Wo steh ich eigentlich?

Ich bin ja eher so eine Lokomotive. Ich fahr und fahr und ab und zu halt ich an, lad was ein und aus und dann fahr ich wieder. Meist klappt das ganz gut, weil ich viel Energie habe.

Im Moment habe ich weniger davon und halte daher inne. Das tut mir nicht gut. Das fahren auch nicht. Nichts tut mir grad gut. So ist das Leben manchmal.

So steh ich also hier und denk: wo steh ich denn? Ist das, was ich tu, gut und richtig? Soll ich, wenn meine Speicher wieder geladen sind, also weiterfahren, oder sollte ich das überdenken? Soll ich Autorin bleiben?

Das Foto hierzu habe ich gewählt, weil man ja nur einen Teil der Welt sieht. Man hat einen Fokus und die ganzen blinden Flecken. Man redet sich trotzdem ein, man könne das große Ganze sehen. Ist doch Unsinn.

 

Während ich selbst fahre, beobachte ich die anderen natürlich auch. Ich hab's hier schon oft erwähnt: ich finde vieles befremdlich.

- ich finde befremdlich, dass Autoren sofort, nachdem sie ein Buch rausgebracht haben, Schreibratgeber sind. Für mich ist der Prozess des Schreibens so individuell, dass ich allerhöchstens erzählen kann, wie ich es gemacht habe.

- ich finde es befremdlich, dass manche Autoren wie Popstars behandelt werden

- ich finde es sehr befremdlich, wie um die Gunst der Leser gerungen wird. Teebeutel, Kugelschreiber, Kindles und Kleinwagen (jaja, Übertreibung, ich weiß) werden da als Gewinne für den Kauf von Romanen versprochen

- ich finde es befremdlich, dass dauernd neue Gruppen gegründet werden, in denen Autoren für andere Autoren Werbelinks abwerfen.

 

Dann gibt es Dinge, die sind ganz schlimm. Die sind aber überall so: es gibt sie in allen Sparten: die Klugscheißer und Ewig-Besserwisser. Die, die das Abendland bewahren wollen und jeglichen Fortschritt mit Unkenrufen bewerfen. Die, die niemals etwas Neues ausprobieren und für die das gestern immer noch das Maß aller Dinge ist.

Im Buchuniversum sind das die, die am liebsten noch an Bleilettern lecken. Die reden dann von Dingen wie Schusterjungen in ebooks. Und sie würden nie ein Buch kaufen, welches nicht von einem Lektor(TM) bearbeitet wurde, der am besten noch in Reichsmark bezahlt wurde. Sie glauben, von Verlagen multipel zurückgewiesen zu werden sei die Hohe Schule der Autorenwerdung. Und dass Selfpublisher ihre Bücher in Copyshops drucken lassen. Oder von amazon, noch schlimmer.

 

Warum erwähne ich das alles? Weil es mir Kraft raubt. Weil ich eigentlich lieber nur schreiben würde. Aber ich muss meine Bücher ja auch an den Mann bringen. Also bin ich auf Facebook und auf Veranstaltungen. Und während Facebook mir Energie raubt, bringen Veranstaltungen die oft wieder. Wenn wir mit dem Amt unterwegs sind und den Leuten Lachen und Neugier abringen, dann ist das toll. Leider sind Veranstaltungen körperlich anstrengend. Das ist dann wieder schlecht. Und sie kosten Zeit. Zeit, die ich manchmal auch gerne mit meiner Familie verbringen würde.

 

Soll das hier ein Jammerpost werden? Jein. Ich denke aber, dass das Resumee vielleicht einigen helfen kann, die auch Autoren sind oder werden wollen.

Wie überall im Leben, muss man drauf achten wo man steht. Und je nachdem, wie man sich positioniert, wird es hart. Ich hab's mir schwer gemacht. Ich bin dickköpfig und gleichzeitig unfassbar naiv. Ich will immer alles und zwar sofort. Ich schreib Fäntäsy (igitt) und noch schlimmer: Steampunk. Was'n das? Steampunk ist doch Science Fiction. Geht ja gar nicht. Und schon gar nicht als Frau. Verlage fassen Steampunk nicht mit der Kneifzange an. Das läuft doch nicht.

Stimmt. Das läuft wie ein Zentner Lebkuchen. Nur zu bestimmten Zeiten, nur in bestimmten Zielgruppen. Wer es probiert findet es meistens ganz lecker. Aber dann reicht's auch. Nur wenige legen sich einen Vorrat an und essen immer und am liebsten Lebkuchen.

