht in der Dunkelheit sein.

Bleibt gesund, damit wir noch viel Spaß zusammen haben können.

 

Ist das Kunst oder sollte die lieber arbeiten?

Ich habe fertig. Ein Projekt, welches mich jetzt zwei Monate lang in Atem gehalten hat, ist durch.

Zwei Monate? Lächerlich, oder? Das ist ja Pipikram. Ich hab also ein bisschen gemalt, ein bisschen Text geschrieben, ein bisschen Cover gestaltet, ein bisschen gelayoutet, und schwupps, landet dann ein bisschen Buch auf dem Gabentisch.

Und dafür geht ein bisschen Geld hin und her und ich zahl am Ende natürlich brav Steuern dafür.

Wohlgemerkt, es geht um EIN Buch. Pipikram. Verlage kichern darüber. Sie machen sowas viel professioneller. Da haben die Jemanden, der malt (externer Soloselbstständiger), dann einen der das Cover macht (eventuell der gleiche Soloselbstständige, vielleicht muss das Cover aber anders sein, und der Maler hat keine selbstverständlich Ahnung von Schriften, also muss da noch jemand ran, ein zweiter Soloselbstständiger), dann einen für das Layout (Solo..), einen für Lektorat und Korrektorat (meist Verlagsangestellte, aber vielleicht auch Solo ...). Dann haben wir die Vertriebler für die Werbung, die Vertreter, die in Buchhandlungen gehen, einer der den Katalog macht, und die alle müssen koordiniert werden! Chefs und Unterchefs müssen bezahlt werden. Wir brauchen Buchhalter und Versand (Versandleiter und Unterhoschis). Druckerei ist extern, das ist ja klar.

Also mindestens wenn nicht noch mehr Leute braucht so ein Verlag. Außer er ist klein.

Achso, und meist brauchen die für sowas deutlich länger. Große Verlage planen halbjährlich, und so ein Projekt dauert mindestens so lang, wenn nicht noch länger, weil ein Glied der Kette in Mutterschaftsurlaub geht. Und niemand neues dafür eingestellt wird. Werden kann.

Warum ich das schreibe? Weil: Ein Verlagsangestellter ist was. Er ist ein Angestellter. Oder der Chef. Jedenfalls arbeitet er RICHTIG. So mit Vertrag und Zeiten und Urlaubsgeld und so.

Ich dagegen arbeite nicht. (Jetzt folgen einige Lügen.) Also außer ca 3 Stunden am Tag. Den Rest der Zeit guck ich Netflix oder dreh Däumchen.

Ich mach auf keinen Fall Buchhaltung, ne Webseite, bestell Verpackungsmaterial, geh zur Post, oder kümmer mich um Rechnungen. NEIN!

Ich sammel nicht jeden Beleg und hab natürlich nicht trotzdem immer Angst, was falsch zu machen.

Immer Angst. Immer Demütigung. Immer Kleinhalten. Nutzt allerdings nichts. Ab dem ersten Euro zahlst du Steuern und bist zu allem verpflichtet.

Naja, ich machs trotzdem, weil ... weil ich lieber so lebe, als mein Hirn atrophieren zu lassen. Ich weiß, wovon ich rede, ich hatte genug Jobs. Einmal habe ich vier Wochen lang bandgewebte Etiketten kontrolliert. Die kommen als Endlosband, und man zieht sie von links nach rechts und schnibbelt die fehlerhaften raus. Acht Stunden am Tag. Das kann man nur mit Valium ein Leben lang ertragen. Oder Schnaps. Oder Miesigkeit.

Und die, die solches ertragen müssen, lassen ihre Miesigkeit dann an mir aus. Weil ich ja nicht RICHTIG arbeite.

Grüße ans Großhirn! Womit wird das eigentlich nach der Arbeit beschäftigt? Ah, Lesen oder Fernsehen gucken? Ach ... witzig, eigentlich.

 

 

Patreon - oder: was kostet das alles?

Schon lange keinen Blog Artikel mehr geschrieben. Gründe? Vielfältig, vielleicht Corona? Nein, aber die Zeit hat einiges in den Fokus gerückt, was ich gerne vergesse.

Vor Corona bin ich oft fast jedes Wochenende unterwegs gewesen. Bücher und Krams verkaufen, ihr wisst das. Das hat schlagartig aufgehört und nun bin ich zurückgeworfen auf die einzigen Einnahmequellen: Meinen Onlineshop und Patreon.

Und heute wurde mir mal wieder klar, warum das alles so wichtig und so ärgerlich ist. Vom Autor wird viel gefordert: Erstens soll natürlich das Manuskript originell sein, unterhaltsam, ohne Logiklöcher und Fehler. Danach soll das Cover ansprechend sein, der Klappentext Lust auf mehr machen und dann soll der Kunde es, wenn er es denn endlich will, auch kaufen können. Und bitte nicht beim bösen amazon! Sondern am allerbesten in der inhabergeführten Buchhandlung, die der Kunde seit Jahren besucht und so liebt.

Bis dahin muss ich als Autor:

1. Das Buch geschrieben haben. Je nach Buch ist das ne Leistung von Monaten bis Jahren. Um bis dahin bei Laune und Mut zu bleiben, Unterstützung in Rechtsfragen und anderen Bedürfnissen zu bekommen, ist man in einem Verband/Verein, kostet Monatsbeitrag.

2. Das Buch einwandfrei gemacht haben. Im besten Falle mit Lektorat und Korrektorat. Die ich nicht selbst machen SOLLTE, dann kostet es aber. Außerdem kostet das Textverarbeitungsprogramm etwas.

3. Cover kostet. Oder Grafikprogramm und Ressourcen kosten

4. Homepage kostet.

5. Onlineshop kostet. Rechtssicherheit für Onlineshop kostet.

6. Beim Buchhändler nachzufragen, ob der das Buch auslegt kostet Würde. 90% sagen NEIN. Darauf hoffen, dass es trotz kostenpflichtiger ISBN im Verzeichnis lieferbarer Bücher gefunden wird, kostet nichts, ist aber sinnlos.

7. Es bei amazon einzustellen ist gratis.

8. Werbung: kostet. Entweder tatsächlich Geld oder Würde.

9. Versand: Versandtaschen und Zeit werden nicht mitberechnet.

 

Bestimmt gibt es noch einiges, was ich nicht erwähnte.

Darum: wenn ich sage, dass es doch toll ist, mir auf Patreon pro Monat mindestens einen Dollar zu geben, und dafür regelmäßig etwas zu bekommen, dann ist das real für mich existenzsichernd. Das sind keine Almosen, oder irgendwie Geld, von welchem ich in der Hängematte liege und mir n Ast freu, weil ich euch ausnehme!

Zuletzt bekam jeder ein Groschenheft, welches in der Herstellung drei Euro kostet. Plus Karte, die pro Stück 2 Euro kostet. Plus Umschlag und Versand kostenlos. Das sind die reinen Produktionskosten! Da ist nicht mitberechnet, was ich an Geld für den Rest hätte ausgeben müssen, wenn ich es nicht fast alles selbst gemacht hätte!

Die Patreons haben das alles bekommen, ohne einen Cent dafür noch einmal zu bezahlen!

Zusätzlich zu dem Heft gab es einen "Zeitung" die die meisten Leute kostenlos bekommen haben. Und Gewinnspiele!

Und ich liebe es! DAS ist die Arbeit, die mir Spaß macht!

 

Ja, ich mach auch Bücher mit meinem Verlag. Davon wird keiner von uns reich. Aber glücklich.

 

Bitte: Überleg dir, was du forderst. Möchtest du ganz real einen Autor fördern, dann mach das über Patreon. Viele andere sind auch dort und freuen sich über jeden, der ihnen die Angst ein wenig kleiner macht, den Arsch ab.

Dann verdient nämlich der Autor/Künstler und nicht amazon. Oder sonst jemand.

 

Zu Patreon geht es hier entlang:

https://www.patreon.com/AnjaBagus

 

 

Irrungen und Wirrungen

Die aufmerksamen Leser hier wissen, dass ich mit meiner Schreiberei von Anfang an nicht den Weg gegangen bin, den viele andere gehen. Das bedeutet oft, dass ich sehr allein bin.

Sicher, ich hab heute viel erreicht. Nicht nur die Menge an Seiten, die gedruckt von mir irgendwo rumstehen, sondern auch einen spürbaren Bekanntheitsgrad. Oft frage ich mich dennoch: wo wäre ich, wenn ich alles so machen würde, wie die Bedächtigen?

Also zb, wenn ich einen Agenten hätte. Und dann Verlagsverträge. Achso, Verträge hab ich viele, stimmt. Auch ohne Agent. Gut, vielleicht hätte ich BESSERE Verträge.

Aber was ist denn BESSER?

Wenn man nass ist, weil es plötzlich geregnet hat, wäre es besser, trocken zu sein. Wenn man aber im Meer baden will, dann ...

Wenn man, wie ich, gerne selbstbestimmt lebt, dann sind manche Dinge einfach anders BESSER: Verleger, die Freunde sind, zb.

Manchmal bin ich sehr allein, wenn ich meine Meinung unbedächtig äußere. Plötzlich stehen aber Menschen da und sagen: Danke, dass du das gesagt hast, ich hab mich nicht getraut. Schon bin ich nicht mehr allein. Die Bedächtigen schlucken alles runter und hören so vielleicht niemals, wie recht sie eigentlich mit ihren Bedenken haben. Wichtig ist doch, dass man eine Meinung hat, aber immer bereit ist, sie auch zu ändern, falls sie sich als fehlerhaft herausstellt.

Naja, und wenn man unkonventionelle Wege geht, sich aus der Komfort-Pupsmulde rauswagt, dann kann es passieren, dass einem ein derartiger Wind um die Ohren bläst, dass er schon fast ein Sturm ist. (Ich werde jetzt nicht Sturm der Liebe sagen, das wäre zu kitschig :) )

So geschehen die letzten Tage. Erst dieser fulminante Kickstarter, dann eine herrliche Spielemesse mit liebenswertesten Menschen verbracht. 

Zusätzlich noch eine großartige Veranstaltung in Dortmund gehabt, in einem herrlichen Haus, mit vielen interessierten Menschen und Aussichten auf zukünftige großartige Dinge!

Ich kann also mein Glück kaum fassen und kann nur jedem raten: verlass dich auf deinen Bauch. Suche Menschen, die dich wertschätzen. Sei selbst wertschätzend. Dann wird das, was andere meinen, unwichtig! Dann werden die Wege gemeinsam gegangen und dadurch leichter, auch wenn sie manchmal nicht weniger steinig sind.

Onward!

 

Die dunkle Seite der Macht.

Ich hab einen Hund. Sie ist ein schwarzer Labbi. Das ist ihr ziemlich wurscht. Überhaupt sind Hunde da sehr problemlos. Die Kleinen halten sich für die Größten und manche Großen sind kleiner als die Zwerge.

Aber manchmal ist das wichtig: Es war uns zum Beispiel wichtig, als wir generell über einen Hund nachgedacht haben. Wir wollen einen belastbaren Familienhund, am Besten auch schussfest und kindersicher. Er sollte nicht zu groß und nicht zu klein sein, keine langen Locken haben und und und.

Voll rassistisch, oder? Ach und noch schlimmer, es sollte ein Mädchen sein.

 

Das darf man jetzt alles nicht mehr. Zumindest, wenn es um Menschen geht. Man darf nicht mehr darüber reden, welches Geschlecht jemand hat. Welche Hautfarbe. Welche Herkunft, welche RASSE. Ok, das mit der Rasse ist tatsächlich Blödsinn. Denn sowas gibt es nur bei Tieren, um sie gezielt zu züchten. Menschen werden nicht in Rassen eingeteilt, und wenn, dann nur, um sie zu diskriminieren. Isso.

Laut dem amerikanischen Biochemiker und Unternehmer Craig Venter z. B., dessen Fa. Celera Corporation erstmals ein gesamtes menschliches Genom (DNAsequenzierte und das Ergebnis im September 2007 veröffentlichte,[21]

„… bestimmt der [menschliche] genetische Code keine Rasse, die ist ein rein gesellschaftliches Konstrukt … Es gibt mehr Unterschiede zwischen Menschen schwarzer Hautfarbe [selbst] als zwischen Menschen schwarzer und heller Hautfarbe und es gibt mehr Unterschiede zwischen den sogenannten Kaukasiern als zwischen Kaukasiern und Nicht-Kaukasiern.“[22]

Entsprechende Unterschiede der Erscheinung von Menschen haben ihre Ursache vor allem in MigrationSelektion infolge Evolution, Umwelteinflüssen sowie soziokulturell unterschiedlichen Entwicklungen.

Gut. Keine Rassen. Kein Problem.

Aber rassistisch sein ist ein Problem. Und so genannt zu werden, obwohl man es nicht ist, ist auch eins.

Wie kommt man denn bitte auf die Idee, es wäre rassistisch, wenn man jemanden nach seiner Herkunft fragt?

