See me!

Wir Autoren haben es schwer!

*dramatisch seufz*

Wir schreiben uns im stillen Kämmerlein die Seele aus dem Leib und den Hintern platt und dann ... dann präsentieren wir unser durch etliche Korrekturdurchgänge verbesserte und möglicherweise zig mal umgeschriebene Werk endlich zitternd der Öffentlichkeit und dann???

*wart* *nägelkau* *wo bleibt der amazon Rang* *wo bleiben die ersten Rezis* 

Die Zweifel kommen: ich hätte doch nicht auf Betaleser x hören sollen ... das Ende hätte anders sein müssen ... 

Man fängt an, es noch einmal zu lesen, findet einen Tippfehler, den keiner bisher gefunden hat und hat Albträume.

Dann überwindet man sich und wendet sich etwas anderem zu ... aber es nagt und nagt ...


Ich habe gerade Amanda Palmers Buch "The Art of Asking" zuende gelesen und es hat mich sehr berührt. Es hat mir etwas klar gemacht, was ich bis jetzt nicht bewusst wusste und was in Zukunft die Art, wie ich mit meinen Lesern umgehen werde, verändern wird.


Das Schöne: ich hab schon einiges richtig gemacht: für mich war es immer wichtig, dass meine Bücher nicht nur gekauft werden, sondern dass ich mit meinen Lesern (also denen, die das wollen) einen Diskurs habe. Ein Geben und Nehmen.


Wie gebe ich also? Und wie sollen die Leser nehmen?


Es geht ja um die KUNST des Fragens. Wobei "asking" auch Bitten bedeutet. 


Die meisten Autoren fragen: Möchtest du mein Buch kaufen? 

Berechtigte Frage, schließlich bekommt man dann Geld, und das bedeutet doch einerseits Brötchen im Haus, andererseits Wertschätzung, oder?

Falsch. 

Der Austausch ist von Anfang an schlecht: ich als Autor lege fest, wie viel dem anderen mein Werk wert sein soll. Und die Menge der gekauften Bücher sagt dann was über meinen "Wert" aus. Unsinn.


Hier sind wir auch wieder bei den Piratenseiten. Aber das ist ein anderes Thema. Trotzdem kurz: es entwertet den Autor nicht, wenn sein Werk auf Piratenseiten ist (meiner Meinung nach).


Was will ich aber sagen? Ich komm auf Amanda Palmer zurück. Sie beschreibt in ihrem Buch ihr Leben als Künstlerin, von der lebenden Statue, der Musikerin bis hin zur Autorin. Und was sie unterscheidet von anderen und womit sie sich viele Freunde, aber auch Feinde gemacht hat.

Frau Palmer ist ein Mensch der unglaublich viel Sichtbarkeit braucht: sie möchte gesehen werden. Sie ist ein Exhibitionist; aber so viel sie auch nimmt (die Blicke und die Aufmerksamkeit sind wie Nahrung für sie) so viel gibt sie auch. Sie gibt sich selbst vollkommen hin, so sehr, dass sie sich zwischendurch immer mal ganz zurückziehen muss, um sich zu finden und so sehr, dass es auf viele schon abstossend wirkt. Ich muss gestehen, ich komme damit auch nicht klar, und das wäre auch nicht mein Weg. Obwohl ich gerne ganz nah dran bin, an meinen Fans, auf Conventions und so.

Seit Beginn ihrer Künstlertätigkeit ihrer Karriere hat sie aber eines getan: sie war immer ganz nah bei ihren Fans: sei es eine Mailingliste oder später Twitter und facebook. Sie war immer transparent und öffentlich. Sie sagte wo sie ist, was sie macht und lud Leute ein, ihr zu folgen oder mit ihr zu machen.

Sie hat auch viel Musik kostenlos als downloads zur Verfügung gestellt. Und sie hat crowdsourcing zu ihrem Instrument gemacht.

Was das ist? Sie stellt damit sich fast wie einen Gegenstand in den Raum, und fordert die Fans auf, sie zu "buchen"; das kann dann bedeuten: sie ist in Island und sagt: wenn ihr mich wollt, dann brauch ich ein Piano, einen Raum, was zu Essen und Wein, jemand der mich hier abholt, etc.


Jetzt ist das nicht jedem sein Ding und man kann da einen Musiker auch nicht mit einem Autor vergleichen. Wobei ich gerne lese, also man könnte mich mit Kaffee und Kuchen schon locken ... oder Weinchen und Quiche ...


Zurück zum Thema: Die einen brauchen die Wertschätzung ganz nah, die anderen etwas mehr aus der Ferne. Die einen sind gerne im direkten Dialog, die anderen machen es am amazon-Rang fest.

Aber ... wo ist mein Weg?

Ich möchte näher an meinen Lesern sein. Ich möchte eigentlich, dass sie mir nur bezahlen, was ihnen mein Buch wert ist. Wer mich kennt, weiß, dass ich unfassbar viele Bücher verschenke. Ich verschicke Bücher, bevor ich die Überweisungen habe. Und ich liebe meine Goodies und möchte sie säckeweise um mich werfen.

Ich kann aber nicht so, wie ich möchte. Ich kann meine Bücher nicht zum variablen Preis verkaufen, weil es in Deutschland die Buchpreisbindung gibt. Und ich kann nicht mehr Geld ausgeben, als ich einnehme. (Also ich kann schon, aber das wäre nicht zielführend)


Was ich sagen will ... (endlich komm ich zum Punkt): ich werde demnächst ein Experiment starten. Nicht morgen, aber demnächst. Ich werde vielleicht mein übernächstes Buch (das nächste ist Rheingold, das gehört dem Verlag schon) anders herausbringen. Also so ... frei. So ... bezahlt was ihr wollt ... 


Warum? Weil ich damit sagen will: Das hab ich für dich gemacht. Und du (als Leser) kannst mir die Wertschätzung geben, so wie du es möchtest. Im Sinne von Amanda Palmer wäre das Buch dann meine Kunst und ich frage dich: was ist es dir wert? Was gibst du mir dafür?

Aber ich muss mir noch Mut dafür ansparen. Das ist nicht leicht. Die Angst, auf die Nase zu fallen ist riesig.


Aber ich hab jetzt schon eine Bitte: wenn du mir auf meinem Weg folgen möchtest, dann kannst du mir helfen: trag dich auf der Startseite meiner Homepage für den Newsletter ein (da gibts den Button für); verbinde dich mit mir auf den sozialen Medien (ich bin auf facebook, google+, twitter und instagram und Pinterest). Gib mir Feedback, schreib Rezensionen, verschenke eines meiner Bücher, buch mich für eine Lesung (ich koste nix außer Spritgeld, wenn es zu weit ist), schick mir Fanfiction oder oder oder ... 


See me! Weil ... das macht mich real, das ist mein Lohn als Künstlerin. Und ... ich würde gerne dich sehen, dich als Leser/in, als Mensch, oder vielleicht auch als Künstler? Ich freu mich auf dich.