Welcher Autor will ich sein?

Heute stelle ich mir eine Frage, die sich jeder Mensch häufig stellt, wenn auch meist nicht bewusst. Aber wir treffen diese Entscheidungen ja dauernd.

 

Wer bin ich, wer will ich sein?

 

Und das auf zweifacher Ebene: erstens in unserem inneren Spiegel und zweitens im Spiegel der Welt, der Mitmenschen.

Ich stelle mir die Frage dann heute mal laut: welcher Autor will ich sein?

 

Will ich der stille Autor sein, der nur schreibt und sonst nichts? Ohh, das ist doch das Idealbild, denkt man so. Nur schreiben, alles andere macht der Verlag und am besten schreibt man im stillen Kämmerchen, in der einsamen Blockhütte oder so ... nur der Hund zu Füßen und die Katze auf dem Schoss, oder so. Und dann wird man berühmt, aber man muss sich nicht mit Fans rumplagen und dem Versenden von Lesezeichen und Teebeuteln.

 

Oder will ich der laute Autor sein, der ein Werk verbrochen hat und darauf rumreitet, bis der Arzt kommt. Der die Weisheit mit Löffeln gefressen hat und sofort eine Schreibschule aufmacht.

 

Es gibt noch die kooperativen Autoren, die sofort Rudelbildung betreiben und mit anderen Autoren Front gegen ... andere Autoren machen.

 

Oder man ist 24/7 für seine Leser da. Mit allem Zipp und Zapp und erwähnten Teebeuteln. Auf Instagram, Twitter und facebook. Autor zum Anfassen. Man weiß nachher alles von denen, bis hin zum Speiserest in den Zahnzwischenräumen, wegen extremer Nahaufnahmen bei Selfies.

 

Aber ... da ist es dann wieder genau, wie mit dem Mensch sein. Der eine so, der andere so. Und ich? Ach ... also ich habe gerade den großartigen Text von der grandiosen Meryl Streep gehört und bin total am Boden. Nicht im schlechten Sinne, sondern im Sinne von geerdet.

Der Dalai Lama soll mal sowas gesagt haben von wegen: die Welt brauche mehr ... und da waren auch Träumer und Geschichtenerzähler dabei. Ich fühle mich jetzt mal angesprochen. Ich würde mich zwar nicht als Bestsellerautorin bezeichnen (wie das manche Kollegen sofort tun, wenn sie mehr als 10 Bücher verkauft haben), aber ich hab in meinen vier Jahren erkleckliche Mengen verkauft. Ich hab also mit meiner Botschaft einige Menschen erreicht.

 

Meryl redet über Trump und über Menschlichkeit. Darüber, dass Medien missbraucht werden und gezielte Propaganda einem Mann zur absolut mächtigsten Figur der Welt macht, der weniger als ein Abziehbild ist. Der keine Werte verkörpert außer dem, dass es möglich ist, mit Ignoranz, Lügen und Dummschwätzen die niedrigsten Instinkte der Menschen wachzurufen, die es gibt. Der nichts als Wut und Zorn entfacht und was daraus wird, haben wir doch schon erlebt!

Ehrlich, ich schreibe keine historischen Romane, weil ich so gut in Geschichte war. Ich war mies. Ich will es auf den Lehrer schieben, aber ... was auch immer. Ich hab`s gemacht, weil es mir vom Settung her gefiel und ich wollte ja auch nur harmlose Unterhaltung schreiben. Aber letztlich schreibe ich etwas, was so heute wieder passt: ich schreibe von Fremdenhass und Feindseligkeit. Von Ausgrenzung und Abspaltung ganzer unschuldiger Bevölkerungsgruppen. Ich tue es letztlich im Kaiserreich, weil 1910 so eine spannende Zeit war, wo sowieso alles im Umbruch war. (Und weil ich halt eigentlich Steampunk schreiben wollte, ein saublödes Genre, dass auch nicht weiß, wo es hin will.) (Und weil ich Uniformen und hübsche Klamotten mag.)

Was ist meine Aussage (also die meiner Bücher)? Dass es nicht richtig ist, auszugrenzen. Dass es wichtig ist, transparent zu sein, Informationen zu verbreiten, Wissenschaft und Forschung zu ermutigen. In meinen Büchern sind die Leute intelligent und mutig. Das sind die Werte, die ich schätze.

Ich schätze keine Gewalt, falsche Coolness und ich glaube nicht, jemand ist mehr wert, weil sein Kontostand höher ist. Ich glaube nicht, dass jemand besser als jemand anderes ist. Ich glaube, jeder hat die gleichen Grundbedürfnisse und dass wir den anderen so behandeln sollen, wie wir selbst behandelt werden wollen.

 

Wenn ich als Autor und damit Künstler also Stellung beziehen soll, dann so: ich will, dass Intelligenz, Wissensdurst, und Mut wieder sexy werden. Ich will dass Heldinnen wie Agent Carter oder eben Annabelle Rosenherz mehr Aufmerksamkeit bekommen, als Trumps oder so. Ja, auch Vaiana geht da schon den richtigen Weg. Wir Künstler und Geschichtenerzähler müssen dafür sorgen, dass Leser dem nacheifern wollen. Wir müssen nicht nur dafür sorgen, dass wir gelesen werden.

Wenn ich das wollte, dann würde ich nämlich einen Millionär beschreiben der dämliche Frauen verführt und missbraucht. Und meine Cover wären einfarbig mit Kringeln und würden mit einem Wort beschreiben, wo oder wann, wie oft oder von wem sie missbraucht wird (After/Royal/50 usw). Oh, jetzt werd ich grad mal wieder sauer.

Nee, also ... was ich sagen will: Auch wenn mir das Alltagsautorengeschäft gerade mal wieder mächtig stinkt und ich in diesem Jahr definitiv etwas ändern muss, oder ganz aufhören ... Es macht eigentlich Spaß und es ist etwas, wo man mehr Verantwortung hat, als man denkt. 

Daher werde ich mich jetzt wieder um meinen Geschäfte kümmern. Aber am Ende mein Appell: werdet mutig. Schaut nicht weg. Lernt und hinterfragt. Werdet kritisch und bildet euch eine Meinung. (BILDET euch die, nicht sofort eine haben, sondern fundieren, nachhaken, forschen.) Und lasst nicht zu, dass wir Menschen auf die niedrigsten Instinkte reduziert werden. Lasst uns wie Roddenberry sein und lieber eine Sternenflottenakademie besuchen, als bald wieder Hitlerjugend.

 

Kein Trump-Desaster in Deutschland. Kein rechtes Gedankengut. Keine Gewalt. Keine Ausgrenzung. 

 

Bitte.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0