· 

Die Blase

Wie oft habe ich in meinen Jahren, die ich jetzt dabei bin, schon erlebt, dass Autoren auf social media mutlos oder gar aggressiv posten, dass das alles nix nutzt und niemand das liest, niemand sie wahrnimmt, niemand was kauft ...

Und es ist natürlich so, dass ich die gleichen Gefühle auch schon hatte. Man gibt und gibt, denkt sich dauernd neue Aufrisssprüchlein aus, fühlt sich mies, weil man schon wieder postet. Schon wieder bettelt. Schon wieder die Aufmerksamkeit der scheinbar unwilligen Masse fordert.

 

Aber genau da liegt der Fehler. Ich habe mir viele Autoren angeschaut. Was machen manche richtig und andere falsch? Was sagen berühmte Schreiber oder generell Menschen, die Außergewöhnliches produzieren oft: Ich denke keine Sekunde an dich! Sie denken nicht über ihr Publikum nach. Sie schaffen nicht für andere, sondern primär für sich selbst.

Es ist, als hätten sie eine Art Schutzblase um sich herum und ich mag es, das Bild der Seifenblase zu wählen. Warum? Weil diese Schutzblase bei mir tatsächlich immer wieder neu gemacht werden muss. Die ist nicht da, die ist nicht massiv oder stabil oder haltbar. Aber sie lässt mich nach draußen sehen, sie schillert herrlich und ich fühle mich geborgen.

Was heißt das? Also, wenn ich schreibe, gestalte, erfinde, dann denke ich zunächst an mich: Was will ich, was finde ich super, was begeistert mich? Erst, wenn ich selbst ein gutes Feuerchen am Brennen habe, denke ich auch an die anderen.

Und selbst dann: Ich frage nicht, ob mich jemand gut findet, ich frage nicht nach Meinungen oder Vorschlägen ... und wenn, dann ganz vorsichtig. Denn jeder weiß: Eine Scheiß Meinung kann dir dein ganzes Projekt verderben. Du vergisst den Mäkler nie. Er hat einen Premiumplatz in deinem Hirn. Seine "Kritik" kann noch so einzeln und wenig fundiert sein, sie ist ein Dorn an der Rose.

Was ich also tue und den anderen gerne vorschlage ist: Denke immer zunächst an dich! Halte dein Feuerchen am Brennen! Es kommt dir vielleicht vor, als wärst du mutterseelenallein auf der Welt, bist du aber nicht. (Irgendwie übrigens schon, und auch diese Erkenntnis ist massiv hilfreich - für mich wenigstens.) Irgendwer sieht dich. Und vor allem sehen sie am Ende dein Produkt, und ein Produkt, dessen Feuer gut und stetig gebrannt hat, ist ein gutes Produkt. Es wird seine Käufer und Bewunderer finden.

 

In diesem Sinne: Denk dir eine Blase um dich, einen Kokon, einen Zaun, eine Mauer, ein Dach, was auch immer. Aber setz dich nicht dauernd schutzlos der Meute aus. Die Leute sind gnadenlos. Sie sind auch oft viel zu abgelenkt von allem anderen, um dir das zu geben, was du von ihnen möchtest. Geh nicht daran kaputt. Auch die, die dich wirklich lieben, sind oft zu still, zu weit weg, zu beschäftigt.

 

In diesem Sinne: Lass dein Feuer stabil brennen. Die Welt braucht uns Künstler. Immer.