Auf was ich als Autor nicht verzichten kann.

Also ... ich könnte auf Kaffee verzichten.

Ja, das geht. Ich könnte auf meinen Rechner verzichten. Das wäre schon schlimmer. Damit würde ich natürlich auch auf mein Lieblingsschreibprogramm verzichten (scrivener). 

Ich könnte auf Buchgruppen verzichten, auf Agenten und Verlage.

Aber ich könnte nicht auf meine Leser verzichten.

Ich mag es drehen wie ich will. Ich schreibe nicht primär FÜR meine Leser. Ich habe auch keinen in meinem Kopf, der da bohrt und nagt. Aber was soll die Geschichte, wenn sie keiner liest?

 

Jetzt bläst sich der Leser auf und fühlt sich wichtig. Zu Recht und trotzdem: ganz ganz lange ist die Geschichte allein meine. Es ist wie eine Schwangerschaft: das Glück, zu wissen, dass es so ist, ist eine winzige Blüte im Kopf der Mutter.

So ist es mit Geschichten. Sie sprießen im Inneren. Sie strecken dann ihr Köpfchen raus und werden entweder als Unkraut ausgezupft oder bestaunt und gehegt und gepflegt. 

Ich teste diesen Keimling, ich laufe um ihn herum und suche nach seinem Namen. Ich sehe mir die Blätter an, die sich entfalten und zu jeder Minute kann es trotzdem passieren, dass er als Unkraut endet.

Falls aber nicht, dann fange ich irgendwann an, ihn zu düngen und vielleicht eine Haltestange und ...

Naja, ihr versteht sicher.

Und immer noch ist es total MEINE Geschichte. Ich entscheide alles. Ich feile herum und setze jedes Wort mit Bedacht. Und erst, wenn sie zur Blüte gekommen ist, und alles daran stimmt, dann gebe ich sie frei.

Und erst, wenn die Leser sie gelesen haben, dann ist sie perfekt. Wenn sie nicht nur in meinem Kopf funktioniert, sondern auch in deren Köpfen. Wenn der Leser in meine Welt eingetreten ist, und meinen Pfaden gefolgt ist.

Daher: ich könnte auf meine Leser nicht verzichten.


Einige andere Autoren haben sich auch noch Gedanken gemacht, auf was sie nicht verzichten könnten: 


Kari Lessir

Hope Cavendish

Melissa David