Es ist schon ein Unterschied, ob jemand in Nord- oder Süddeutschland aufwächst. Ob er christlich oder muslimisch aufgezogen wird. Oder gar scientologisch oder was auch immer.

Um jemanden zu verstehen, um jemanden richtig zu behandeln, manche Verhaltenweisen einordnen zu können oder schlicht, um ihm passende Wertschätzung entgegenbringen zu können, finde ich Informationen über die ethnische Herkunft spannend und wichtig.

Ich soll aber die Augen zumachen? Ich soll Hautfarbe, und andere Unterschiede einfach ignorieren, weil ich sonst urteile und vielleicht ver-urteile? Weil ich aus meiner privilegierten Situation heraus nicht handeln darf, da es "von oben herab" wäre.

Ja, was sollen denn Ärzte machen, denn es gibt durchaus Krankheiten, die einige Ethnien nicht haben und andere schon. Anfälligkeiten, Prädispositionen.

Es ist ja noch wichtiger, keine Unterschiede mehr zwischen Männer und Frauen zu machen. Nee? Falsch? Was denn nun? Ach ich soll genauer einteilen? Cis und Trans? Ah. Und wie erfahre ich das, wenn ich nicht fragen darf? Wie behandelt ein Arzt die richtig? Gleich? Nee, das wäre blöd. Lang genug hat man Frauen die gleichen Medis gegeben und so langsam kommt man zur Besinnung, dass das Zeug, was Brüste wachsen lässt, wohl auch andere Dinge anders macht, und man besser andere Medis gibt, anders dosiert.

Ich halte absolute Gleichbehandlung für Bullshit. Ich finde Unterschiede wichtig und spannend. Ich gehe ins Ausland um andere Dinge zu sehen und freue mich über Menschen die woanders her kommen und mir tolle Dinge zeigen und beibringen. Ich freue mich über Diversität.

Ich werde weiterhin Dingen Namen geben. Jemand der eine schwarze Haut hat, kann ein Schwarzer sein, so wie ich eine Weiße bin. Ein Mann ist ein Mann und eine Frau eine Frau. Ich bin da stolz drauf, ich will das nicht verstecken. Darum werde ich Dinge, die alles gleichmachen wollen, nicht unterstützen. Wir sind nicht gleich. 

 

Wir sollten nur gleich behandelt werden. Mit Respekt, Toleranz und Empathie. Und zu ignorieren, dass jemand zum Beispiel aus einem Volk kommt, wo es nicht selbstverständlich ist, als Frau bestimmte Dinge zu tun,  die sie aber getan hat, wäre wenig respektvoll. Zu ignorieren, dass jemand anders erzogen wurde und daher manches völlig anders macht oder sieht, wäre wenig empathisch. Verhaltensweisen, die mir völlig normal vorkommen, können jemand anderem zuwider sein: Toleranz hilft beiden Seiten.

 

Worte haben Macht. Namen haben Macht. Macht will wohldosiert benutzt werden. Wenn uns also Menschen glauben machen, dass es richtig wäre, gewisse Worte zu streichen, dann ist das auch eine Machtausübung. Vor allem, wenn sie selbst der weißen gebildeten Mittelklasse angehören. Die dann der restlichen weißen gebildeten Mittelklasse erklären will, wie sie zu denken und zu reden haben.

Jaja, ich versteh den ganzen Drizz um "Sichtbarkeit" und "Privileg". Und genau weil ich privilegiert bin, ist es meine Verantwortung, zu lernen, die Augen aufzumachen, noch mehr wissen zu wollen. Und nicht, die Welt kleiner zu machen. Andere Kulturen zu feiern, indem wir sie erlernen wollen, beginnt eben manchmal mit dem Indianerkostüm.

Ich habe meinen 21 Geburtstag mit einer rauschenden Party gefeiert, auf der alle Männer als Frauen verkleidet waren und die Frauen als Männer. Es war eine großartige Erfahrung für beide Seiten. Wie verletzlich man in so einem Kleid sein kann, wie schnell man als Frau auch mal an einen Männerarsch greift, wie lustig es sein kann, Lippenstift mehrmals aufzutragen und Ausschnitte mit Brusthaaren und sockenausgestopften BHs. Nur so lernt man. Nicht verkopft, sondern direkt, durch Erfahrung, Neugier, Spielfreude.

Bleibt mir also weg mit den Verboten.

Wenn es die dunkle Seite der Macht sein soll, dann ist das so. Oder darf ich die auch nicht mehr so nennen? Ist es die "nicht so helle" Seite?

Ach, geht doch wohin ihr wollt. Die hier haben Kekse und Kuchen, sagen sie.

Findet mein Labbi auch toll.

 

Wenn man sich immer falsch vorkommt

Manchmal dauert es 52 Jahre, bis man ankommt. Isso. Und selbst dann ist es vermutlich nur ein kurzer Halt. Aber das muss nicht so lange dauern. Es kann leichter gemacht werden.

Ich glaube allerdings, dass Erziehung und Umwelt nur ein Teil sind. Es muss auch in einem drin sein.

Wovon ich rede? Nun, diese Sache mit der inneren Zufriedenheit. Mit dem Wissen, dass man ein paar richtige Entscheidungen getroffen hat und so. 

Das Problem mit solchen Entscheidungen ist ja immer: man trifft sie und weiß manchmal erst hinterher, ob sie richtig waren.

Bei mir ist das so: ich find mich selbst erst mal grundsätzlich gut. Das ist ein Glücksfall, den offenbar nicht viele Leute haben. Das ist furchtbar. Es macht es mir manchmal schwer, Menschen zu verstehen, die sich erstmal scheiße finden, aber ich bin ja empathisch. Meistens.

Wenn mich also jemand scheiße findet, dann hinterfrage ich mich aber auch. Alles andere wäre mega arrogant. Aber meine Welt bricht nicht sofort zusammen oder so.

Dennoch habe ich, verschiedensten Umständen geschuldet, es erst jetzt geschafft, angekommen zu sein. Da, wo ich mich wohlfühle. Da, wo ich Kraft finde und Kraft ausüben kann. Wo ich wichtig und wertig bin.

Warum ich das weiß? Weil ich es nicht nur in mir selbst fühle, sondern auch von außen bestätigt bekomme. Das ist nicht leicht, mit sowas umzugehen. Für mich. Ich bin ... ich bin selten bestätigt worden.

Ich bin unerzogen. Die Gründe dafür wären zu lang, um sie hier aufzuzählen, aber es ist so. Ich habe nie gelernt, die Klappe zu halten. Ich denke und ich fühle und dann handle ich.

Viele andere denken vor dem Handeln nach, also sie denken über den Punkt hinaus, wo die Handlung beginnt. Ich beginne zu handeln und denke dann erst wieder nach, wenn es notwendig wird.

Ein Beispiel: Ich hätte meine Erstlinge für 1000 Euro verkaufen können. An einen Verlag. Oh oh oh wie geil, dachte ich erst. Dann wurde mir klar: die wollen mich kaufen. Das bedeutet, ich tanz nach deren Pfeife. Und das von Leuten, die aus Uhren Chronometer machen. Lappalie? Nein. Für mich nicht. Ich hab Nein gesagt. Es wurde unschön. Der Verlag wurde dann verkauft und ist heute pleite.

Ich hab damals nachgedacht, und gehandelt, ich habe eine Reissleine gezogen, obwohl viele gemeint haben: mach das mach das! Ich haderte und dachte, ich wäre dumm und blöd, aber mein Bauch sagte: lass das.

Ich hatte kein Lektorat. Lektorgate folgte, weil ich das laut sagte. Ich dachte: es kann gut sein, das zu sagen, so, wie es gut ist, sich zu outen und anderen Kraft zu geben. War es auch. Ich hab viele viele Menschen damit angesprochen, die ebenfalls keine 2000 Euro in ein Erstlingswerk stecken wollen, ohne zu wissen, ob sich das überhaupt verkauft.

Hätte ich über meine Aussage nachgedacht, hätte ich es vielleicht nicht gemacht. Aber es drängte mich innerlich dazu und es war gut so.

Ich hab damals einfach angefangen, Bücher zu drucken. Erst 10, dann 20, dann ... und nach und nach wurde ein Imperium daraus. Alles so, wie es eben lief. Manch anderer druckt sich ne Auflage (1000 Stück) und spuckt auf die Kleinen. Ja, ich hab meine Häme abbekommen. Aber manchmal frag ich mich, wieviele Bücher in irgendwelchen Kellern herumschimmeln, weil .. so ne Auflage will auch verkauft werden.

Aber ich hab es einfach klein begonnen und groß gemacht! Und heute ... heute könnte ich einen Katalog nur mit meinen Sachen füllen.

Ich sag meine Meinung: dass ich nicht in einen Verein will. Dass ich denke, dass man Diversität in Büchern nicht erzwingen kann - und es auch nicht wollte. Dass ich nie Schreibseminare oder Ratgeber machen will. Weder als Lehrer noch als Teilnehmer. Dass ich Geld damit verdienen möchte (pöh, wie pöbelig, man hat das für die Kunst zu tun).

Immer wieder habe ich mich nach dem Kontakt mit anderen Autoren (oft wenn sie im Rudel auftraten) zurückgezogen. Oft trotzig, später müde. Müde, weil ... weil sie alles so schwer machen. Zerrissen: man will dazugehören, aber es geht einfach nicht. Verloren, weil allein.

Aber letztlich fand ich mich immer wieder, da ich innerlich stark bin.

Ich will aufhören, mich zu vergleichen. Ich will aufhören, nach den Veröffentlichungsraten der anderen zu schauen. Zu denken: ich werde nie einen All Star bei amazon haben. Ich werde nie einen Bestseller haben, auf einer Liste stehen und einen Preis gewinnen. 

Warum? Weil ich alles falsch mache. Ich bekomme keinen All Star, weil ich keine Buchbloggeraktionen und Buchlaunches mache.  Bestseller? Nun, ich bin in einem großen Kleinverlag. Ein Bestseller wird mit Geld gemacht (bitte keinerlei Illusionen, das hat wenig mit Können zu tun). Wir sind froh, wenn wir Geld haben, um die nächsten Bücher drucken zu können. Werbung auf Litfassäulen oder so? Vergiss es. Ich müsste aber einen Agenten haben und bei Großverlagen anklopfen. Wozu? ich hab einen Freund, und das reicht mir.

Zu Preisen sag ich nichts mehr, ich will einfach nicht.

Und dennoch bin ich genau richtig. Das ist es, was ich zu geben habe. Das ist mein Flussbett, ich bin der Fluss.

Darum kann ich nicht mitreden, wenn es um Mainstream und the next big thing geht. Ich mach mein thing ... und dass ich das ganz gut mache, sagt mir gerade Patreon. Das ist prima. Und die Rückmeldungen von manchen ebenfalls unangepassten Geistern tut auch gut. Und die vielen Anrufe von Menschen, die mich um sich haben wollen. 

Wenn man sich also immer falsch vorkommt, dann vielleicht, weil man kein reißender Fluss, sondern eher ein gemütlicher Bach ist. Es reicht eben nicht zum Fluss, aber wenn man sich in dessen Bett versucht, wird man dünn und flach. Lieber munter gurgelnd, über Steine hüpfend, im passenden Bett, umwuchert von saftigem Grün.

Und wenn sich dann Leute zu einem setzen, sich freuen und sagen, dass man gut so ist, wie man ist, dann ist die Welt schön.

Ja. Ich bin ein Bach. 

Kleinfamilie

"Der Kleine braucht einen neuen Ranzen."

"Wat? Warum das denn?"

"Die Schulbücher sind zu schwer."

"Scheiß Schule. Und immer wollen die was. Kopiergeld, zum Beispiel. Dabei haben die doch Bücher."

"Aber bezahlen müssen wir das."

"Lass uns Tante Gerda fragen. Wozu haben wir die zur Patin gemacht?"

"Dann müssen wir aber zu ihrem Geburtstag."

"Da gibts immer gutes Essen. Müssen ja nicht mit ihr reden."

"Dein Sohn hat einen blauen Brief bekommen."

"Der faule Hund."

"Er sagt, er kann sich nicht konzentrieren. Die Lehrerin meint, wir sollten ihm mal Frühstück machen."

"Ist die bescheuert? Wieso mischt die sich ein? Soll die ihm doch Frühstück machen."

"Warum haben wir eigentlich kein Geld mehr? Es ist doch erst Monatsmitte."

"Hack nicht immer auf mir rum! Du weißt, dass ich die neue Playstation brauchte! Und dann die Konzerttickets, das läppert sich!"

"Und ich?"

"Ja, gönn dir was! Geh auf Wellness oder so."

"Aber wovon?"

"Ich geh nachher mal bei Onkel Bruno vorbei. Wenn ich mit dem ne Zigarre rauch, dann wird der spendabel."

"Ach ja und das Kommunionsgeld von den Verwandten müsste auch eintrudeln."

