Von Conventions, Lesungen und Wert-schätzung.

Das Bild hier ist von meinem allerersten Auftritt. DER ERSTE! Auf einer unsäglichen Veranstaltung namens UNKNOWN, aber ich wusste es damals nicht besser. Es war toll - nicht, weil so viele Leute da waren, sondern weil mir dort klar wurde, dass ich einiges anders mache, als andere und das mache ich richtig.

Ich gehe auf Veranstaltungen mit meinem Stand und meinen Büchern und mehr. Ich gehe als Gesamteindruck. Kurz danach kam dann das Amt hinzu und Leute, die mit mir dieses Konzept beleben und auf Veranstaltungen präsentieren. Aus Spaß und mit dem Wunsch, Spaß zu verbreiten und Bücher zu verkaufen.

Unsere erste RPC. Trotz Fandom war das sehr teuer. Startgeld. Man muss ja bekannt werden. Wie jedes Jahr verpasste ich auch damals, mich zu Lesungen anzumelden. Einmal bin ich aus Zufall reingerutscht, aber das war wie viele Lesungen:

Man bereitet sich vor, fährt zu Orten, ist aufgeregt und erregt und dann sind da mehr oder weniger Leute und man liest und parliert und am Ende fährt man heim und hat mehr ausgegeben, als man eingenommen hat. Warum? Weil es ja nicht so ist, dass man NUR mal eben da ne Stunde gelesen hat, nein, es ist meist der ganze Tag futsch.

Und die Enttäuschung, wenn nur ein paar Lauscher da sind. Ich persönlich find das nicht schlimm, verkaufstechnisch ist eine kleine Menge besser als eine Große und man kann sich besser unterhalten. Aber es ist immer ein bisschen ein Trauerspiel.

Dann hechelt man auf Lesungen bei den "großen" Cons und ist einer von vielen auf mehreren Programmschienen. Man bezahlt auch hier für das Privileg, in einem Hinterzimmer lesen zu dürfen. Anreise, Hotel, Essen, Tischmiete.

Aber es muss ja sein, man hat ja ein Ziel.

Irgendwann wird mal eingeladen. Auch hier ist es noch so, dass man draufzahlt. Man will ja auch nicht gierig erscheinen. Aber inzwischen kennen einen ein paar Leute und dann kommen die Cons, wo man richtig bezahlt wird.

Kostendeckend. Wenn man jetzt nicht mitrechnet, dass man da oft insgesamt, mit allem drum und dran (hin und Rückfahrt und packen und so) auch drei Arbeitstage Vollzeit arbeitet. Und sich oft noch selbst verpflegen muss.

Manchmal bekommt man was zu essen, aber auf den Reisen muss man ja auch ...

Wenn man sich beschwert, wird man eben nicht mehr gebucht. Fertig.

Ist Realität und mecker ich auch nicht drüber.

Aber dann kommt die Zeit, wo man bekannter wird. Wo man weiß, dass man die Leute unterhalten kann. Wo man Leistung bringt. Und wo die Grenze zwischen: wir machen das alles zum Spaß und: das muss Hand und Fuß haben und inzwischen zahlen wir auch Steuern - verschwimmt.

Und dann wird man humorlos, wenn man immer noch zwei Tage Vollzeit arbeiten soll und dafür noch Eintritt bezahlen müsste. Obwohl einer, der nur rumsitzt, weil er mal unter einem Sturmtruppler-Helm geschwitzt hat und den Schweiß von Prinzessin Leia gerochen hat, fett Kohle bekommt.

Wenn man mit Essensgutscheinen abgespeist wird, obwohl man nicht vom Stand wegkann, um in der Schlange anzustehen. Oder mit einem Catering, welches nicht funktioniert und man nur ein Salatblatt statt belegte Brötchen findet. Oder damit, dass Essenspauschalen erstattet werden sollen, aber nur mit Quittungen, die Leute vor Ort aber keine Quittungen ausstellen können/wollen.

 

Ich lese sehr sehr gerne und ich weiß, das sich das gut mache. Und ich wünsche mir mehr Wertschätzung. Aber das kann ich auch nicht erwarten, weil das Publikum diese Wertschätzung erbringen muss. Letztlich ist es leider so, dass die ComicCons nur deshalb aus dem Boden schießen, weil die Leute das wollen! Die Veranstalter würden doch sofort damit aufhören, wenn es sich nicht lohnen würde! Aber statt Lesungen und wirklichem Kontakt will man eben Plastikwackelköpfe und ein Foto mit seinem Lieblingsstar. Isso. Mecker ich auch nicht drüber, ist wie überall. Die Leute wollen, was die Leute wollen.

Worüber mecker ich dann? Darüber, dass manche denken, sie können mich verarschen. Dass manche behaupten, es wäre nicht so und sie würden es doch besser machen. Wertschätzender. Nein, tun sie nicht. 

Es ist ein Geschäft und das knallhart. Also erzählt mir nicht, ihr wollt Kultur und wir haben uns alle lieb. Es geht um Profit und wenn es nur ist, dass wir alle auf null rauskommen. Was ein Deal wäre.

Aber ich werde weiter machen, weil ich von niemandem erwarte, dass er meinen Karren zieht. Den ziehe ich mit ein paar großartigen Menschen zusammen selbst. Ich habe keine Illusionen aber Hoffnungen. Ich hoffe auf den Tag, an dem ich wirklich davon leben kann. Das werde ich aber erst können, wenn meine Bücher den mainstream erreicht haben und ob ich das schaffe ... uff. Keine Ahnung.

Wenn ihr mich das nächste Mal auf einer Con oder einer anderen Veranstaltung seht, dann denkt daran, dass ich da bin, weil ich euch treffen will. Und dass ich meistens dafür draufzahle. Und dass ich einen Shop habe, in dem man alles bestellen kann. Das verpacke ich gern liebevoll und schicke es zu euch. Damit mache ich mein Geld. 

Auf Cons drücke ich euch alle gerne. Und les euch was vor. Ach: und ich komm auch gerne zu euch nach Hause oder auf eure Veranstaltung. Wenn es Kuchen gibt. Und Benzingeld. Und Wertschätzung. Weil die ist es, die mich am Laufe hält. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Manuela (Samstag, 15 April 2017 13:17)

    Wenn du mal in meiner Gegend und Chaosfest bist und ein Zimmer zum Übernachten ohne viel Luxus, dafür mit Vollverpflegung und Kuchen nach Wunsch, brauchst.
    Eine Stunde von Stuttgart weg. Dann darfst du dich gern melden.