Ist das Kunst oder sollte die lieber arbeiten?

Ich habe fertig. Ein Projekt, welches mich jetzt zwei Monate lang in Atem gehalten hat, ist durch.

Zwei Monate? Lächerlich, oder? Das ist ja Pipikram. Ich hab also ein bisschen gemalt, ein bisschen Text geschrieben, ein bisschen Cover gestaltet, ein bisschen gelayoutet, und schwupps, landet dann ein bisschen Buch auf dem Gabentisch.

Und dafür geht ein bisschen Geld hin und her und ich zahl am Ende natürlich brav Steuern dafür.

Wohlgemerkt, es geht um EIN Buch. Pipikram. Verlage kichern darüber. Sie machen sowas viel professioneller. Da haben die Jemanden, der malt (externer Soloselbstständiger), dann einen der das Cover macht (eventuell der gleiche Soloselbstständige, vielleicht muss das Cover aber anders sein, und der Maler hat keine selbstverständlich Ahnung von Schriften, also muss da noch jemand ran, ein zweiter Soloselbstständiger), dann einen für das Layout (Solo..), einen für Lektorat und Korrektorat (meist Verlagsangestellte, aber vielleicht auch Solo ...). Dann haben wir die Vertriebler für die Werbung, die Vertreter, die in Buchhandlungen gehen, einer der den Katalog macht, und die alle müssen koordiniert werden! Chefs und Unterchefs müssen bezahlt werden. Wir brauchen Buchhalter und Versand (Versandleiter und Unterhoschis). Druckerei ist extern, das ist ja klar.

Also mindestens wenn nicht noch mehr Leute braucht so ein Verlag. Außer er ist klein.

Achso, und meist brauchen die für sowas deutlich länger. Große Verlage planen halbjährlich, und so ein Projekt dauert mindestens so lang, wenn nicht noch länger, weil ein Glied der Kette in Mutterschaftsurlaub geht. Und niemand neues dafür eingestellt wird. Werden kann.

Warum ich das schreibe? Weil: Ein Verlagsangestellter ist was. Er ist ein Angestellter. Oder der Chef. Jedenfalls arbeitet er RICHTIG. So mit Vertrag und Zeiten und Urlaubsgeld und so.

Ich dagegen arbeite nicht. (Jetzt folgen einige Lügen.) Also außer ca 3 Stunden am Tag. Den Rest der Zeit guck ich Netflix oder dreh Däumchen.

Ich mach auf keinen Fall Buchhaltung, ne Webseite, bestell Verpackungsmaterial, geh zur Post, oder kümmer mich um Rechnungen. NEIN!

Ich sammel nicht jeden Beleg und hab natürlich nicht trotzdem immer Angst, was falsch zu machen.

Immer Angst. Immer Demütigung. Immer Kleinhalten. Nutzt allerdings nichts. Ab dem ersten Euro zahlst du Steuern und bist zu allem verpflichtet.

Naja, ich machs trotzdem, weil ... weil ich lieber so lebe, als mein Hirn atrophieren zu lassen. Ich weiß, wovon ich rede, ich hatte genug Jobs. Einmal habe ich vier Wochen lang bandgewebte Etiketten kontrolliert. Die kommen als Endlosband, und man zieht sie von links nach rechts und schnibbelt die fehlerhaften raus. Acht Stunden am Tag. Das kann man nur mit Valium ein Leben lang ertragen. Oder Schnaps. Oder Miesigkeit.

Und die, die solches ertragen müssen, lassen ihre Miesigkeit dann an mir aus. Weil ich ja nicht RICHTIG arbeite.

Grüße ans Großhirn! Womit wird das eigentlich nach der Arbeit beschäftigt? Ah, Lesen oder Fernsehen gucken? Ach ... witzig, eigentlich.