"Davon müssen wir die Reise bezahlen. Diesmal buch ich all inclusive. Die Blagen gehen mir sonst nur auf den Geist. Die sollen in den Kids Club."

"Das Baby ist krank. Die Ärztin sagt, du sollst nicht rauchen, wenn es dabei ist."

"Du glaubst auch jeden Scheiß, den die Ärzte sagen, oder? Geh zu einem anderen Arzt."

"Die Nachbarn reden darüber, dass wir Schulden haben, die anderen Kinder hänseln unseres, und letztens standen welche vor der Tür und meinten, wir sollten unseren Müll reduzieren."

"Die sollen sich mal alle an die eigene Nase fassen! Ich kauf einen höheren blickdichten Zaun, dann ist der Spaß vorbei. Und jetzt bring mir ein Bier, es ist Sportschau."

 

Bildung und Gesundheit stehen Lobbyismus und Eigeninteressen gegenüber. Wenn die Eltern zu faul und zu gierig sind, müssen die Kinder es ausbaden. 

Und darum werde ich in keine der großen etablierten Parteien gehen. Denn aus diesem System kommen die Eltern nicht raus, warum auch? Sie sind die Gewinner, warum sollte sie aufhören?

Nein, es muss aber aufhören. 

 

 

 

Patreon

Was ist denn das und warum mach ich das?

Patreon ist eine Möglichkeit, Künstler zu unterstützen. In unserem kommerziellen System macht der Kunde/Fan das durch einen Kauf. Aber was bleibt von der Summe eigentlich beim Künstler? Was ist in den Monaten, wo er nichts Neues am Start hat?

Es gab und gibt schon immer so etwas wie Mäzene - Menschen, die andere unterstützen. Mit Geld, oder mit anderen Dingen. Jetzt gibt es eine Plattform, über die das jeder mit seinen Lieblingskünstlern tun kann.

Patreon bietet mir die Möglichkeit, eine Art Grundeinnahme zu haben. Aus dem, was ihr mir gebt. Das gibt mir Sicherheit und Handlungsspielraum.

Warum habe ich es dennoch lange nicht gemacht? Weil ich stur bin. Ich dachte so: was habe ich zu bieten, außer dem, was ich sowieso schon mache? Aber dann wurde mir klar: es gibt Dinge, die ich gerne machen würde, die sich aber finanziell nicht lohnen.

Ich habe mich in den letzten Jahren damit finanziert, dass ich Dinge verkauft habe. Zunächst natürlich Bücher. Das ist aber der kleinste Posten, denn ich bin kein Bestseller. Also habe ich anderen Kram gemacht und irgendwann auch Schmuck. Krimskrams aus China. Das belastete mich ein bisschen. Nicht, weil die Sachen nicht schön sind. Nein, und der Gewinn war schon aberwitzig. An einem Buch schreib ich Monate, so ein Schmuckding kommt per Post und ... naja, am Ende hab ich nichts gemacht, außer es ausgesucht und bezahlt.

Mit Patreon könnte ich aber wieder Projekte mit anderen Künstlern machen und die vielleicht sogar bezahlen!!! Möglichkeiten über Möglichkeiten. 

Und ich verspreche, dass es sich für jeden meiner Patrons lohnen wird ... 

Ich freue mich auf eine neue Art der Zusammenarbeit. Es ist eine Art, die für mich einen Schritt aus dem Kommerz in eine bessere Welt darstellt.

Danke schon mal an alle, die mir ihr Vertrauen schenken!

Falls du dich jetzt entscheidest: Hier kannst du zu meinem Patron werden!

 

Gastartikel: Theo Reinemacher

Der Autor Theo Reinemacher, den ich nur flüchtig kenne, hat mich gebeten, diesen Artikel auf meinem Blog zu bringen. Es war ihm wichtig, warum, kann ich absolut nicht ergründen. Ich distanziere mich ausdrücklich nicht von dem Inhalt, denn das wäre peinlich und bigott. Schließlich will doch jeder Preise, oder?

 

 

Hier bin ich, wo steht das Klavier?

Theo Reinemacher

 

Hurra, ich habe es geschafft. Ich bin auf der Longlist! Jawohl, auf der Longlist des ultimativen Lyrikpreises Glucksi, der alle zwei Jahre in Bad Holtensen verliehen wird. Das Preisgeld ist nicht erwähnenswert, aber man wird in mindestens zwei Blogs erwähnt, die sich ausschließlich mit Lyrik beschäftigen.

Wie ich das geschafft habe? Na, durch meine überragende Leistung im Bereich des dramatischen fünfhebigen Jambus. Nein, ich werde das Gedicht hier nicht vorstellen, denn es soll ja dem geneigten Publikum präsentiert werden.

Nicht, dass ich Sie für ungebildete Barbaren halte, liebe Leser, da sei Gott vor, aber verstehen Sie, der Rahmen muss einfach stimmen. Und das ist hier nicht gegeben.

Na ja, vielleicht, also, ganz eventuell, ist es nicht allein meiner lyrischen Leistung zu verdanken, dass ich auf jener Longlist gelandet bin. Ich kenne natürlich alle anderen wichtigen Lyriker, man trifft sich, redet über wichtige Dinge, die misanthropischen unter uns über die schreckliche Welt, die Optimisten denken laut über Veränderungen nach, wir alle verarbeiten unsere Gedanken in Lyrik.

Die Jury des Preises besteht aus Basti, Eva, Sören und Wolke, oh, sorry, Wolke ist jetzt Varg. Seit ihrer/seiner Transition.

Blogger empfehlen erstmal die ihrer Meinung nach besten Lyrikwerke aus dem letzten Jahr, und die Jury liest die dann quer. Die Bücher, die mehr als ein gutes Gedicht enthalten, kommen auf die Longlist. So wie meins.

Ach ja, alle SP und alle DKZV Bücher sind natürlich raus. Die will ja niemand lesen, und SPler sind … na ja. Nichts gegen SPler, aber man weiß ja, die Qualität und so. Sie wissen schon. Und ich rechne mir super Chancen aus. Denn wissen Sie, ich bin ja nicht nur fast in der Jury gewesen, sondern bin, seitdem ich mein Buch bei einem kleinen Verlag herausgebracht habe, auch politisch aktiv. Also richtig. Ich setze mich für den Umweltschutz ein, sammle in meiner Gegend Müll ein, bringe alten Menschen Kultur nahe, indem ich meine Gedichte vorlese, in Altenresidenzen und so weiter.

Zu Anfang dachte ich, es wäre vielleicht wichtig, sich für die Gleichbehandlung der Frauen einzusetzen, aber komischerweise fanden das weder Eva noch Wolke besonders toll. »Theo, das glaubt dir keine Sau!« Das waren Evas Worte. »Ein Macho wie du, der sich von seinem Frauchen bekochen lässt, tritt für Feminismus und equal payment ein? Echt jetzt?«

Ich will ja nur mal sagen, Helga liebt kochen. Und seitdem ich als Autor selbstständig bin, geht sie total gern arbeiten. Natürlich bin ich da für gleiche Bezahlung von Mann und Frau. Sie malocht ja auch wie ein Kerl. Vierzig Stunden Woche, körperliche Arbeit und so.

Also hab ich mir was anderes überlegt. Müll einsammeln ist aber echt anstrengend. Ich hab dann meistens meinen Hund dabei, unseren kleinen Shi Tzu. Ping heißt sie. Und sie hat ganz kurze Beine, kann also nicht weit laufen. Aber den Müll im Umkreis von vierzig Metern um unser Haus einzusammeln ist ja auch schon mal was. Besser als nichts. Die ekeligen Sachen lass ich natürlich liegen, mag mir ja keine Krankheiten einfangen. Aber wenn die freiwillige Feuerwehr hier aus der Gegend einmal im Jahr Müll sammelt, bin ich immer dabei. Mit Handschuhen, Stiefeln, ganz zünftig, und lasse mich dann vor den dreißig Müllsäcken Werbewirksam fotografieren. Klar, das kommt immer gut.

„Selbst der bekannte Autor Theo Reinemacher hilft bei der Müllsammelaktion!“, steht dann im Holtenser Tageblatt. Dann gehen auch direkt die Buchverkäufe nach oben.

Bevor die Jury zusammentritt, um über alles zu beraten, bringe ich mich natürlich diskret in Erinnerung, lade sie zum Essen ein, das ist dann natürlich ein Messevorbereitungsessen, schließlich gehören wir ja alle zur Crowd, und „spread the love“ und die „good vibes“ sind ja so wichtig! Gerade zu einer anstrengenden Buchmesse.

Die große Buchmesse in Bad Holtensen kennen Sie, oder? Klar, wer nicht? Tausende von Besuchern an zwei Tagen, sechzig Aussteller. Gut, am Ambiente könnte man vielleicht was machen, aber es ist halt ein Wochenmarkt mit Flohmarkt.

 

Was mache ich noch? Ach ja, die alten Leutchen. Ich will mich nicht selbst loben, aber sie mögen mich. Auch die Pflegerinnen finden es ganz toll, wenn ich da war. »Die Herrschaften schlafen dann immer wie Babys, Herr Reinemacher«, sagen sie. »Wir brauchen gar keine Sedativa mehr!«

Was soll ich sagen, liebe Leser? Das ist die Zauberkraft von Lyrik. Fünfhebiger Jambus, sag ich nur. Manchmal, das gebe ich zu, schmuggle ich in die Vorlesestunde auch mal das ein oder andere Fremdgedicht hinein, das merkt keiner. Und wenn dann Herr Jannsen mit seinen senilen 72 Jahren meint, mir erzählen zu müssen, John Maynard sei von Fontane und nicht von mir, dann schiebe ich ihn eben ins Herrenklo. Da darf er schimpfen.

Morgen gehe ich mit der Jury dann noch ins Theater, sie geben „Warten auf Godot“. Ich glaube, dieser Hinweis ist so subtil, dass ihn nur Basti begreifen wird. Ich glaube, ihn muss ich mehr überzeugen als die anderen, denn Varg, Eva und Sören finden mich irgendwie süß. Na gut. Süß. Mit 70 ist man also süß. Ich würde ja sagen, alles andere als süß, aber hey, mir egal, Hauptsache, ich bekomme diesen supertollen Preis!

Queen. Oder was?

Die ganze Schreiberei- und Veröffentlichungssache geht jetzt langsam ins 7. Jahr. Manchmal behaupten Leute, ich sei berühmt. Und andere schreiben über mich. Wenn sie nett sein wollen, schreiben sie sowas wie: Steampunk-Queen. Keine Ahnung, warum. Denn wäre ich eine Queen ...

Dann wäre doch alles ganz anders.

Dann hätte ich nicht am Anfang meine Bücher selbst gedruckt. Meine Cover selbst gemacht. Meine Werbung selbst. Meine Facebookseiten, meine Homepage. Und damals noch meine Klamotten.

Ich hätte Lakaien gehabt, ich hätte mir alles und sogar ein Lektorat kaufen können.

Ich hätte Diener gehabt, die mir Bücherkisten in den vierten Stock zu einem "Steampunk Festival" tragen, und alle auch wieder runter, weil ich nur eins verkauft habe. Weil sich nur ca 50 Besucher in den vierten Stock verirrten. Obwohl ich dafür vier Stunden gefahren bin. Und vier zurück.

Ich hätte zusammen mit Freunden nicht nur einen 15 Minüter gedreht, sondern einen abendfüllenden Spielfilm, oder gleich eine ganze Serie. Wir wären auf Festivals gefahren, zu denen man uns eingeladen hätte, statt noch mehr Geld auszugeben, um auf der RPC zu stehen.

Wir hätten uns ein Amt gekauft, statt es zu bauen, und immer wieder auf und abzubauen, bis es fast auseinandergefallen wäre. Wir hätten uns kutschieren lassen, statt Tage im Auto zu verbringen, um irgendwo zwei Bücher verkaufen zu können.

Wir hätten Goldorden statt Buttons gemacht, ich hätte ein Amtsspiel statt nur ein Pokerkartendeck mit den Bildern meiner Figuren.

Aber: Ich hab das alles gemacht. Ich hab mir die Hände wundgeschrieben, die Arme schmerzend getragen, die Beine in den Bauch gestanden. Ich habe Stunden um Stunden mit Menschen geredet, gepostet, mir weitere Möglichkeiten ausgedacht, wie sie mit mir zusammen Spaß in der Aetherwelt haben können.

Wer mit mir geht, und das sind viele (vielen Dank ihr Lieben), weiß, dass ich nicht nach vorne springe, wenn die Kameras laufen. Ich versteck mich aber auch nicht. Ich bin gerne da, wo tolle Dinge passieren, ich mach gerne was zusammen mit anderen. Ich lese gerne vor, ich rede gerne und ich hab gerne Spaß.

Und heute ist das so: Ich werde eingeladen. Ich habe eine funktionierende Homepage, einen Shop, ich verdiene Geld, man kennt mich.