Also schaue ich zu, wie zwar Steampunk als Veranstaltung das Mittelalter ablöst und verkaufe auf solchen Veranstaltungen auch gut, bin aber ansonsten froh um jeden einzelnen Verkauf der sich auf amazon abspielt. Wo andere mit hübschen Trivialromänchen abräumen und 5-stellige Beträge im Monat verdienen. Wo sie dafür dann noch belohnt werden (warum eigentlich, amazon? Die verdienen doch genug, warum müssen sie noch einen Bonus bekommen? ach ja, damit sie bei dir bleiben, verstehe).

Ich versuche es natürlich auch noch anders, wildere in anderen Genres. Da ich aber nicht für alles eine Blogtour mache, keine kindles verlosen kann und kein erkleckliches Werbebudget habe, bleibt auch das ... marginal. Ich arbeite mit Verlagen und Herausgebern zusammen. Das ist auch anstrengend. Manchmal gut, manchmal nicht so.

 

Was mach ich denn jetzt? Na klar, weiter. Ich mach weiter. Ich wollt's nur mal gesagt haben. ich wollte es mal, für alle, die bis hierhin lesen, gesagt haben, dass ich es sauschwer finde. Und für alle, die etwas anderes denken: es lohnt sich nicht. Trotz einiger Bücher, einem Kartenspiel und anderem Zeug, welches ich verkaufe, lohnt es sich nicht. Ich schwimme nicht im Geld, würde ich es in ein Becken werfen und reinhüpfen, würde ich mir das Genick brechen. 

 

Um zur Eingangsfrage zurückzukehren: Ist das, was ich tu, gut und richtig? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich gedacht habe, es wäre leichter. Ich weiß, dass ich denke, dass ich weitermachen sollte. Ich hoffe, dass irgendwann ein Punkt erreicht ist, wo Leute, die Geld haben (und die soll es geben), mir welches davon abgeben und die Aetherwelt endlich durchstarten kann. Verdammt: ich will mein Brettspiel, ich will meinen Film und die Serie und die App .. den Comic, die Graphic Novel, den Themenpark ...

 

Wo steh ich eigentlich? Ach Scheiß drauf, ich bleib nicht stehen. Ich fahr lieber. Bis bald. Ach, und wenn ihr mich anschubsen wollt, gerne! Denkt mal drüber nach. Wer meine Bücher gelesen hat, kann die aber immer noch verschenken. Oder ein Aetherdeck kaufen. Oder zwei. Geht hier über die Homepage ganz leicht. 

Danke.

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Sandra Baumgärtner (Mittwoch, 08 Juni 2016 15:05)

    Liebe Anja!
    Deine Antworten hast du bereits gefunden. Du fährst weiter, auch wenn du nicht weißt, wohin. Du machst dich auf den Weg, auch ohne zu wissen, was dich letztendlich erwartet. Auch wenn es manchmal anstrengend, gelegentlich langwierig und bisweilen langweilig ist. Weil es dich immer getrieben hat und immer weiter vorantreibt.
    Du bist eine Kreative, eine Macherin, die das tut, was sie möchte, um ihr Leben zu gestalten. Die vielleicht nicht immer so handelt, wie es von ihr erwartet wird. Gut so! Sei individuell. Du bist du! Anja Bagus eben. Ein Mensch, der hinterfragt, ackert und neugierig auf das Leben ist. Jemand, der jeden Tag ein Stück weiterkommen und dazulernen möchte. Ja, das Leben (und das Bücherbusiness) ist manchmal hart. Und es macht auch Spaß. Wenn dem nicht so wäre, dann ginge dir die Kohle für die Zugmaschine aus. Solange du aber die Gleise vor dir siehst, wirst du weiterfahren wollen. Denn da vorne wartet bestimmt etwas Spannendes auf dich. Das wartet noch kein Abstellgleis.
    Stillstand ist (für mich) gleichbedeutend dem Tod unserer Kreativität.
    In diesem Sinne: Lass uns eine Schippe drauflegen und das Signalhorn betätigen. Damit die andere vorgewarnt sind, wenn wir demnächst als ICE durch ihr Leben/die Messehallen brausen.
    Einen zeilenreichen Tag wünscht dir,
    Sandra