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Spiel erfinden, Teil 1: Idee und Vorbereitung

Es begann alles mit einem Buch über Wichtel. Ich hatte das Machen dieses Buches in einem Moment entschieden und im anderen - so schien es - war es schon ausverkauft. Noch nie hatte sich so eine Welle, das war für mich ein großer Erfolg.

 

Für die, die die Story nicht kennen (alle anderen können ein bisschen vorspulen ...): Ich habe eine sehr zeichnerisch begabte Tochter, Eva Bagus. Und da das Künstlerdasein schwer ist, möchte sich sie darauf vorbereiten. Ich habe schon einige Bücher selbst publiziert, ich kenne den Drill. Ich habe auch schon mit Künstlern zusammen gearbeitet. Und kenne auch den Drill. Ich weiß, was man auf beiden Seiten fühlt und erlebt, was man für Fähigkeiten besitzen muss, um erfolgreich zu sein. Gut zeichnen oder schreiben allein reicht da nicht. Eine der wichtigsten Eigenschaften ist die Fähigkeit zum Teamwork und Durchhaltevermögen. Nicht gleich die Flinte ins Korn werfen, dranbleiben, aus Fehlern lernen, weitermachen. Projekte beginnen, sich durchbeißen und sie beenden. Nicht jedes Projekt wird ein Erfolg, aber auch das ist eine Lernerfahrung. Zu schauen, wie etwas beginnt, mit dem Spross, dranzubleiben, ihn zu düngen und auch die Trockenheitsphasen zu überleben, das ist es, was den erfolgreichen vom ambitionierten Künstler unterscheidet. Darum habe ich mit Eva schon mehrere Projekte gemacht, aber keines war so erfolgreich, wie das Wichtelbuch.

Ich liebe Wichtel. Wie der Herr von Aster im Vorwort sagte, sind sie die Spießer der Feenwelt. Ich selbst mag das lichte, das heitere, die Hobbits und die anderen lustigen Wesen, deren Bestreben nicht die Zerstörung und das Chaos ist, sondern die sich durch Freundlichkeit, Zusammenhalt und Fleiß auszeichnen. Ich bin da offenbar nicht allein und das war ein Teil des Erfolges des Wichtelbuches. 

Aber auch Evas Zeichnungen und vieles andere hat dazu beigetragen. Wir haben da einiges richtig gemacht. Was läge also näher, als diesen Erfolg wiederholen zu wollen? Nun bin ich jemand, der gerne weitersegelt. Wiederholungen sind nicht mein Ding. Und ich wollte schon lange ein Spiel machen. Die Wichtel boten sich an.

 

Aber was für ein Spiel? Worum soll es gehen?

Ich dachte zuerst an die Spiele, die ich selbst gerne spiele. Allen voran so etwas wie Talisman: ein Spiel, in dem man herumreist, Karten zieht, Gegenstände sammelt, stärker wird und schließlich die Krone der Herrschaft gewinnt. Wie viele herrliche Stunden hatten wir damit verbracht? Man spielt zwar gegeneinander, aber dennoch hat man viel Spaß. Dann Zombicide. Gemeinsam als Gruppe von Helden Horden von Zombies zu schnetzeln macht stundenlangen Spaß. Ich mag das kooperative Spiel. Es macht das Spiel weniger langweilig, wenn man gerade nicht dran ist.

Auch Spiele, die ganz besondere Mechanismen haben, sind spannend, vor allem, wenn sie cineastisch sind, wie zB Tsukuyumi von King Racoon Games. Das ist so abgefahren, da jede Spielfraktion anders ist und dadurch verschiedene Spielstile zum Sieg führen können. 

Ich mag keine Spiele, in denen man strategisch vorausdenken muss. Ich mag keine Spiele, in denen man allein denkt und gegen die anderen arbeitet - mit gähnend langen Phasen des Nichtstuns, während man vielleicht verzweifelt beobachtet, wie die anderen die mühsam erarbeiteten Pläne zunichte machen. 

 

Gut, das gab mir also schon Möglichkeiten: Ich möchte ein kooperatives Spiel, mit einem schönen Spielbrett, mit einem kurzweiligen Spielverlauf, keinen komplizierten Mechanismen, aber der Möglichkeit, immer mehr auszubauen.

 

Danach kamen die anderen Überlegungen: Wie ... also wie wird dieses Spiel real?

Ein normaler Spieleverlag hat dann Druckereien, die die Materialien machen. Aber ... das Wichtelbuch hatte eine Auflage von 250. Nehmen wir mal an, ich kann nicht alle mitnehmen. Rechnen wir vielleicht mal klein: vielleicht wollen 100 Leute dieses Spiel. Ein "richtiges" Spiel hat meist eine Mindestauflage von 1000. Vorher lohnt sich der Aufwand einfach nicht.

Also musste ich mich mental verabschieden von einem Spiel in einem typischen Spielekarton, mit herausdrückbaren Tokens, mit einem typischen Pappspielplan ... etc.

Warum? Weil ich folgenden Gedankengang hatte. Was, wenn ich das Spiel erst einmal bezahlbar für 100 Spiele plane und dann schaue, wieviel Bedarf da ist? Was, wenn ich ein ... bibber ... Crowdfunding wage? Und wenn ich mehr Geld bekomme, nach und nach alles "besser" mache?

Also begann ich, zu recherchieren. Und ich habe Wege gefunden. Ich kalkulierte und rechnete. Ich bestellte mir einen Musterkoffer bei einer Online Druckerei und verglich und dachte nach.

 

Was dabei herausgekommen ist, erzähle im im nächsten Beitrag.

 

Ich bitte sehr darum, alle Kommentare sofort rauszulassen! Erzählt mir, was ihr denkt. Welche Spiel ihr gerne spielt und warum? 

 

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