Wenn dann jemand meckert, weil jemand anders mich Queen nennt, dann geht mir das am Arsch vorbei, den ich mir aufgerissen habe, damit ich nicht in der nörgelnden Menge der Kleinstautoren versinke, die keiner kennt, weil sie denken, so ein Buch verkaufe sich ja allein, da habe die Welt nur drauf gewartet.

Tut sie nicht. Die Welt wartet auf niemanden.

Aber wer gibt, wird auch bekommen.

Wenn man dann einen unpassenden Titel bekommt, seufz, dann ist das so. Kann ja keiner ahnen, sowas. Amtsleitung, das wäre passend. Ist aber weniger Glitzer dabei.

Ich geh dann mal wieder arbeiten.

Rumgekommen!

2018: Holla, sind wir rumgekommen! Ich hab mal Bilder gesammelt. Ich glaub, ich hab nicht von allen Events Bilder. Schade, aber ... irgendwo wird uns irgendwer abgelichtet haben. Ich will die Sachen nicht alle aufzählen und schon gar kein Ranking machen, welches das Tollste oder beste war. Diejenigen, zu denen wir nächstes Jahr wieder gehen, haben gewonnen. Manche waren einmalig, die waren dann trotzdem wahrscheinlich toll. Es gab nur zwei fette Reinfälle,  einer saukalt, der andere sauheiß.

Ich bin demütig, weil so viele wunderbare Leute wahnsinnig tolle Dinge mit mir und meinem Amt veranstaltet haben. Alle, die geholfen haben, alle, die uns eingeladen haben, alle, die gekauft haben oder die das Amt mit irgendeiner Aktion legendär gemacht haben, verdienen meinen endlosen Dank.

2019 machen wir weiter! (Nein, das ist nicht selbstverständlich. Nicht alles sollte man dauernd wiederholen.) Ich freu mich auf euch!

Piep Piep

Huch, ich hab schon lang nicht mehr gebloggt. Hab ich nichts mehr zu sagen? Unsinn, das stimmt ja nicht. Aber es scheint so, als hätte ich Besseres zu tun. Ist vielleicht auch so, oder es ist pures Arbeiten um ... dieses böse Geld zu verdienen. 

Manche Autoren betrachten das ja fast als ehrenrührig, wenn man nicht um der Kunst willen schreibt. Also nicht darbt oder einem Brotjob nachgeht und sich dann zünftig über alle Autoren lustig macht, die das anders sehen, weil die machen ja keine "echte" Kunst. 

Was echte Kunst ist, fragt sich sicher jeder, der mal mit moderner Kunst zu tun hatte. Leute, die mal gehungert haben haben sicher kein Verständnis für Fettecken à la Beuys. Oder so Dinge wie: Opus 17 in weiß und grau - weißgrau bemalte Leinwand für 1700 Euro.

Aber Kunst ist ein Spiegelbild der Zeit. Wenn es Menschen gibt, die dafür zahlen, dann ist das Kunst. Nein, damit will ich nicht sagen, dass der reine Akt des Verkaufens daraus Kunst macht, sondern das Begehren des anderen erhebt das Objekt. Aus Fett wird Kunst, wenn einer das so sieht und bereit ist, dafür etwas zu tun. Es auszustellen oder eben zu kaufen.

(Und mir ist durchaus klar, dass Kunst noch viel mehr ist. Im besten Falle ist sie eine Bereicherung, eine Bewusstseinserweiterung. Aber ... manches ist es eben nicht, bzw ist es nur, weil der Zeitgeist es dazu macht.)

Die Entfernung zwischen Kunst und Kommerz ist so klein. Gerade in meinem Genre, dem Steampunk, welches zwar als literarisches angefangen hat, aber eigentlich eher ein gelebtes ist, wird das gerade sehr deutlich. Angefangen hat es mit Menschen, die aus Krimskrams eine Welt bastelten, heute bekommst du die Welt bei Wish und Deiters oder gar Real im Super-Schnäppchen Angebot. Und da kommen wir wieder zur Frage: ist es dann weniger wert? 

Lustigerweise fühlen sich die Leute entwertet, dabei sind sie doch immer noch die Gleichen. Nur weil welche in Polyester rumlaufen und alles kaufen, was Zahnrädchen drauf hat, heißt das aber doch nicht, dass der, der alles selbst gemacht hat, weniger wert ist.

Um den Bogen zu schlagen: nur, weil ich versuche, mit meinem Kram Geld zu verdienen, bin ich auch nicht weniger wert als die anderen, die das verwerflich finden.

Ich bin inzwischen so weit, dass mich das echt nicht mehr kratzt. Ich hab vorhin ein paar meiner alten Blog Beiträge gelesen und dachte: ja, das stimmt alles heute noch, ich stehe hinter jeder Aussage. Aber es ist mir nicht mehr so wichtig, das kundzutun. Denn während andere immer noch den goldenen Kälbern hinterherrennen, kauf ich mir Goldfarbe und mal meine Kälber selber an. Oder Kraken oder Otter oder ...

In diesem Sinne freue ich mich über jeden, der egal was bei mir kauft und verspreche, vielleicht mal wieder öfter zu bloggen. Facebook ist ja soooo out. (mir doch egal)

 

Woman in the mirror

Ich hab die Tage eine Collage auf Facebook gesehen. GRRM und Stephen King saßen sich gegenüber. Und GRRM fragte King, wie er es schaffe, jeden Tag 6 Seiten zu schreiben. Ob er denn nie Facebook aufmache und mal über seine Person nachlese, was andere so denken, auch über die Bücher und so. Und King sagt: NO.

Ich dachte so: ich will wie King sein. Mal abgesehen von den anderen tollen Eigenschaften, klingt das total weise und vernünftig, sich nicht dauernd darum andere zu kümmern, was andere von einem denken. Viele Persönlichkeiten, die später als Wegweiser bekannt werden, kümmerten sich nicht darum, was andere dachten. Sie handelten einfach.

Ich selbst fühle mich oft eher wie eine Marionette, denn wie ein selbstständiger Mensch. So viele Fäden, an denen Menschen und Dringlichkeiten an mir zerren.

Aber manchmal weiß ich genau, was ich nicht will. Und das ist schon viel wert.

Gerade geht das Jahr los und das Gerenne um die Preise beginnt wieder. Der Seraph, der dpp, der Vincent, der KLP ... was auch immer sich da anbietet. Und wieder weiß ich: nicht für mich. Denn was auch immer man von so einem Preis hat, wenn es nicht ein direkter monetärer Segen ist, es ist flüchtig. Und bei den meisten Preisen, wie auch bei Rankings und Listen ... ist es gelogen. Es ist ein Blitzlicht einer Welt, in der genauso geschummelt wird, wie in allen anderen.

Was letztlich bleibt, ist nur, dass ich mir selbst in die Augen gucke. Und entweder schäme ich mich, oder ich bin zufrieden. Ich will lieber zufrieden sein. Denn nur ich weiß auch, warum ich manche Dinge so tue, wie ich sie tue. Nur ich gehe in meinen Schuhen.

Das bedeutet nicht, dass ich mir Kritik nicht zu Herzen nehme, denn auch das wäre dumm. Aber Kritik ist nur wichtig von Menschen, die deine Umstände kennen. Dieses ewige Bla bla und Klugscheißern auf facebook von Menschen, die keine Ahnung von der wahren Lebenssituation von anderen haben und wenig empathisch und manchmal sogar schädliche Tipps geben ... nein, danke.

Vielleicht besteht Stärke eben darin, sich den richtigen Menschen schwach zu zeigen.

Und noch etwas: selbstverständlich habe ich dennoch auch Vorbilder und versuche stetig, von ihnen zu lernen. Sich vorwiegend auf sich selbst zu verlassen bedeutet nicht, hochnäsig zu werden und guten - wertvollen - Rat aus kundigem Mund abzuwehren.

Aber letztlich entscheide ich.

Und vergleichen lass ich mich nur, wenn die Bedingungen fair sind. 

 

 

 

2017 - alive and kicking.

2017. Großartig. In vieler Hinsicht. Und dennoch bin ich überrascht, wo es mich hingebracht hat. Und neugierig, wo es mich noch hinbringt.

 

Es ist viel Süßes in dem Körbchen. Die ganzen Veranstaltungen! Egal, ob es um das Amt oder um Bücher ging, alle waren wertvoll - bis auf eine, aber da sag ich nichts zu.

 

Generell hab ich weniger gesagt. Dennoch wird mein Artikel: "Ich weigere mich!" nahezu täglich von irgendwem gelesen und ich frag mich oft, ob das das Bild ist, was ich abgeben will. Aber dann denk ich: man hat es doch kaum in der Hand, oder? Die Leute lesen, was sie lesen wollen, und sie denken, was sie denken wollen. Da kann man nur gelassen bleiben. Und dennoch seine Meinung sagen. 

 

Lesen ... tun die Leute meine Bücher. Zum Glück, denn das ist es ja, was ich eigentlich will. Dass ich auf machen Veranstaltungen mehr mit meinem hinzugekommenen Schnickschnack verdiene, ist symptomatisch für die Zeit. Lesen ist etwas, was nicht an erster Stelle steht. Und die Leseratten lesen lieber leichte Kost. Zu Ostern werden Osterhasen geküsst, im Sommer schmecken die Küsse nach Brombeeren und im Winter nach Zimt. Oder sie wollen es spannend und blutig. Wie viele Bücher kann man nacheinander lesen, wo perverse Serienmörder auf noch perfidere Arten Frauen abschlachten? Oder wo Frauen-Kommissarinnen/Pathologinnen/Agentinnen Serienmördern auf die Spur kommen, um irgendwann selbst in seinen Klauen ... Ja, ich hab sowas auch mal ganz gerne gelesen, aber das ging vorbei.

 

Ich hab zuletzt einige Kurzgeschichten geschrieben: ein Genre, was ich auch als Leser inzwischen sehr sehr liebe. Kurzgeschichten sind wie Pralinen und im besten Falle ist eine Anthologie eine sinnliche Erfahrung. Dennoch sind die Bücher oft eine Innenschau der Szene. Der Literaturszene. Wobei der mich nicht kennende Leser nicht denken sollte, ich triebe mich in erlesenen Kreisen rum .. .nein, nein, ich hab´s weiterhin mit Kleinverlagen. Allerdings ... tatsächlich mit Verlagen. Und da hab ich einige tolle kennengelernt. Die Szene ist großartig, lebendig und wertschätzend.

Größtenteils. Auch hier durfte ich mal wieder eine Erfahrung machen, die einen zweifeln lässt. Gaslighting, nennt man es, wenn einem erklärt wird, dass das, was man zweifelsfrei sieht, nicht wahr sein soll. Wenn man dann aber Mitstreiter kontaktiert, und endlich merkt, dass man einem großen Betrug aufgesessen ist, dann ist es bitter. Bitter, weil man es nicht ändern kann: die Rechte der Verleger sind derer viele, die Autoren haben das Nachsehen. Sie haben ja unterschrieben und nun sind sie die Dummen. Und wer hat als chronisch unterbezahlter Schreiberling schon die Kohle, einen Rechtsstreit durchzufechten über etwas, was im Vertrag sowieso schwammig formuliert war und man ist doch mit den besten Vorsätzen und Freude an das Projekt gegangen! Man hat Stunden, Tage, Wochen und Monate geschrieben und dann abgegeben und es verschimmelt irgendwo, weil der Verleger keine Anstrengung macht, es wirklich unter die Leute zu bringen. Muss er ja auch nicht. Also schon, aber wie viel nun genug ist. und ab wann er sagen kann: es lief halt nicht ... das ist schwammig. Und Geld bekommt man auch keins, weil ... es ist ja nicht gelaufen.

Schwarze Schafe gibt es überall. Ich hab Glück gehabt, dass bei all denen, mit denen ich zusammen arbeiten durfte, bisher nur einer war. Also nochmal die Bitte an alle Autoren, die hier mitlesen: prüft eure Verträge. Lasst euch nichts gefallen. Verleger sind nur ganz ganz selten eure Freunde. 

Aber wenn man so einen gefunden hat, dann geht viel. Also so einen Verleger Freund. Dann geht ne geile Buchmesse, dann geht Verlags-Familie. Ein Für- und Miteinander. Wertschätzung. Unkompliziertheit, eben an einem Strang ziehen. Da werden dann auch schon mal Bücher an ferne Orte nachgeschickt, da ist kein Weg zu viel. Ich glaub, ohne meinen Verlag Edition Roter Drache und seinen tollen Chef hätte ich es wahrscheinlich aufgegeben.

 

Denn es bleibt hart. Es wird immer besser, aber ... ich hatte noch nie einen Amazon Bestseller. Ich müsste mal nachzählen, ob Aetherhertz im strengen Sinne inzwischen einer ist (also die Gesamtverkaufszahlen), aber wisst ihr was: ist mir wurscht. Da ist ja so viel mehr. Die Anthologie "Steampunk Chroniken Aetherwelt", die zeigt, was noch geht. Und dann der WeltCon! Mein eigener Con, ein Treffen von mehr als 100 Aetherweltverrückten. Das war gigantisch und davon zehre ich sicher noch lang.

