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Imposter und Kritik

Wenn ich das alles gewusst hätte ... oder auch: Eigentlich wäre es leichter, Brötchen zu verkaufen.

In meinem Leben laufen gerade zwei Dinge gleichzeitig: Ich hadere arg mit mir als Autorin und meine Tochter bewirbt sich für ein künstlerisches Studium.

Sie hat, wie jeder es hätte, Sorge, dass sie nicht angenommen wird, nicht gut genug ist.

Lustigerweise habe ich diese Sorge überhaupt nicht. Für mich ist völlig klar, dass jeder bescheuert wäre, sie nicht in seinem Team haben zu wollen.

Gestern Abend haben wir darüber gesprochen und mir wurde klar, dass ich dennoch Sorgen habe. Denn: Was, wenn sie auf die blöden Leute trifft?

Es gibt da mehrere Sorten:

In jedem künstlerischen Bereich muss man sich irgendwie präsentieren. Egal, auch Schriftsteller. Sie müssen ja ihr Werk irgendwie an den Verlag, also an den Agenten bringen. Und das macht man persönlich. Man poliert sein Exposé, sein Werk, seine Homepage, seine Zähne. Schließlich geht man zum Friseur, denn ein gutes Autorenfoto muss ja auch sein. Und manche können das eben besser. Sie sind die, die sofort nach vorne gehen, die sich in Pose werfen, die schamlos auf jeder sozialen Plattform darüber gackern, was sie tolles leisten, wie toll sie und ihr Buch/Song/Film ist.

Und man selbst denkt sich: Seufz, was bin ich blöd, wo ist das nächste Stück Kuchen?

Dann gibt es die, die alle vernetzen wollen. Die dabei aber ständig nur Energie saugen, weil sie noch was und noch was machen wollen. Und am Ende nur sich selbst dabei dienen. Ja, die sind ne Untergruppe der ersten Fraktion, aber sie tun immerhin so, als würden sie an andere denken.

Dann gibt es die, die alles besser wissen. Die dir genau sagen, warum dein Buch/Lied/Film kacke ist, warum du da und da zu wenig oder gar alles falsch gemacht hast. Die hemmen dich in deinem Schritt, weil ihre nörgelnde Stimme in deinem Kopf immer da ist, um dir zu sagen, dass du nicht gut genug bist.

Ebenfalls eifrig sind die Rezipienten: Sie stoßen deine Nase in jeden Kommafehler, in jedes schwache Verb oder strafen deine Klischees. Und egal, ob sie damit recht haben, oder nicht, sie vergessen oft, auch das Gute an deinem Werk zu erwähnen. Übrig bleibt ein bespritzter Scherbenhaufen.

Auch fein sind die Dinge, die niemand wirklich bewusst tut, die aber hart sind: Lesungen zu denen niemand kommt, oder keiner zuhört. Märkte auf denen man neben anderen Autoren steht und die verkaufen und verkaufen, während man alles wieder einpacken muss. Preise, für die man weder nominiert wurde, noch sie bekommt, wenn doch.

 

Und ewig winkt am Ende, egal, wie gut es läuft, das Imposter-Syndrom: Zu glauben, man hätte es nicht verdient. Man wäre aus Versehen hier, und alle würden doch irgendwie denken: Warum ist die auf der Bühne? Was hat die hier zu suchen?

 

Es hilft auch nicht, dass man eine Schar lieber Menschen hat, die einem immerzu sagen, wie stolz sie sind ... denn man selbst misst sich immer nur am Stand der Dinge. Und ist man gestern noch diejenige mit vielen Verkäufen gewesen, kann es heute schon ganz anders sein und man zerfrisst sich mit Gedanken, was man falsch gemacht hat. 

 

Aber: Wenn man es schafft, sich selbst und sein maßloses Anspruchsdenken zu reduzieren, dann kann man es ein bisschen genießen. Dann kommt der Zauber wieder, und dann, ihr Lieben, dann freue ich mich über jede Freude eurerseits und das ... DAS ist es, wofür ich schreibe. Nicht für Verkäufe oder Preise oder Listen. Für Freude.

 

Falls ihr das Gefühl habt, es sollte mehr Freude geben, und Eva (meine Tochter) sollte mehr davon erleben, dann könnt ihr sie zb auf Patreon unterstützen. Schon ab einem Euro. Hier klicken. Die wird mal groß. Guckt zu!

 

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