Das Amt ... das Amt ist toll. Das Amt verbindet. Zeitreisepässe und Temporalmarken beglücken die Menschen über sie Szene hinaus. Und wenn es so sein soll, dass die Menschen sich danach auch für meine Bücher interessieren? Go with the flow.

 

Für mich ist der Weg immer das Ziel. Und meine Wege waren nur selten einsam. Sicher, schreiben tu ich allein, aber der Rest wird begleitet von entzückenden Menschen. Leute, die eigene Ideen mit reinbringen und mein Leben so bereichern. Ich bin nicht allein. Und daher -

 

- kann ich die paar Bitterkeiten, die das Jahr hatte, gut verkraften. Den schlimmen Verleger ... nun - er wird sein Fett wegbekommen, so oder so. Wir Autoren haben uns zusammengetan und zeigen Kante.

Die ewig schmerzenden Füße, die vielen Kilometer, die vielen Kisten, die geschleppt wurden. Die vielen Tage, an denen ich kaum zum Essen und Trinken kam und meine Wohnung, die mehr und mehr zum Warenlager verkommt.

 

Denn anderntags kommt eine Anfrage: möchtest du hier und hier mitmachen? Und ich bin atemlos und denke: jajajajajaja! Das nächste Jahr wird fulminant. Auch wenn ich immer älter werde und mein Körper mir gerade ständig signalisiert, dass er zu alt für manche Scheiße ist.

Aber ich bin ja nicht allein!

 

Zuletzt möchte ich also allen danken, die Teile des Jahresweges mit mir gegangen sind. Und alle aufmuntern, auch eigene Wege zu gehen, mutig zu sein, und Dinge zu wagen. Die Balance des Miteinanders ist es, die das Zusammenleben wertvoll macht. Macht Dinge! Seid großartig!

Vergesst aber nicht, und das hab ich ja nicht verschwiegen: es ist harte Arbeit. 10 Likes hat man schnell. 1000 Likes dauern.

Sucht euch eure Wegpartner aber aus. Man muss nicht überall mitmachen. Und nur, weil für die eine Gruppe ein Weg gut ist, muss das nicht einer sein. Verbieg dich nicht zu sehr, sonst brichst du nachher. Und manchmal ist dann keiner da, der dich zusammenklebt.

Ich werde weiterhin auf meinen Bauch hören, auch wenn er ständig "Käsesahnetorte" ruft. Meistens hat er recht.

In diesem Sinne bin ich gespannt auf das nächste Jahr. Es zeichnen sich ja schon einige tolle Dinge ab. Ich freu mich auf jede Nachricht von euch und jede Idee, die ihr habt. Ich wünsche jedem Autor den Erfolg, den er verdient. Lasst es langsam angehen, damit ihr Reserven habt, wenn es nicht so gut läuft.

Ich räum jetzt auf. Muss man am Ende des Tages ... äh Jahres ... ja auch mal.

Nur Schreiben.

Ist nicht genug.

 

 

Hier fünf Dinge, die ich in fünf Jahren gelernt habe.

 

1. Schreib.

Andauernd, jeden Tag, viel. Ansonsten ist alles was du denkst und willst Unsinn. Denn: kein Pullover ohne Wolle, kein Haus ohne Steine, kein Buch ohne Worte.

Während du schreibst, denke nicht. Wenn du nicht schreibst, denke. Denk darüber nach, was du willst. Willst du nur schreiben? Dann tu das. Willst du schreiben und Geld verdienen? Dann denk darüber nach, wie du das hinbekommst. Schau, wie es die anderen machen. 

Geh in Gruppen und lerne. Und dann: geh wieder raus aus den Gruppen. Und mach dein Ding. Niemand macht es für dich. Niemand wird dich aus dem Nichts heraus entdecken. Du musst machen. 

Kläre deine Ansprüche. Folge ihnen. 

Hör auf dich und deine Stimme. Denn das ist es, was die Leute wollen. Leser wollen eine Stimme hören. Sie wollen nicht hören, was du von jemandem gelernt hast, sondern sie wollen dich hören. Wenn sie Tolkien lesen wollten, würden sie Tolkien lesen. Also schreib nicht wie irgendwer, schreib, wie du möchtest.

 

2. Löse dich von dem Literaturbetrieb.

Andere Autoren sind nett. Sie haben die gleichen Probleme wie du. Sie leiden wie du. Sie helfen dir. Falsch. Wähle deine Freunde weise.

Verlage sind nett. Falsch. Nur manche. Wähle weise.

Autorengruppen sind toll. Falsch. Sie sagen dir nur, was du zu tun hast. Autoren, die in Autorengruppen rumhängen, schreiben nicht. Sie labern da rum. Die, die schreiben, labern nicht in Autorengruppen rum. Wähle auch deine Gruppen weise.

 

3. Biete mehr als nur ein Buch. Biete eine Welt.

Wir müssen mit so vielen Dingen konkurrieren. Es ist viel leichter, sich bei Netflix ne neue Serie runterzuladen und 8 Stunden am Stück zu schauen. Es ist nicht  wie früher, wo man Mittags vielleicht mal "FalconCrest" geschaut hat und abends den Film um 20.15 Uhr. Fernsehen wann man will, wie lange man will.

Bücher lesen ist anstrengender. Gib den Lesern einen Grund, deine Bücher zu lesen.

 

4. Hör auf deinen Bauch.

15 Jahre Rechte abgeben mach Bauchaua? Frag nach. 7 Jahre .. ok - nicht super, aber ok.

Das Probelektorat macht Bauchaua? Denk dran, das ist zur Probe, eine Probearbeit soll glänzen, und ist oft besser, als später. Ist es also jetzt schon schlecht, wird es noch schlechter. Lass es.

Du wirst nicht ernst genommen, hast aber einen Vertrag? Mach Dienst nach Vorschrift. Irgendwann sind die 7 Jahre vorbei.

Du wirst erst genommen, aber es ist nicht der renommierte Publikumsverlag? Du kannst dich aber wunderbar mit dem Verleger unterhalten, ihr seid euch einig, er kommt dir entgegen? Hau rein! Sag ja!

Alles, was wenig Arbeit macht: sag ja!

Alles was viel Arbeit macht: sag: wie viel? Und zwar nicht: wie viel Arbeit wird das machen, sondern: Wie viel bekomme ich dafür?

Arbeite nur mit Menschen, bei denen das Geben und Nehmen stimmt. Stimmt es nicht: trenne dich. Du schleppst ja auch kein Kilo Lehm endlos an den Schuhen mit rum. Du machst sie sauber.

 

5. Genieß es.

Genieß Anerkennung. Genieß Aufmerksamkeit.

Aber gewöhn dich nicht dran. Denn morgen schon bist du vergessen. Ist so. Ist auch nicht schlimm, denn du machst weiter, oder?

Es aber nicht zu genießen, das ist wie ... einen Kaffee zu bekommen und dazu Käsesahnetorte und beides nicht zu essen (oder zu trinken, jaja). Denn: hast du deine Leser berührt, und sie wollen dir das sagen. Es wäre unhöflich, das nicht anzunehmen.

Dennoch ist das Leben nicht jeden Tag Käsesahnetorte. Die musst du dir täglich neu verdienen. Bleib auf dem Teppich.

Großer Fehler: Fordere nie Aufmerksamkeit! Beschimpfe deine Leser nicht, sei nicht einmal enttäuscht von ihnen, wenn sie dein neuestes Werk nicht lesen oder nicht so gut finden. Du bist kein echter Teil ihres Lebens. Du bist nur der Schatten hinter einem Buch, welches in ihrem Regal steht. Du hast keine Sofarechte und weißt nicht, was in ihrem Leben sonst geschieht. Sei dankbar, wenn sie zurückkommen und ansonsten ... siehe Punkt 1.

WeltCon - und Wertschätzung

Der WeltCon ist rum. Für alle, die das hier lesen und keine Ahnung hatten ... ihr Armen ... ja, es war ein Treffen von Menschen, die in Parallelwelten leben. Es war ein Aetherwelt - und ZwergschlammelfenWeltCon. Nee, kleiner ging es nicht. Sowas haben wir nicht. Der Peter und ich. Wir mögen es groß und bunt. Und scheinbar viele andere auch noch.

Es gibt so viele, denen ich danken muss, dass diese Veranstaltung so großartig wurde. Und ich hoffe, dass alle das lesen und wissen, wie sehr ich sie wertschätze. Ich habe versucht, das durch Geschenke auszudrücken und die meisten mit irgendetwas Spitzem durchbohrt oder mit etwas überflüssigem Bling-Bling "verschönert". Aber eigentlich gibt`s nichts, was wertvoll genug ist. 

Nee, echt nicht. Weil ... wenn man am Ende irgendwo sitzt (vorzugsweise mit Blick auf das Meer), dann ist es egal, wie viel Bling-Bling man hat, dann zählen Erinnerungen. Und am schönsten sind doch die, die man mit anderen gemeinsam erlebt hat.

Es gibt viele Bilder, wenn man sie gucken will. In meinem Inneren sind auch Bilder: von lauter lächelnden Gesichtern. Ich hab in der letzten Woche dann darüber nachgedacht, warum mich das alles so erfüllt. Im Gegensatz zu normalen Veranstaltungen hat hier jeder etwas beigetragen. Im wahrsten Sinne: die Leute haben rangeschafft, seien es mobile Ämter oder Eisenbahnen oder sich selbst in ausgefallenen Kostümen ... Wahnsinn. Und dann die Vorträge ... ich hab einfach drauf vertraut, dass die alle schon gut sein werden, denn ich hab das vorher nicht überprüft ... und es war so. Es war genau so, wie ich es mir gewünscht hatte.

Und ich möchte mehr als Danke sagen: ich möchte mich verneigen. Denn ja, ich hab geschuftet und geschleppt. Aber was wäre das alles wert, wenn keiner gekommen wäre? Daher ... ohne euch wäre ich nichts. 

Auf dem Bild bin ich mit dem Peter von Heim, der die Idee zu dem ganzen Spuk hatte. Nächstes Jahr wieder, oder? Bis wir umfallen.

 

Und an alle, die jetzt immer noch denken: HÄ? ... Sorry. Ihr habt was verpasst!

 

Von Conventions, Lesungen und Wert-schätzung.

Das Bild hier ist von meinem allerersten Auftritt. DER ERSTE! Auf einer unsäglichen Veranstaltung namens UNKNOWN, aber ich wusste es damals nicht besser. Es war toll - nicht, weil so viele Leute da waren, sondern weil mir dort klar wurde, dass ich einiges anders mache, als andere und das mache ich richtig.

Ich gehe auf Veranstaltungen mit meinem Stand und meinen Büchern und mehr. Ich gehe als Gesamteindruck. Kurz danach kam dann das Amt hinzu und Leute, die mit mir dieses Konzept beleben und auf Veranstaltungen präsentieren. Aus Spaß und mit dem Wunsch, Spaß zu verbreiten und Bücher zu verkaufen.

Unsere erste RPC. Trotz Fandom war das sehr teuer. Startgeld. Man muss ja bekannt werden. Wie jedes Jahr verpasste ich auch damals, mich zu Lesungen anzumelden. Einmal bin ich aus Zufall reingerutscht, aber das war wie viele Lesungen:

Man bereitet sich vor, fährt zu Orten, ist aufgeregt und erregt und dann sind da mehr oder weniger Leute und man liest und parliert und am Ende fährt man heim und hat mehr ausgegeben, als man eingenommen hat. Warum? Weil es ja nicht so ist, dass man NUR mal eben da ne Stunde gelesen hat, nein, es ist meist der ganze Tag futsch.

Und die Enttäuschung, wenn nur ein paar Lauscher da sind. Ich persönlich find das nicht schlimm, verkaufstechnisch ist eine kleine Menge besser als eine Große und man kann sich besser unterhalten. Aber es ist immer ein bisschen ein Trauerspiel.

Dann hechelt man auf Lesungen bei den "großen" Cons und ist einer von vielen auf mehreren Programmschienen. Man bezahlt auch hier für das Privileg, in einem Hinterzimmer lesen zu dürfen. Anreise, Hotel, Essen, Tischmiete.

Aber es muss ja sein, man hat ja ein Ziel.

Irgendwann wird mal eingeladen. Auch hier ist es noch so, dass man draufzahlt. Man will ja auch nicht gierig erscheinen. Aber inzwischen kennen einen ein paar Leute und dann kommen die Cons, wo man richtig bezahlt wird.

Kostendeckend. Wenn man jetzt nicht mitrechnet, dass man da oft insgesamt, mit allem drum und dran (hin und Rückfahrt und packen und so) auch drei Arbeitstage Vollzeit arbeitet. Und sich oft noch selbst verpflegen muss.

Manchmal bekommt man was zu essen, aber auf den Reisen muss man ja auch ...

Wenn man sich beschwert, wird man eben nicht mehr gebucht. Fertig.

Ist Realität und mecker ich auch nicht drüber.

Aber dann kommt die Zeit, wo man bekannter wird. Wo man weiß, dass man die Leute unterhalten kann. Wo man Leistung bringt. Und wo die Grenze zwischen: wir machen das alles zum Spaß und: das muss Hand und Fuß haben und inzwischen zahlen wir auch Steuern - verschwimmt.

Und dann wird man humorlos, wenn man immer noch zwei Tage Vollzeit arbeiten soll und dafür noch Eintritt bezahlen müsste. Obwohl einer, der nur rumsitzt, weil er mal unter einem Sturmtruppler-Helm geschwitzt hat und den Schweiß von Prinzessin Leia gerochen hat, fett Kohle bekommt.

Wenn man mit Essensgutscheinen abgespeist wird, obwohl man nicht vom Stand wegkann, um in der Schlange anzustehen. Oder mit einem Catering, welches nicht funktioniert und man nur ein Salatblatt statt belegte Brötchen findet. Oder damit, dass Essenspauschalen erstattet werden sollen, aber nur mit Quittungen, die Leute vor Ort aber keine Quittungen ausstellen können/wollen.

 

Ich lese sehr sehr gerne und ich weiß, das sich das gut mache. Und ich wünsche mir mehr Wertschätzung. Aber das kann ich auch nicht erwarten, weil das Publikum diese Wertschätzung erbringen muss. Letztlich ist es leider so, dass die ComicCons nur deshalb aus dem Boden schießen, weil die Leute das wollen! Die Veranstalter würden doch sofort damit aufhören, wenn es sich nicht lohnen würde! Aber statt Lesungen und wirklichem Kontakt will man eben Plastikwackelköpfe und ein Foto mit seinem Lieblingsstar. Isso. Mecker ich auch nicht drüber, ist wie überall. Die Leute wollen, was die Leute wollen.

Worüber mecker ich dann? Darüber, dass manche denken, sie können mich verarschen. Dass manche behaupten, es wäre nicht so und sie würden es doch besser machen. Wertschätzender. Nein, tun sie nicht. 

Es ist ein Geschäft und das knallhart. Also erzählt mir nicht, ihr wollt Kultur und wir haben uns alle lieb. Es geht um Profit und wenn es nur ist, dass wir alle auf null rauskommen. Was ein Deal wäre.

Aber ich werde weiter machen, weil ich von niemandem erwarte, dass er meinen Karren zieht. Den ziehe ich mit ein paar großartigen Menschen zusammen selbst. Ich habe keine Illusionen aber Hoffnungen. Ich hoffe auf den Tag, an dem ich wirklich davon leben kann. Das werde ich aber erst können, wenn meine Bücher den mainstream erreicht haben und ob ich das schaffe ... uff. Keine Ahnung.

Wenn ihr mich das nächste Mal auf einer Con oder einer anderen Veranstaltung seht, dann denkt daran, dass ich da bin, weil ich euch treffen will. Und dass ich meistens dafür draufzahle. Und dass ich einen Shop habe, in dem man alles bestellen kann. Das verpacke ich gern liebevoll und schicke es zu euch. Damit mache ich mein Geld. 

Auf Cons drücke ich euch alle gerne. Und les euch was vor. Ach: und ich komm auch gerne zu euch nach Hause oder auf eure Veranstaltung. Wenn es Kuchen gibt. Und Benzingeld. Und Wertschätzung. Weil die ist es, die mich am Laufe hält. 

Home Office

Home office ist was Feines. Aber nur, wenn man sich organisieren kann. Was ist das Zauberwort? Disziplin. Ach quatsch: Fleiß. Schnell sein. Schnell hin, schnell weggeräumt. Schnell gedruckt, schnell verpackt, schnell geschrieben. Schnell gekocht, schnell aufgeräumt. Am besten aufräumen während des Telefonierens. Schnell mails geschrieben, schnell noch was am Roman gezaddelt. Wäsche ist fertig, aufhängen, Kaffee machen, schnell ne pn beantworten (oder zwei oder drei).

Paket kommt, auspacken, versuchen wegzuräumen. Der Platz wird eng in einem Haus, welches schon normalerweise für 3 Personen zu klein ist. Und dann noch ein business mit drin? Wir platzen aus allen Nähten. Waren stehen die Treppe hoch, eigene Druckerzeugnisse verdrängen früher mal gelesene Bücher, früher mal, als ich noch Zeit hatte, zu lesen. Luxus.

Zuviel Facebook, ja sicher. Während ich schreibe (immer mal zwischendurch) mach ich auch noch das Cover. Ach und ich muss in jeder meiner drölfzig Gruppen noch was posten. 

Planungen: nicht nur Material will für die kommenden Veranstaltungen gebunkert werden, nein, sie müssen organisiert werden: ab wann hab ich das Auto, Hotel buchen. Wer passt auf den Hund auf, wenn mein Mann mitgeht? Sind noch genug Flyer da? Lebenslauf und Bild zum x-ten Mal an Veranstalter schicken. 

Neue Visitenkarten, Klamotten und wo bitte kaufe ich Elan und Schwung?

Schnell drucke ich noch was, mein Schneidplotter schneidplottet, Tassen werden beklebt, Ketten werden gedengelt und Glanzbildchen von Hand geglanzt und ausgeschnitten.

Werden die Leute all das kaufen? Und welchen Preis zahlen sie? Lohnt sich das alles?

Ich weiß es manchmal nicht. Aber meistens macht es mir genug Spaß, um es zu tun. Und so lange meine Familie das mitmacht ... lebe ich meinen Traum. 

Und wenn das Finanzamt dann irgendwann sagt: das ist aber Liebhaberei, liebe Frau Bagus, dann ... leck mich am Poppes, dann verkauf ich halt Brötchen, kann wieder meine Treppe hochgehen, lese nur noch aus Spaß und rede mit mir selbst und meinen Viechern, statt mit facebook. Wird sich zeigen.

Jetzt erst mal Kaffee.

LBM 2017

Aufgrund von massiven Festplattenschäden ist dieser Rückblick total durcheinander und lückenhaft. Aber dieser Bio-Computer, der sich Hirn nennt, ist nicht zu empfehlen. Er hält die Versprechungen nicht und ist wirklich teuer und anspruchsvoll im Unterhalt. 

(Ich hab auch keinen Ahnung, warum das Bild hier nicht gerade rückbar ist. Ich hab alles versucht. Dann soll das so sein.)

Aber wir wollen nicht über meine Software und Hardware sprechen, sondern über die Buchmesse. Es ist ja im Vorfeld immer so eine Frage, ob man die überhaupt machen muss. Ob das Not tut und ob man das braucht. Ich war jetzt das dritte Mal und es war mir durchweg klar: das muss.

Vor drei Jahren war ich schon da. In einem Autorenkollektiv. Das war durchwachsen, aber für eine erste Erfahrung ganz gut. Letztes Jahr war ich solo und es war furchtbar. Ich war im Umbruch mit mir und meinen Zielen und genauso verloren trieb ich durch die Mengen.

Aber dieses Jahr bin ich angekommen. Die Entscheidung, in einen Verlag - oder besser: zu einem Verleger - zu migrieren, und mit ihm zusammen einen Stand zu rocken, war genau richtig. Denn wir sind nicht nur eine Zweckgemeinschaft, wir sind Freunde und Familie. 

 

Familie: nicht immer die, die im Stammbuch stehen. Sondern die, die da sind, wenn man sie braucht. Lucy van Org und Axel Hildebrand. Der Herr von Aster und Bernhard Stäber. Alex Jahnke und Selina Haritz. Isa Theobald und ihre Entourage ... Sie alle haben den Stand belebt und zu einem wundervollen Treffpunkt gemacht. Zu einem Ort, den ich immer wieder als kleine Heimat empfunden habe, wenn ich mal vom Klo oder einer Lesung kam.

Die Lesungen waren schön ... ich liebe das. Und mir ist es völlig wurscht, ob jemand zuhört oder nicht. Ich steh gerne irgendwo rum und lese. Aber ich muss dünnere Bücher schreiben, dann der Arm wurde mir lahm. Ich sitz auch gerne und lese, wie zb abends in diesem grandiosen Noels Ballroom, um schlüpfrige Gedanken über die Zunge rollen zu lassen und danach im Halbschlaf die ebenso schlüpfrigen der anderen ungefiltert in mein Hirn zu lassen.

Im Vorfeld gab es die Idee zum "phantastischen Reiseführer", welcher dazu geführt hat, dass wir spezielle Aktionen hatten und bei uns konnte man den Mörder unseres "Stargastes" Dieter (der dreibeinige Ausserirdische) (jajajajaja) ermitteln. Das hat viel Spaß gemacht und die Leute in unseren Stand gezogen. 

Und wenn er es nicht schaffte, dann waren es unsere tollen Neuerscheinungen und die Anwesenheit von so vielen Autoren ... 

War der Stand auch noch so schön, so war es doch ein Auweia-Moment, als ich sah, dass er direkt neben der PAN Autorenlounge ist. Schließlich hab ich in der Vergangenheit ab und an mal für böses Blut gesorgt. ABER: es war Zeit für einen Neuanfang und er ist gemacht. Ganz nach Art eines Potlatch habe ich Geschenke ausgetauscht und so das Gleichgewicht des Karma wieder hergestellt. (Esoterisches Gesülze ist meinem Zustand geschuldet.) Ich hab auch schöne Neuigkeiten gehört: es könnte tatsächlich zu einer Satzungsänderung kommen! Ich freu mich mal vor.

Ich freu mich auch über die vielen Verkäufe. Mein Verleger hatte Bedenken im Vorfeld, aber am Samstag den Herrn von der Messebuchhandlung mit wedelnden Armen zu uns rennen zu sehen, weil Lucys Buch nach der Lesung auch bei ihm ratz fatz ausverkauft war, war ein Anblick, den ich nie vergessen werde. Und auch die anderen schönen Bücher wurden bewundert und gekauft.

 

Und was wäre das alles ohne die Besucher, die, die extra wegen dir kommen vor dir stehen und sich freuen, weil sie dich sehen, hören und drücken können. Ich hatte nicht einen schlechten Moment, nicht eine dumme Begegnung. Meckern könnte ich nur, weil ich zu wenig Zeit zum Essen. Trinken und Ausruhen hatte. Aber das ist ja hohes Niveau. 

 

Wenn ich also auf die Eingangsfrage zurück komme: braucht man die Buchmesse?, dann ist die Antwort: Ja. Weil Facebook, Insta und Twitter nie erreichen, was man vor Ort und nah dran erlebt. Echte Solidarität, echte Keimzellen der Freundschaft, echte Ideenfunken, die zu Feuersbrünsten werden können. Die Dinge, die dort begonnen wurden, werden noch lange nachhallen. Und für mich bedeutet es: ich bin Autorin und mehr. Und das bleib ich auch ne Weile.

Daher mach ich jetzt hier Schluss, buche das Hotel für nächstes Jahr und kümmer mich wieder um die Dinge, die die Sache bis dahin am Laufen halten.

 

DPP und Eierbecher

Als Kind habe ich immer tolle Geburtstage gefeiert. Es gibt da ja klassische Spiele, die nie aus der Mode kommen. Eines heißt Wasserlaufen. Jede Gruppe bekommt einen Eierbecher und schöpft damit Wasser aus einem Eimer, um es in einen anderen Eimer zu schütten. Auf Zeit. Man rennt also, verschüttet ne Menge und irgendwann ist Ende und der Wasserstand wird gemessen. Wer mehr hat, gewinnt. Vollkommen fair.

So könnte ein Publikumspreis sein. Jeder schüttet seinen Eierbecher voll Wasser in den Eimer, den er am liebsten hat. Hinter dem Eimer steht der Autor/Verlag/Künstler und freut sich. Und am Ende bekommt der Autor/Verlag/Künstler den Preis, dessen Eimer am vollsten ist, weil er einfach die meisten Fans hatte, die ihre Wasserladung bei ihm reingeschüttet haben.

 

Jetzt ändern wir aber die Spielregeln. Nicht alle Autoren dürfen hinter ihrem Eimer stehen. Es gibt schon ein paar Eimer, aber wenn man sein Becherchen nicht dort hinein schütten will, muss man es beschriften und am Ziel abstellen. Man weiß nicht genau, was mit dem Becher danach passiert. Man sieht auch den Autor/Verlag/Künstler nicht. Man weiß nicht ob es überhaupt was bringt, oder ob der Becher Wasser verschwendet ist. 

 

Was nun jeder einzelne entscheidet, ist sicher immer noch frei. Es ist immer noch möglich, dass ein Unbekannter gewinnt. Aber ich brauche sicher nicht mit dem Finger darauf zu zeigen, dass die zweite Variante deutlich ungerechter ist. 

 

Sei es wie es sei, man müsse ja nicht mitmachen.

Ich lasse es mir durch den Kopf gehen: ich habe letztes und vorletztes Jahr nicht mitgemacht. Ich habe meine Fans nicht dazu aufgefordert, für mich zu stimmen. Warum nicht?

Ganz am Anfang meiner Schreiberlingstätigkeit war ich mal auf einer Shortlist. Es ging um den Indie-Autor des Jahres. Und obwohl ich mir keine Chancen ausrechnete, war es großartig, auf dieser Liste zu stehen. Ich hatte das Gefühl, es ganz weit gebracht zu haben. Eine Riesenmenge anderer Autoren hatte ich ausgestochen, jucheee! Und wer sind denn die, die noch mit drin sind? Oh, recherchier .. hmm, nee die sind doch alle doof. Ich hab den Preis verdient! Ich bin so toll, so tapfer, so gut, die sind ... schlechter als ich. Ich will diesen Preis. Ich will da vorne stehen. Was zieh ich denn an? Dieser andere Nominierte ist ja ein Arsch, boah, sein Buch ist voll doof. Wann ist die Verleihung? Wem danke ich denn dann? Wehe ich gewinne nicht. Dann bin ich voll der Loser. Dann bin ich nichts wert. Das hab ich dann verdient, weil ich mir keine Mühe gegeben habe. Mist, und was denken dann alle von mir? Ich sollte mit dem Schreiben aufhören. 

 

Das sind die inneren Affen. Die wollen täglich, sekündlich gefüttert werden. Mit Zucker. Die wollen Zucker mit einem Blasebalg in den Arsch geblasen bekommen und jeden Tag werden sie lauter. Sie wollen sich gut fühlen und das um jeden Preis.

Preise machen mich zu einem schlechten Menschen. (Ich rede hier von mir, bitte, liebe Leser, anderen mag es anders gehen.) Also habe ich versucht, Preise zu ignorieren.

Jetzt bin ich seit einiger Zeit aber Mitglied einer Verlagsgemeinschaft. Wir Autoren wollen zusammenhalten und wir wollen, dass unser Verleger, der sich für uns täglich den Arsch aufreisst, weiterhin für uns da sein kann. Wir wollen, dass er verdient, damit wir verdienen. Und man verkauft mehr Bücher, wenn da ein Preis für verliehen wurde. Prestige.

 

Also ist da der DPP. Ich hab die Verleihungen zwei Jahre lang gesehen. Ich war entsetzt. Ich will nichts über die Bühnenshow an sich sagen, sondern über die Platzierung des Preises. Dieser ach so wichtige Preis wird am absoluten Ende einer Veranstaltung verliehen. Nachdem alle den ganzen Tag dort waren, wird das runtergerissen und die Händler packen im Hintergrund ein. Das Publikum ist weg, es sind nur noch die Prämierten und ihre Fans da. Und die warten die endlosen Laudatien ab, es wird applaudiert und das war`s. Da hilft auf der plötzliche Einsatz moderner Präsentationstechnik nichts, das Ganze war ein Trauerspiel. Onanie.

Jetzt wird eine eigene Veranstaltung drum herum gebastelt und er wird dotiert. Warum das gemacht wird, da kann ich nur spekulieren. Aber ich bin mir sicher, dass das nicht aus reiner Philantropie gemacht wurde. Das hat andere Gründe. Diese Orga hat kein Geld zu verschenken. Meine Spekulation (und bitte, achtet darauf, es ist Spekulation!): Der Preis wurde von seinem Ursprungsverleihungsort weggebracht. Die neue Veranstaltung ist neu. Man hat Angst, dass keiner kommt, weil man weiß, wie dieser Preis bisher verliehen wurde. Also würzt man das ganze mit Geld, dann kommt wenigstens jemand.

 

Und apropos Geld: Wie diese Liste, die Eimer, die da schon stehen, zustandegekommen ist, das will man nicht sagen. Also man sagt es schon, aber nicht, wer das gemacht hat. Das habe man denen versprochen. Warum? Ist es anrüchig, Jury zu sein? Ist es verwerflich? Sind die schützenswert? Was ist das Problem? Die Versicherungen, es wäre Insider und Menschen, die wüssten, was sie tun, reicht mir nicht.

Wenn ich es also nicht weiß, dann muss ich Schummelei und Klüngel unterstellen. Wäre nicht das erste Mal, dass diese Branche sich als ein Haufen von Klünglern darstellt. Ich habe nichts gegen Gemeinschaften und Zusammenschlüsse, ich bin selbst in einigen. Aber wenn es nur drum geht, Geld in gewissen Kreisen zirkulieren zu lassen, dann werde ich sauer. 

Menschen haben immer Gründe, warum sie Dinge tun, und Geld ist allzuoft einer davon. 

 

Jetzt wurde mir gestern Verachtung unterstellt. Ich würde es nicht wertschätzen, was da jemand tut. Ich würde rumjammern, dass ich nicht nominiert wäre und ich hätte nicht das recht, das alles zu kritisieren.

Doch darf ich.

Nur weil ein Branchenriese nicht nominiert wurde, und auch nicht jammert, dürfte ich das trotzdem, denn ... was schert den Riesen dieser Preis? Er hat doch genug ... Preise und Geld. Und wenn er den Preis wollte, dann könnte er ja seine Fans aufrufen, ihn trotzdem zu nominieren! Ist doch ganz einfach (Ironie) und er hat doch genug Fans! Er würde erdrutschartig ... ach nee um im Bild zu bleiben, sintflutartig gewinnen!

Ich muss einen Unternehmer für seine Arbeit nicht wertschätzen. Und ich dürfte den Preis trotzdem annehmen, weil ... wenn ich ihn tatsächlich bekommen würde, dann hätten sich ne Menge Fans für mich krummgelegt, und deren Aufwand nicht zu würdigen, das wäre wirklich sehr sehr schäbig von mir. 

 

Und ich darf alles kritisieren, was ich will. Ich muss mich nicht von oben herab behandeln lassen, nur weil manche den Fokus verloren haben. Die Welt dreht sich andauernd. Und nicht immer nur um die Gleichen ... 

Und es gewinnen eben nicht immer die Besten. Und nur weil jemand gewinnt, ist er nicht gut.

 

Ich hasse Preise.

 

Welcher Autor will ich sein?

Heute stelle ich mir eine Frage, die sich jeder Mensch häufig stellt, wenn auch meist nicht bewusst. Aber wir treffen diese Entscheidungen ja dauernd.

 

Wer bin ich, wer will ich sein?

 

Und das auf zweifacher Ebene: erstens in unserem inneren Spiegel und zweitens im Spiegel der Welt, der Mitmenschen.

Ich stelle mir die Frage dann heute mal laut: welcher Autor will ich sein?

 

Will ich der stille Autor sein, der nur schreibt und sonst nichts? Ohh, das ist doch das Idealbild, denkt man so. Nur schreiben, alles andere macht der Verlag und am besten schreibt man im stillen Kämmerchen, in der einsamen Blockhütte oder so ... nur der Hund zu Füßen und die Katze auf dem Schoss, oder so. Und dann wird man berühmt, aber man muss sich nicht mit Fans rumplagen und dem Versenden von Lesezeichen und Teebeuteln.

 

Oder will ich der laute Autor sein, der ein Werk verbrochen hat und darauf rumreitet, bis der Arzt kommt. Der die Weisheit mit Löffeln gefressen hat und sofort eine Schreibschule aufmacht.

 

Es gibt noch die kooperativen Autoren, die sofort Rudelbildung betreiben und mit anderen Autoren Front gegen ... andere Autoren machen.

 

Oder man ist 24/7 für seine Leser da. Mit allem Zipp und Zapp und erwähnten Teebeuteln. Auf Instagram, Twitter und facebook. Autor zum Anfassen. Man weiß nachher alles von denen, bis hin zum Speiserest in den Zahnzwischenräumen, wegen extremer Nahaufnahmen bei Selfies.

 

Aber ... da ist es dann wieder genau, wie mit dem Mensch sein. Der eine so, der andere so. Und ich? Ach ... also ich habe gerade den großartigen Text von der grandiosen Meryl Streep gehört und bin total am Boden. Nicht im schlechten Sinne, sondern im Sinne von geerdet.

Der Dalai Lama soll mal sowas gesagt haben von wegen: die Welt brauche mehr ... und da waren auch Träumer und Geschichtenerzähler dabei. Ich fühle mich jetzt mal angesprochen. Ich würde mich zwar nicht als Bestsellerautorin bezeichnen (wie das manche Kollegen sofort tun, wenn sie mehr als 10 Bücher verkauft haben), aber ich hab in meinen vier Jahren erkleckliche Mengen verkauft. Ich hab also mit meiner Botschaft einige Menschen erreicht.

 

Meryl redet über Trump und über Menschlichkeit. Darüber, dass Medien missbraucht werden und gezielte Propaganda einem Mann zur absolut mächtigsten Figur der Welt macht, der weniger als ein Abziehbild ist. Der keine Werte verkörpert außer dem, dass es möglich ist, mit Ignoranz, Lügen und Dummschwätzen die niedrigsten Instinkte der Menschen wachzurufen, die es gibt. Der nichts als Wut und Zorn entfacht und was daraus wird, haben wir doch schon erlebt!

Ehrlich, ich schreibe keine historischen Romane, weil ich so gut in Geschichte war. Ich war mies. Ich will es auf den Lehrer schieben, aber ... was auch immer. Ich hab`s gemacht, weil es mir vom Settung her gefiel und ich wollte ja auch nur harmlose Unterhaltung schreiben. Aber letztlich schreibe ich etwas, was so heute wieder passt: ich schreibe von Fremdenhass und Feindseligkeit. Von Ausgrenzung und Abspaltung ganzer unschuldiger Bevölkerungsgruppen. Ich tue es letztlich im Kaiserreich, weil 1910 so eine spannende Zeit war, wo sowieso alles im Umbruch war. (Und weil ich halt eigentlich Steampunk schreiben wollte, ein saublödes Genre, dass auch nicht weiß, wo es hin will.) (Und weil ich Uniformen und hübsche Klamotten mag.)

Was ist meine Aussage (also die meiner Bücher)? Dass es nicht richtig ist, auszugrenzen. Dass es wichtig ist, transparent zu sein, Informationen zu verbreiten, Wissenschaft und Forschung zu ermutigen. In meinen Büchern sind die Leute intelligent und mutig. Das sind die Werte, die ich schätze.

Ich schätze keine Gewalt, falsche Coolness und ich glaube nicht, jemand ist mehr wert, weil sein Kontostand höher ist. Ich glaube nicht, dass jemand besser als jemand anderes ist. Ich glaube, jeder hat die gleichen Grundbedürfnisse und dass wir den anderen so behandeln sollen, wie wir selbst behandelt werden wollen.

 

Wenn ich als Autor und damit Künstler also Stellung beziehen soll, dann so: ich will, dass Intelligenz, Wissensdurst, und Mut wieder sexy werden. Ich will dass Heldinnen wie Agent Carter oder eben Annabelle Rosenherz mehr Aufmerksamkeit bekommen, als Trumps oder so. Ja, auch Vaiana geht da schon den richtigen Weg. Wir Künstler und Geschichtenerzähler müssen dafür sorgen, dass Leser dem nacheifern wollen. Wir müssen nicht nur dafür sorgen, dass wir gelesen werden.

Wenn ich das wollte, dann würde ich nämlich einen Millionär beschreiben der dämliche Frauen verführt und missbraucht. Und meine Cover wären einfarbig mit Kringeln und würden mit einem Wort beschreiben, wo oder wann, wie oft oder von wem sie missbraucht wird (After/Royal/50 usw). Oh, jetzt werd ich grad mal wieder sauer.

Nee, also ... was ich sagen will: Auch wenn mir das Alltagsautorengeschäft gerade mal wieder mächtig stinkt und ich in diesem Jahr definitiv etwas ändern muss, oder ganz aufhören ... Es macht eigentlich Spaß und es ist etwas, wo man mehr Verantwortung hat, als man denkt. 

Daher werde ich mich jetzt wieder um meinen Geschäfte kümmern. Aber am Ende mein Appell: werdet mutig. Schaut nicht weg. Lernt und hinterfragt. Werdet kritisch und bildet euch eine Meinung. (BILDET euch die, nicht sofort eine haben, sondern fundieren, nachhaken, forschen.) Und lasst nicht zu, dass wir Menschen auf die niedrigsten Instinkte reduziert werden. Lasst uns wie Roddenberry sein und lieber eine Sternenflottenakademie besuchen, als bald wieder Hitlerjugend.

 

Kein Trump-Desaster in Deutschland. Kein rechtes Gedankengut. Keine Gewalt. Keine Ausgrenzung. 

 

Bitte.

Manchmal kann ich, wenn ich will.

Ich will ... mehr. Aber da sind ja immer Grenzen, und wenn man an solche gerät, dann muss man schauen, was man tut.

Es gibt die, die dann aufgeben. Ja, das ist eine Option, kommt ja auch auf die Grenze an. Ein totes Pferd soll man nicht mehr reiten.

Es gibt die, die die Grenzen niederreißen. Ja, geht auch. Manche Grenzen sind nur im Kopf. 

Und es gibt die, die Brücken bauen. Oder drüberspringen oder drumherum oder ... naja, jedenfalls welche, die Grenzen überwinden.

 

Jedenfalls ... gab es da letztlich diese Sache mit den ISBN's. Welche einigen meiner Bücher "fehlt". Für alle, die denken: oje oje, dann sind die doch keine richtigen Bücher!!! Doch, sind sie. Aber sie liegen dann halt nicht in Buchhandlungen rum, weil

- Buchhandlungen es nicht mit Selfpublishern haben. Verständlich, es gibt zugegebenermaßen viel Schrott.

- Buchhändler auch nur begrenzt Zeit haben. Sie suchen sich ihre Regalschätzchen aus. Verlage bieten an, Buchhändler bestücken ihre Läden. Nach welchem System auch immer, das ist jetzt hier nicht Thema.

- Buchhandlungen nur Bücher bestellen, die eine ISBN haben. Weil die dann im VLB stehen, im Verzeichnis lieferbarer Bücher. (Und auch wenn die Bücher da drin stehen sollten, stehen die manchmal nicht drin oder nur so, dass der Buchhändler sie nicht findet, aber auch das ist ein anderes Thema)

 

Bisher ist es so, dass meine erste Trilogie nur bei amazon oder bei mir zu bekommen ist. Und das war gut so. Aber jetzt wurde es Zeit, einen Sprung zu machen. Ich hätte mir jetzt natürlich selbst ISBNs kaufen können. Je 80 Euro das Stück. Das ist ein Haufen Geld und bringt mich immer noch nicht in Buchhandlungen. Ich brauche einen Partner. Nur ein Verlag und ein Verleger kann mir dazu verhelfen, diese Grenze zu überwinden. Und dann wurde mir klar: ich habe einen Partner!

Ich habe die Glasberg-Trilogie mit Edition Roter Drache publiziert und da war es nur logisch, dass ich jetzt mit der ganzen Aetherwelt dorthin migriere. Ich bin geehrt, dass der Verleger "Ja" gesagt hat. Es wird ein bisschen Arbeit. Ich werde die ersten drei Bücher nochmal durchackern und sie werden neue Cover bekommen (die hab ich ja schon mal gezeigt).

Ich bin da sehr sehr glücklich drüber. Es zeigt aber auch mal wieder: das ganze ist kein Sprint, es ist ein Marathon. Es gibt dauernd Entscheidungen und manche sind wichtig und manche sind nur zu gewissen Zeitpunkten richtig. Ich bin erst jetzt so weit, ich hab viel gelernt.

Also: bald gibt es die Aetherwelt auch in allen Buchhandlungen. Das ist zumindest der Plan. Stay tuned.

Warum ich einfach nicht kann, auch wenn ich irgendwie will ...

Achtung, es wird persönlich. Das hat was mit meinem Leben zu tun, weniger mit meinen Büchern. Obwohl das ja kaum trennbar ist.

Ich erzähl jetzt mal was über meinen Vater. Mein Vater war ein toller Typ. Er war fleißig, sehr intelligent, sah gut aus, er reiste viel und wusste viel. Er war Bezirksleiter einer Bausparkasse bei uns unten auf dem Land, wo ich aufgewachsen bin (Kaiserstuhl). Alle kannten ihn. Alle. Der Bank-Lutz war in der CDU und Kassenwart beim Angelverein. Und er konnte gut saufen und feiern. Er war ein begnadeter Witzeerzähler und er hatte ein Gespür für Hierarchien. Er wusste, wie man nach oben kommt.

Ich war nach der Scheidung meiner Eltern (da war ich 10) bei ihm verblieben. Das war ok so, denn ich hatte alles, was ich brauchte. Ich wollte nicht weg, ich kam grad aufs Gymmi und war sowieso meines Vaters Liebling. Alles war prima (ja so hab ich das empfunden) bis auf die Zeiten, wo der Alkohol meinen Vater veränderte. Wenn er mehr als sonst trank, früher am Tag. Meist waren das die Wochenenden und dann gab es Streit. Man konnte ihm nichts recht machen.

Ich weiß nicht mehr, ob ich 16 oder 17 wurde. Aber wir hatten uns gestritten. Und nach solchen Streits (die meist aus einseitigem längerem Anschreien seinerseits und Tränen meinerseits bestanden) war ich immer ein paar Tage Unperson. Ich war also an meinem Geburtstagsmorgen Unperson. Meine Geschenke lagen auf dem Tisch, aber niemand war da um mich zu umarmen oder so. Der Tag ging rum (keine Erwähnung meines Geburtstags) und mitten in der Nacht wurde ich geweckt. Mein Vater stand voll wie eine Strandhaubitze mit ein paar Geschäftskollegen (ebenfalls sehr betrunken) vor der Tür. Er wollte, dass ich aufstehe. Er legte seinen Arm um mich und erklärte diesen Männern, dass ich seine tolle Tochter sein, ich habe Geburtstag gehabt und er wäre sehr stolz auf mich. Dann durfte ich wieder ins Bett.

 

Ich liebte meinen Vater, wie man das so tut. Und ich litt lange unter dieser verdrehten Liebe, die er als einziges geben konnte. Ich machte meinen Selbstwert von seiner Anerkennung abhängig. Aber ... egal, wie sehr ich es drehe und wende: das kann es nicht sein. Selbst-Wert kann nur aus mir selbst kommen.

Einzig mein Stolz hat mich gerettet, eine Duckmäuserin zu werden. Denn ich wäre so gerne sein liebes Mädchen gewesen. Aber stattdessen hab ich mich vom Acker gemacht, sobald es ging. Ich weiß heute, was ich kann und was ich nicht kann. Ich weiß, wer ich bin. Ich weiß, worauf ich stolz sein kann, und das muss ich mir von niemandem sagen lassen. Vor allem nicht von Leuten, die mich überhaupt nicht kennen! Was soll das? Mein Vater hat mich nicht gekannt. Wie hätte er das auch können, dazu hätte er ja mal mit mir reden müssen.

 

Jetzt ist Stolz so eine Sache, die einem durchaus auch Einiges versauen kann. Ich schreib das heute, weil ich mal wieder mit mir hadere. Es geht um den PAN- das Phantastik Netzwerk.

Ja, ich weiß, wenn ich wollte, könnte ich da rein. Aber ... ich stell mir das so vor: Die Vorsitzende, die weder mich wirklich, geschweige denn mein Buch kennt (das hat sie fallen lassen wie einen faulen Apfel, als sie hörte, dass es SP ist), die würde ja kotzen. Die großen Namen ... die kennen mich auch nicht und vielleicht haben sie was gehört, aber was solls ... who is that anyway? Einige wüprden sich freuen und dann dürfte ich bezahlen und dabei sein.

Der einzige Grund wäre also, weil ich da was für SPs und so erreichen könnte. Weil ich ja prinzipiell so ein Netzwerk toll finde.

 

Wäre ich damals bei meinem Vater geblieben und hätte ich ihm immer nach dem Mund geredet, dann hätte ich mich nicht mit dem Sozialamt rumschlagen müssen, weil ich im Winter kein Holz zum heizen hatte außer dem, welches ich im Wald vom Boden gesammelt hab. Dann hätte ich mit 18 den Führerschein gemacht, anstatt auf der Straße zu sitzen und zu hungern, weil mich der Rechtsstreit so aufrieb, dass ich nicht essen konnte. Keine nachträgliche Sorge: ich hatte Wohnung und Essen. Ich hatte Freunde. Und ich hatte meinen Stolz. Ich war für mich eingestanden und hab gesagt: ich mach den Scheiss nicht mehr mit. Ich belüge mich nicht selbst indem ich sage, alles ist super. Die armen Leute, die das mitbekamen (Dorf halt) (Ich hätte vielleicht ein Pamphlet an die Kirchentür hängen sollen: der Bank-Lutz ist super Leute, macht euch keine Sorgen, eure heile Welt geht nicht kaputt, ich bin verkorkst, aber so sind die undankbaren Kinder ja). Nein ich konnte nicht mehr lügen, nur damit ich im Schoße der ach so bequemen Familie bleiben kann.

 

Und daher kann ich auch jetzt nicht in den PAN. Auch wenn ein Teil von mir das will. Auch wenn ich gerne teilhaben würde und die Macht des Netzwerks hätte. Aber ... ich hab meinen Stolz und ich hab kein Geld. (Wahrscheinlich hängt das auch zusammen, da arbeite ich dran.)

 

Ich hab einen fetten Kloß im Hals, weil ich das nicht will. Ich will keinen Streit und keinen Ärger. Ich will nicht ausgrenzen und mich nicht ausgrenzen. Aber ich kann nicht Teil von etwas sein, was in den Grundlagen falsch ist. Der Ansatz ist meiner Meinung nach falsch - aber das ist eine andere Diskussion. 

Ich musste aber mal loswerden, warum ich nicht kann, obwohl ich will. Das hab ich jetzt. 

Warum Steampunk ein lausiges Genre ist.

Ja, das ist so. Alle wollen Steampunk schreiben. Inzwischen muss man es noch nicht mal mehr dauernd erklären. Aber lesen? Ach nö. Und die Verlage? Die Indies machen es. Aber die Großen lassen fein die Finger davon. Die haben nämlich nachgerechnet: es lohnt sich nicht.

Warum ist das so?

Schreiben: Autoren mögen Abenteuer. Und Steampunk hat welches. Wo sonst kann man fröhlich Science Fiction mit Fantasy mixen, Historie mit Romantik und zur Not noch Western oder Endzeit dazu mischen? Es ist so vieles möglich. Wie ich immer sage: Steampunk macht wieder weiße Flecken auf die Landkarte. Es lässt uns alltägliche Dinge neu sehen. Es lässt uns Abenteuer erleben, die man in engeren Genres nicht bekommt.

Lesen: Steampunker sind Macher. Sie basteln und nähen, sie sind immerzu beschäftigt mit dem nächsten und übernächsten Projekt. Ich will mal postulieren, dass sie auch stark visuell veranlagt sind, und das Fernsehen da einen stärkere Verlockung bietet, als das Buch. Die anderen? Nun, der Leser an sich ist skeptisch: bietet dieser seltsame Mix mir wirklich einen Mehrwert? Und diese Skepsis reicht, um nicht sofort zu kaufen.

Die Verlage: Naja, die rechnen eben hart. Wenn jemand wie Jim Butcher Steampunk schreiben will, dann darf er das, weil seine Fans hardcore sind und das lesen werden. Ansonsten, liebe Autoren, schreibt Genrerein, das passt besser ins Programm. 

 

Ich erlebe das alles täglich. Manche Tage nehme ich dann meine Bücher aus der Kategorie raus, um sie sichtbarer zu machen. Und packe sie in Fäntäsi, weil sie da vielleicht ... ein paar Tage später pack ich sie wieder zurück, weil, verdammt, sie sind Steampunk.

Ich frage auf Conventions und Messen immer erst, ob ich Steampunk noch erklären muss. Muss ich nicht mehr so oft, wie früher, aber immer noch oft genug. Und inzwischen sag ich auch, dass meine Bücher viel Fäntäsi, Krimi, Historie etc drin haben. Und es ist ja nicht gelogen. Trotzdem komm ich mir dann wie ein Verräter vor, wie jemand, der die Wanderhure auf Aether gesetzt hat.

 

Dazu kommt noch, dass Steampunk gerade "in" ist. Was all das bedeutet, was es für jede ehemalige Subkultur bedeutet: sie wird maistream und das macht sie oft nicht besser. Die Unken rufen schon lang den Untergang aus und das tut weh.

 

Aber wisst ihr was? Steampunk ist ein wundervolles Genre. Es ist nämlich eigentlich keins. Es ist eine Erlaubnis. Es ist so viel mehr als Krimi oder Thriller (wie soll man die beiden Cosplayen?). Es ist auch mehr als Fäntäsi, mehr als spitze Ohren, es ist für manche Lebenskultur.

Es ist die liebevolle Auseinandersetzung mit einer Vergangenheit die es so nie gab, versetzt in eine Zukunft, die es so vielleicht geben könnte. Und es ist Fantasie, Spaß, viel Arbeit, Detailverliebtheit, genauso wie Ausgelassenheit. 

Es gibt mir die Möglichkeit, von allem das Beste zu picken. Und mich nicht in enge Grenzen einschränken zu lassen. Dass so viel Grenzenlosigkeit zu manch einer Ratlosigkeit führt, muss ich wohl in Kauf nehmen. Ich werde weiter daran arbeiten, eine Welt zu beschreiben, die mir inzwischen zu einer Heimat geworden ist.

Da geht noch viel.

Geht mit mir.